Lüneburg, am Donnerstag den 28.03.2024

Die Geschichte von Kain und Abel

von Christiane Bleumer am 08.05.2017


Die Konflikte zwischen den Brüdern werden mit allen Mitteln ausgetragen.

Es ist eine wahrhaftig große Geschichte, eine Geschichte, die über drei Generationen und zwei Familien berichtet und dabei wichtige Fragen der Gesellschaft und des menschlichen Zusammenlebens berührt. John Steinbecks Roman Jenseits von Eden kam am Samstag, 6. Mai, in einer Fassung von Ulrike Syha auf die Bühne im Großen Haus und feierte dort in der Inszenierung von Jasper Brandis die viel beklatschte Premiere.

Es war nicht immer leicht für die Zuschauer, den Brüderpaaren zuzusehen, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Da wird getreten, geschlagen, misstraut und betrogen. Neid und Eifersucht und die Frage, wer vom Vater mehr geliebt wird, stehen im Mittelpunkt der Handlung. Das kennt man auch aus der bekannten Verfilmung mit James Dean, doch diese behandelt nur einen kleinen zeitlichen Teil des Romangeschehens. Das Bühnenstück aber spannt den Bogen von der Zeit um etwa 1860 bis hin zum Ersten Weltkrieg und erzählt die Geschichte der Familie Trask. Beginnend bei Vater Cyrus, der die zwei Söhne Adam und Charles hat, bahnt sich schon gleich zu Beginn ein Konflikt an, denn Charles ringt um die Anerkennung seines Vaters, der ihm jedoch Adam, den Erstgeborenen vorzieht. Es kommt zu einer ersten Eskalation, und seitdem trägt Charles ein Kainsmal auf der Stirn. Adam geht schließlich zur Armee, während Charles auf der Farm zurückbleibt.

Nach der Rückkehr des älteren Bruders leben beide allein, bis eine Frau auftaucht: Cathy Ames, eine berechnende Person, die vorher ihre Eltern durch Brandstiftung umgebracht und zweitweise als Prostituierte gearbeitet hat. Schwerverletzt durch einen Zuhälter wird sie von Adam entdeckt, der sie pflegt und sich in sie verliebt. Gemeinsam ziehen sie nach Kalifornien, wo Adam seinen Traum von einem Garten Eden träumt, der jedoch niemals wahr werden wird. Cathy bringt die lange Zeit namenlosen Zwillinge Caleb und Aron zur Welt und verschwindet anschließend aus dem Leben der drei Männer. Die biblische Geschichte von Kain und Abel wiederholt sich und steht somit gleich zweimal im Mittelpunkt der Handlung. Erneut verteilt der Vater seine Liebe einseitig zugunsten eines Sohnes, nämlich Aron. Hass und Eifersucht lassen Cal eine folgenschwere Entscheidung treffen, die die Geschichte in einer Katastrophe enden lässt.

All das ist in der Lüneburger Inszenierung hautnah spürbar, der Zuschauer kann dem Hass und der Eifersucht zwischen den beiden Brüderpaaren nicht entgehen und wird unweigerlich in die Handlung hineingezogen. Das ist ergreifend und keine Minute langweilig, zumal das Stück neben der Familiensaga auch noch vom Amerika dieser Jahrzehnte erzählt. Denn nicht nur die Familie Trusk sondern eigentlich das ganze Land ist in dieser Zeit auf der vergeblichen Suche nach dem Paradies.

Bühnen- und Kostümbild: Barbara Bloch. Die Schauspieler: Britta Focht (Mrs. Trask, Mrs. Ames, Faye u.a.), Stefanie Schwab (Ethel, Abdra u.a.), Beate Weidenhammer (Cathy u.a.), Felix Breuel (Der junge Adam, Aron u.a.), Paul Brusa (Adam Trask u.a.), Wolfgang Erkwoh (Horace Quinn, James Grew u.a.), Martin Andreas Greif (Cyrus, Mr. Edwards, Julius Euskadi u.a.), Matthias Herrmann (Mr. Ames, Lee u.a.), Fabian Kloiber (Charles, Caleb u.a.), Philip Richert (Samuel Hamilton, Will Hamilton u.a.) Piano: Mira Teofilova.

Weitere Aufführungen finden am 11.05. 20 Uhr / 16.05. 20 Uhr / 26.05. 20 Uhr / 11.06. 19 Uhr / 16.06. 20 Uhr / 21.06. 20 Uhr / 24.06. 20 Uhr statt.

© Fotos: t&w / Andreas Tamme


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