Lüneburg, am Montag den 29.04.2024

Der Menschenjäger

von Carlo Eggeling am 28.03.2024


Junge Frauen verschwinden spurlos nach Discobesuchen, als Anhalterinnen- oder Disco-Morde beschäftigen sie die Polizei. Doch die mindestens sechs Fälle, die sich zwischen 1977 und 1986 zwischen Bremerhaven und Cuxhaven ereigneten, sind bis heute ungeklärt. Es könnte eine Verbindung nach Lüneburg geben: Kurt Werner Wichmann könnte als Täter infrage kommen. Der möglichen Spur geht der ehemalige Chef des Landeskriminalamtes Hamburg, Reinhard Chedor nach.

Wichmann soll verantwortlich sein für den Tod Birgit Meiers, die aus ihrem Haus in Brietlingen-Moorburg verschwand, und die Göhrde-Morde, bei denen zwei Paare starben. Alles geschah 1989, Chedor und andere fanden Birgit Meiers Leiche 2017 unter Wichmanns Garage. Wichmann, der sich 1993 in einer Zelle erhängte, gilt auch der Polizei als möglicher Serienmörder.

Mit ihm und der Arbeit Chedors beschäftigt sich eine dreiteilige Dokumentation, die jetzt in der NDR-Mediathek zu finden ist. Zudem läuft der Beitrag am 10. April um 20.15 Uhr im NDR-Fernsehen. Titel: Der Menschenjäger. Einiges haben die Autoren Elias von Salomon und Meike Pommer in der Region gedreht: im Stadtarchiv, an der Elbe bei Drage, an Wichmanns Haus am Stadtrand, im Lokal Capitol.

Die Zeit-Journalisten Anne Kunze begleitet Chedor seit Jahren und schreibt über seine Recherchen. Seit zweieinhalb Jahren bin auch ich dabei. Als Co-Autor habe ich für die Zeit berichtet, im Magazin Quadrat erschienen Beiträge. Über unser Projekt wiederum hat Spiegel-TV für die Sender NDR und SWR über mehrere Monate die Dokumentation gedreht, die nun online ist.

Wie berichtet, hatte der Bruder Birgit Meiers, Wolfgang Sielaff, auch er war Chef des Hamburger Landeskriminalamtes, nach seinem Ruhestand das Schicksal seiner Schwester erforscht. An seiner Seite hochkarätige Fachleute wie der Leiter der Hamburger Rechtsmedizin, Klaus Püschel, und eben Chedor. Ihnen gelang, was die Polizei nicht schaffte: Sie fanden die Überreste Birgit Meiers. Die Polizei durchsuchte später das Grundstück Wichmanns, fand 423 Asservate, darunter Frauenschuhe, Portemonnaies, Handtaschen. Dazu kommen Videos alter XY-Sendungen und Zeitungsausschnitte ungeklärterer Mord- und Vermisstenfälle. Auch die Polizei geht davon aus, dass Wichmann für weitere Taten verantwortlich sein könnte, eindeutige Beweise gibt es aber bisher nicht.

Wer mehr Chedor und seine Ansätze erfahren möchte, schaut die Doku. Wer noch etwas zu Wichmann sagen möchte, wendet sich an mich: carloeggeling@web.de

Die Bilder dokumentieren die Recherchen. Inge Beggers zeigt ein Foto ihrer 1977 im Cuxland verschwundenen Tochter Anja. Reinhard Chedor mit dem Fernseh-Team an Wichmanns Haus. Bilder Wichmanns. Recherche-Treffen in Hamburg. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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