Lüneburg, am Donnerstag den 09.05.2024

Es bleibt heiter — politische Woche

von Carlo Eggeling am 27.04.2024


Meine Woche
Spielplätze

Heute darf der Marienplatz wieder schöner werden. Engagierte Stadt nennt sich das Ganze. Immer gut, wenn sich Menschen engagieren. Das hatten wir ja schon mal. Zukunftsstadt 2030 hieß es da. Von 2020 bis 2023 arbeiten "sechs städtische und zwei universitäre Projektmitarbeiter*innen an 15 konkreten Experimenten in den Bereichen Wohnen, Stadtgestaltung, Ökologie, Soziales, Bildung, Mobilität und Wirtschaft. Sie kooperieren mit Akteur*innen der Zivilgesellschaft, weiteren städtischen Mitarbeiter*innen, sowie Student*innen, weiteren Mitarbeiter*innen und Professor*innen der Leuphana".

Nachzulesen in einer städtischen Vorlage im April 2022. Konkret wurde am Ende wenig, aber immerhin waren sechs Stellen finanziert, denn "gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rd. 1,5 Mio. Euro" konnte das Sextett aus dem Vollen schöpfen. In der Zeitung, da sag mal einer, die Medien würden nicht gefördert, erschienen regelmäßig ganze Seiten dazu, die angesichts der malträtierten Sprache engagierte Leser forderten, die sich da durchkämpfen wollten. Aber die Kasse klingelte. Und brauchen kann es der positiv gestimmte Verlag.

Der Marienplatz war ein Thema für die Zukunft, die schließlich nicht kam. Holzhackschnitzel, verrostete Klangschale, ein paar Hochbeete und vor allem Sinnsprüche, die zur Umkehr aufrufen. Erweckungsbewegungen haben was, wenn die Kirchen leerer werden. Nun geht's auf dem Platz weiter mit Parents for Future. Fridays for Future wirkt bei Demos zumeist recht ausgemergelt. Die Kinder haben inzwischen anderswo zu tun, da springen Mutti und Papi ein und bringen Ordnung ins Kinderzimmer.

Die neue Truppe hat einen Vorteil, die Langeweile der vergangenen Jahre muss sie nicht wiederholen. Außerdem, das Ziel ist bereits erreicht: Der Marienplatz ist ein Dauerspielplatz. Kann sich jeder mal ausprobieren. Was will man als engagierter Lüneburger mehr? Man könnte natürlich -- sicher x-fach größer -- beispielsweise mal nach Berlin gucken zum Tempelhofer Feld. Scheint so, dass aus Kopfkino konkrete Dinge werden können. Ganz wunderbar.

Gleich kommt der Kanzler in die Ritterakademie. Europa-Wahl und so. Mal sehen, ob's was Neues aus dem Berliner Wirrwarr gibt. Neulich habe ich etwas Technisches gelesen: "Schon das Bild von der Ampel ist zur Beschreibung unserer Drei-Parteien-Regierung falsch. Im festen Gehäuse der Verkehrsampel arbeiten die Farben Hand in Hand. Rot und Grün kommen sich niemals in die Quere. Das Gelbe liegt dazwischen, ist für die Farbübergänge zuständig. Jeder hat die ihm mechanisch zugeordnete Funktion. Da gibt es nichts auszuhandeln." Soweit die Theorie. Aber wir haben Scholz, Habeck und vor allem Lindner und Konsorten.

Ich hatte immer gedacht, in der AfD trifft sich ein Haufen fremdenfeindlicher Nationalisten mit wenig Verständnis für ein sich wandelndes Leben. Vollkommen falsch. Ungemein weltoffen: Ihre Spitzenvertreter sind ein Ausbund des Internationalismus. Engste Zusammenarbeit mit Russland und China, dazu eine queere Parteichefin, die mit ihrer Frau vor allem in der Schweiz lebt. Dass es zumeist Diktaturen sind, die den AfDlern arg gefallen, muss man als Erkenntnis nehmen: Jeder weiß, welche Alternative für Deutschland sich ein toleranter Mann wie Björn Höcke so vorstellt.

Denken wir an den Dichter Joachim Ringelnatz: War einmal ein Schwefelholz, / Das sich mit erhab’nem Stolz / Einen Anarchisten nannte / Und ein ganzes Haus verbrannte. /Dieses war schon ungewöhnlich, / Doch es kannte auch persönlich / Meyers Taschenlexika, /Ganz speziell das Bändchen "A", / Weshalb es sich nach dem Brande / An besagtes Bändchen wandte / Mit den Worten: "Sag, was ist / Eigentlich ein Anarchist?"

Schönes Wochenende. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook