Lüneburg, am Mittwoch den 24.04.2024

Abschied nach fast 36 Jahren: Jugendamtsleiterin Angela Lütjohann geht in den Ruhestand

von Hansestadt Lüneburg am 18.05.2020


(sp) Lüneburg. Angela Lütjohann, zuletzt seit 2012 Leiterin des städtischen Jugendamtes, begann am 5. November 1984 ihre Laufbahn bei der Hansestadt Lüneburg. Nun nimmt sie nach fast 36 Jahren mit einem lachenden und einem weinenden Auge ihren Hut und geht in den Ruhestand. Am Freitag, 15. Mai 2020, verabschiedeten Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Stadträtin Pia Steinrücke die langjährige Mitarbeiterin im Huldigungssaal des Rathauses und würdigten ihr berufliches Engagement.



„Sie haben im Bereich der Jugendhilfe viel bewegt, viele Schicksale miterlebt und mitgestaltet und in diesem Zusammenhang sicher auch einiges verkraften müssen. Dafür sage ich im Namen der Hansestadt und ganz persönlich Danke“, so Oberbürgermeister Mädge. Große Fußstapfen gäbe es nun auszufüllen, bekräftigte Sozialdezernentin Pia Steinrücke. „Sie haben es stets geschafft, Ihre Visionen in die Arbeit einfließen zu lassen. Für diejenigen, die Ihnen nachfolgen, haben Sie die Messlatte damit hoch angelegt.“ In einer – durch Corona bedingt – kleinen Runde mit ihren engsten Mitarbeitern ließ die scheidende Jugendamtsleiterin ihr Berufsleben anschließend noch einmal Revue passieren.



Ihre Laufbahn begann Angela Lütjohann 1978 zunächst bei der Stadt Hannover in der Jugendpflege, wechselte anschließend zur Caritas und dann zum Sozialdienst beim Kreis Segeberg in Kaltenkirchen, bevor sie 1984 bei der Hansestadt Lüneburg anfing. „Mein Mann hatte damals die Möglichkeit, sich beruflich zu verändern, das nahm ich zum Anlass, mich beruflich ebenfalls nach Lüneburg zu orientieren. Dass es für mich aber weiter in Richtung Sozialarbeit gehen sollte, war dabei völlig klar; ursprünglich wollte ich ja Lehrerin werden, aber schon während meiner Schulzeit merkte ich, dass ich mir mehr Beteiligung und größere Spielräume wünschte, um mit jungen Menschen zu arbeiten.“



Bei der Hansestadt startete sie dann zunächst im damaligen Arbeitslosentreff in der Katzenstraße, wo sie unter anderem junge Arbeitsuchende beriet und dabei schon früh ihre Netzwerkerinnen-Fähigkeiten entdeckte. „In dieser Tätigkeit – wie eigentlich in allen meinen unterschiedlichen Arbeitsbereichen – war es entscheidend, einen persönlichen Draht mit den Jugendlichen zu finden, um ihre Beweggründe und Motivation zu verstehen. Im nächsten Schritt kam dann immer die Suche nach angepassten Lösungen. Mir war klar: In der Jugendarbeit ist es wichtig, mit möglichst vielen Akteuren zusammenzuarbeiten, um so Ressourcen zu bündeln und Hilfen ganzheitlich gestalten zu können. Dieser Ansatz findet sich heute auch in der stadtteilorientierten Arbeit wieder, die mittlerweile zu einem zentralen Element der Jugend- und Sozialarbeit geworden ist – und das ist auch gut so.“



Anfang der 90er-Jahre trat die Sozialarbeiterin zeitweise etwas kürzer, denn ihre beiden Töchter kamen zur Welt. Doch lange stillsitzen konnte sie nicht: „Ich arbeitete ehrenamtlich an der Telefonhotline des Deutschen Kinder- und Jugendschutzbundes, konnte wiederum eine Hilfe für junge Menschen sein und dabei selbst neue Kompetenzen erwerben. Daraus entstand der Wunsch, meinen beruflichen Wirkungskreis weiter auszudehnen.“ So kam die heute scheidende Amtsleiterin damals zum Jugendamt, übernahm ab 1992 beim städtischen Jugendhilfeverbund (SJL) zunächst Nacht- und Rufbereitschaften für Inobhutnahmen. „So manche Nacht habe ich dort mit Kindern zugebracht, bevor sie meist am Folgetag durch den Allgemeinen Sozialdienst übernommen wurden.“



Ab 1998 führte ihr Weg sie selbst zum ASD, mit dem Schwerpunkt Kaltenmoor, Wilhelm-Leuschner-Straße. „In dieser Zeit wurde mir die unbedingte Wichtigkeit von lokalen Netzwerken und präventiver Arbeit noch einmal ganz bewusst. Ich bin froh, dass das heute integraler Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe ist.“ 2003 war für Angela Lütjohann der Zeitpunkt gekommen, sich um eine Leitungsposition zu bewerben, „und so wurde mir die Verantwortung für den Regionalbereich Nord mit den Stadtteilen Ebensberg, Lüne-Moorfeld, Goseburg-Zeltberg, Kreideberg und Ochtmissen übertragen. Es standen einige Verwaltungsreformen an, auch das neue SGB II wurde eingeführt – insbesondere für die Arbeit in der Jugendhilfe wurde dadurch erst einmal vieles komplizierter.“ 2012 schließlich, nach einer neuerlichen Umstrukturierung, berief der Jugendhilfeausschuss des Rates Angela Lütjohann zur Jugendamtsleiterin.



„Meine Arbeit habe ich immer an einem zentralen Anliegen orientiert: der Sicherstellung des Kinderschutzes. Das Schlimmste, was in diesem Arbeitsfeld passieren kann, ist, dass die Verantwortung für ein Kind nicht klar geregelt und kommuniziert ist. Was meine persönliche Arbeitsweise angeht, so habe ich – und ich weiß, dass das die Kollegen auch das eine oder andere Mal amüsiert hat – immer einen Plan B gehabt. Wenn die Technik versagt. Wenn ein Referent erkrankt. Oder wenn sich spontan Pläne ändern. Ich bin einfach ruhiger, wenn ich das Gefühl habe, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.“ Einen Plan B braucht die scheidende Amtsleiterin nun nicht mehr. Und sie ist überzeugt, dass ihre Kollegen das Kind auch ohne sie weiterschaukeln werden. „Ich kenne die Kollegen gut und weiß darum, dass sie sich für das Kindeswohl ebenso engagiert und gewissenhaft einbringen wie ich. Ich kann jetzt also selbst etwas ruhiger werden und mich mit meinem Ruhestand auseinandersetzen. Auch wenn es sich gerade noch etwas komisch anfühlt – ich freue mich darauf!“



Bild: Stadträtin Pia Steinrücke und Oberbürgermeister Ulrich Mädge würdigten Angela Lütjohanns (M.) langjähriges Engagement und bedankten sich mit einem kleinen Empfang im Rathaus. Foto: Hansestadt Lüneburg



© Fotos: Hansestadt Lüneburg


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