500 Euro, zwei Jahre – und ich hätte besser Kaffee getrunken
von Winfried Machel am 25.11.2025500 Euro, zwei Jahre – und ich hätte besser Kaffee getrunken
Von Winfried Machel
Ich wollte nur 500 Euro zurückhaben. Kein Luxus, kein Investment, keine Zukunftsvision – nur eine ganz normale Rechnung. Also habe ich das gemacht, was ein braver Bürger macht: Inkasso beauftragt, Gerichtsvollzieher eingeschaltet und mich voller Hoffnung dem deutschen Rechtsstaat anvertraut. Ein schwerer Fehler. Oder sagen wir: ein Lernprozess. Für mich. Ein Genuss für meinen Schuldner, einen charmanten Gastronomen, der offenbar besser serviert als bezahlt.
Sein Geheimrezept? Homöopathische Überweisungen. Drei Euro hier, vier Euro da – vermutlich das Trinkgeld vom letzten Cappuccino. Immer genau dann, wenn es ernst wird. Kurz vor Haftandrohung: Ping! – Mini-Zahlung. Und schon hebt sich der Vorhang für die nächste Runde. Mein Geld bekommt er nicht, aber meine Geduld trainiert er kostenlos mit.
Die eidesstattliche Versicherung hat er übrigens ganz souverän abgegeben. Danach einfach weitergemacht, als hätte er gerade ein Bonusheft abgestempelt bekommen:
„Einmal zahlungsunfähig, Bonuspunkte sichern, weiter kochen.“
Und ich? Ich starrte auf Gebühren, Wartezeiten, Briefe, Stempel und das gemächliche Zen eines Gerichtsvollziehers, der mir die tiefe Wahrheit des Vollstreckungswesens offenbarte: Wer lange genug wartet, stirbt irgendwann zufrieden.
Heute weiß ich: Ich habe mehr investiert als mein Schuldner. Zeit, Nerven und Gebühren. Er hat nur Münzen eingeworfen – und das System schmunzeln lassen. Und jetzt begreife ich auch, warum Firmen mit Namen wie „Moskau Inkasso“ keine Werbung brauchen. Das deutsche Rechtssystem macht das ungewollt selbst:
„Wir sind höflich, langsam – und absolut harmlos.“
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