Lüneburg, am Mittwoch den 08.05.2024

Alles ist gut. Aber …

von Carlo Eggeling am 25.04.2024



Es beginnt mit einer Spitze. Es sei schön, dass die Oberbürgermeisterin ihre Grußworte erstmals persönlich überbringe, sagt Heiko Meyer zur Begrüßung. Endlich hätten die Handelsvereinigung LCM und Claudia Kalisch den Termin abstimmen können. Anders als in den Vorjahren ist die Kronen-Diele am Mittwochabend reichlich gefüllt, gut 80 Gäste sind gekommen.

Die Oberbürgermeisterin lobt sich und die Verwaltung: Den Konflikt um ein Outlet der Firma Roy Robson an der Bleckeder Landstraße habe man gelöst. Es gibt zwar eins, aber ein bisschen kleiner. Die Grünen Oasen, im vergangenen Jahr als Bretterkonstruktion und Pflanzkisten mit Gestrüpp kritisiert, sollen nun in schön zurückkehren, das koste eine halbe Million Euro, der Clamart-Park sei "formidabel" hergerichtet. Am Stintmarkt gebe es eine öffentliche Toilette, Streetworker sollen auch in dieser Saison kommen. Es gab allerdings Klagen, dass die Toilette zu kurze Öffnungszeiten habe.

Ganz doll laufe es beim Tourismus, 410 000 Gäste hätten 2023 in Lüneburg übernachtet. "Zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor", sagt Frau Kalisch. Die Bäckerstraße sei voll, das wisse man durch die neuen Zählautomaten. Unter der Woche bummelten rund 19 500 Besucher übers Pflastern am Samstag gar 27 000.

Heiko Meyer gießt Wasser in den perlenden Schampus: Die Frequenz sei super, aber die Leute gingen zu wenig in die Geschäfte, um einzukaufen. "Achten Sie mal darauf, wer eine Tüte oder eine Tasche in der Hand hält", sagt der LCM-Chef. Der Handel habe arg zu kämpfen, trotz guter Lohnabschlüsse herrsche durch die Politik im Land eine große Verunsicherung bei den Verbrauchern. Plakativ: Mancher trage die Winterjacke eine Saison länger und putze die Sneaker noch einmal mehr, bevor er neue kaufe.

Frau Kalisch betonte, wie wichtig es sei, miteinander zu reden, das helfe sehr. Mancher in der Runde und in der Geschäftswelt fragt sich allerdings, was aus dem Reden wird. Zwei Stadtkonferenzen hätten wenig bis keine Ergebnisse gezeitigt. Dass man plane, die kostenfreien Parkplätze auf den Sülzwiesen zu streichen, sei eine mittelschwere Katastrophe für Mitarbeiter. Denn wer aus Rehlingen oder Brackede zur Arbeit komme, könne den Bus kaum nutzen -- der ist aufs Auto angewiesen. Bei kleinen Gehältern seien hohe Parkgebühren eine Last.

Auch der Glockenhof, dessen Umbau kein Glanzstück der Planung und Umsetzung im vergangenen Jahr war, sei kein wirklicher Gewinn: schwarzer Stein, den es sonst nirgends in der Stadt gebe, und im Sommer ein Wärmespeicher sondergleichen, der Platz wirke zudem viel kleiner als vorher.

Wann die Grünen Oasen, auf dem Markt mit Bänken ohne Rücklehnen, tatsächlich zum Verweilen einladen, bleibe abzuwarten. "Die sollten im April kommen, jetzt ist bald Mai", sagte ein Geschäftsmann. "Warten wir es mal ab."

Tenor: Es gebe einigen Gesprächsbedarf mit der Oberbürgermeisterin und ihrer Verwaltung. Man bleibe am Ball. Zum Prinzip Hoffnung passte der Vortrag der Rote-Rosen-Schauspielerin Katja Frenzel: "die Sache mit dem Glück". Man könne sich quasi dafür entscheiden, glücklich oder unglücklich zu sein, das könne man trainieren: "Das kann man lernen." Es bleibt, die eine blickt zufrieden auf sich und die Stadt, und andere benennen die Probleme. Carlo Eggeling

© Fotos: Boldt


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