Lüneburg, am Montag den 29.04.2024

Die Suche nach einem Mörder — der Fall Gitta Schnieder

von Carlo Eggeling am 06.03.2023




Rund 34 Jahre nach dem Mord an Gitta Schnieder hat die Polizei den mutmaßlichen Tatort zwischen Holm-Seppensen und Sprötze in Kreis Harburg erneut abgesucht, Ergebnis: rund 150 Gegenstände wurden entdeckt, davon könnten möglicherweise vier eine Rolle bei der Bluttat spielen. Das gab das bei der Polizeidirektion Lüneburg angesiedelte Fachgebiet Cold Cases am Montagmittag bekannt. Wie berichtet, hatten mehrere Gruppen des Technisches Hilfswerks sowie Spezialisten des Landesamtes für Denkmalpflege die Ermittler bei der Suche unterstützt. Es ging um ein Gebiet von rund zehn Hektar Fläche. Eine Woche lang durchkämmten die Helfer das Areal, das einer Fläche von 14 Fußballfeldern entspricht.

Zur Einnerung: Der Täter brachte die damals 45-Jährige am 10. April 1989 an der sogenannten Drei-Männer-Kiefer um. Ihr Mörder stach der Frau ein Messer in den Hals, ein Jogger fand die Leiche. Neben der Frührentnerin wachte ihr schwarzer Pointer-Schäferhund-Mischling, mit dem sie spazierengegangen war. Die Polizei schließt nach eigenen Angaben aus, dass es einen Zusammenhang mit dem Lüneburger Kurt-Werner Wichmann gibt, der im Verdacht steht im Sommer 1989 die Göhrde-Morde begangen zu haben, damals starben zwei Paare. Zudem gilt er als Mörder der Brietlingerin Birgit Meier, die 1989 verschwand, ihr Leichnam wurde im Herbst 2017 unter Wichmanns Garage entdeckt. Er nahm sich 1993 das Leben.

Auch der "Heide-Mörder" Thomas Holst, der drei Frauen tötete und ein Opfer nahe des Fundortes von Gitta Schnieder abgelegt hatte, kommt für die Cold-Case-Einheit nicht infrage. Die genannten Morde seien sexuell motiviert gewesen. Das sei bei Gitta Schnieder anders.

In der Mitteilung heißt es, Hauptkommissar Thilo Speich und seine Kollegen gingen davon aus, dass der Täter noch lebe. Gibt es einen Verdacht? Polizeisprecherin Julia Graefe auf Nachfrage: "Aktuell wird im Fall Schnieder noch kein Beschuldigter geführt. Die Annahme, dass der Täter heute mit hoher Wahrscheinlichkeit noch lebt, fußt auf einer kriminalistischen Analyse welche von Ermittlerinnen und Ermittlern durchgeführt wurde."

"Aus ermittlungstaktischen Gründen" verrate man nicht, um was für vier wichtige Gegenstände es geht. Die Frage liegt nahe, ob ein Messer darunter ist, denn die Mutter eines Sohnes wurde damals ja erstochen. Auswertungen liefen, heißt es. Und: "Die akribische Absuche brachte unter anderem Goldschmuck, alte Münzen, sowie eine Phosphorgranate aus dem 2. Weltkrieg zum Vorschein. Für die Entfernung der Phosphorbombe durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst wurden die Suchmaßnahmen kurzzeitig unterbrochen."

Speich erklärt, dass die Polizei heute über andere Möglichkeiten als vor gut drei Jahrzehnten verfüge: "Hilfreich sind hierbei vor allem die seither weit fortentwickelten Standards moderner Kriminaltechnik." Man werde den Spuren weiter nachgehen, "Mord verjährt nicht."

Hinweise an die Polizei: 04131-8306-1181 oder per E-Mail unter cold-case@pdlg.polizei.niedersachsen.de Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen die Suche und Hauptkommissar Thilo Speich.

© Fotos: ca/Polizei


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