101 Einsätze für die Krisenintervention der Johanniter im Jahr 2020
im Januar 2021
Ehrenamtliches Team betreute mehr als 360 Personen - mit
Maske und Schutzbrille Sie sind da, wenn Menschen den Boden unter den Füßen verlieren: Die Ehrenamtlichen des JohanniterKriseninterventionsdienstes begleiten Angehörige nach unerwarteten natürlichen Todesfällen, Suiziden oder Unfällen. Im Jahr 2020 haben die Helfer aus dem Regionalverband Harburg 101 Einsätze absolviert und damit in etwa so viele wie im Vorjahr (2019: 97). Insgesamt betreute das Team 368 Personen, elf Mal waren mehrere Teams im Einsatz.
"2020 war auch für uns ein besonderes Jahr - doch trotz
Corona haben wir unseren Dienst nicht eingeschränkt und
waren mit entsprechender Schutzausrüstung jederzeit
einsatzfähig", sagt Ingo zum Felde, der Krisenintervention der
Harburger Johanniter. An der Art der Einsätze hat sich im
Coronajahr nach Beobachtung der Ehrenamtlichen wenig
verändert: Am häufigsten war die Gruppe aufgrund von Tod in
der Häuslichkeit (58 Fälle), zur Betreuung von Angehörigen
nach Suizid (16 Fälle) und - gemeinsam mit der Polizei - zur
Überbringung einer Todesnachricht (14 Fälle) im Einsatz. In fünf
Fällen fand eine Einsatznachsorge statt. Dabei werden
Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst nach
besonderen Einsätzen begleitet, um das Erlebte zu verarbeiten.
In den ersten schwierigen Stunden sind die Ehrenamtlichen für
die Hinterbliebenen da, hören zu, geben Halt und helfen den
Menschen, sich zu sortieren. Doch während der CoronaPandemie laufen die Einsätze dieser psychosozialen Akuthilfe anders ab: „Wer weint, klagt oder schluchzt, der produziert Aerosole und Tröpfchen. Deshalb müssen wir uns während der Einsätze besonders schützen und tragen eine FFP2-Maske und eine Schutzbrille“, sagt zum Felde.
der Sicherheitsabstand erschweren es, Trost zu spenden: „Durch die Maske fällt die Mimik weg, das ist kaum zu kompensieren“, erläutert der Experte. Besonders für ältere Menschen kommt erschwerend hinzu, dass die Sprache durch die Schutzmaske undeutlicher wird. „Natürlich sind auch ungeschützte Berührungen, wie zum Beispiel die Hand eines
Angehörigen halten, nicht mehr möglich – aber wir können die Hand auf die Schulter des Trauernden legen, da wir dank der Schutzausrüstung an die Menschen herantreten können“,
ergänzt er. „So konnten wir auch Menschen begleiten, bei deren Angehörigen Corona als mögliche Todesursache im Raum stand.“ Wichtigster Halt für Menschen, die einen
Angehörigen verloren haben, ist das eigene soziale Umfeld. Doch durch die Pandemielage sind die Kontakte oft stark eingeschränkt. Hier unterstützen die Ehrenamtlichen dabei, die
sozialen Kontakte zu aktivieren und trotz der Ausnahmesituation selbst wieder handlungsfähig zu werden.
Das Team der Krisenintervention wurde 2011 im Landkreis Harburg gegründet. Inzwischen
zählt die Gruppe 22 Mitglieder. Alle arbeiten ehrenamtlich, haben einen Beruf, dem sie nachgehen und können trotzdem eine 24-Stunden-Bereitschaft an 365 Tagen im Jahr sicherstellen. Damit sie helfen können, haben die Ehrenamtlichen eine umfassende
Ausbildung bei den Johannitern absolviert und sind auf verschiedenste Situationen vorbereitet. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, kann eine E-Mail schreiben an:
harburg@johanniter.de. Die nächste Ausbildung startet voraussichtlich Mitte 2021.
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