Lüneburg, am Dienstag den 12.08.2025

Abschied mit Fantasie

von Carlo Eggeling am 09.08.2025


Meine Woche
Brummkreisel

Für manche hallt ein Paukenschlag, andere sagen: "Nicht unerwartet bei der Krankheit." Landrat Jens Böther tritt nicht erneut als Kandidat an, wenn im kommenden Jahr gewählt wird. Die Gesundheit gehe vor, sagt der 59-Jährige, der ein Krebsleiden überstanden hat. Bürgermeister in Echem und Bleckede war der Christdemokrat, bevor er 2019 ins Kreishaus einzog. Er setzt sich für die Elbbrücke bei Neu Darchau ein und landete gerade einen Treffer. Denn anders als grüne Minister und Abgeordnete, lässt Hannover mit einem SPD-Ministerpräsidenten die Möglichkeit einer Querung offen und klimpert mit Geld für einen eventuellen Bau.

Alles très chic bei Böther? Der Betrieb der Arena läuft nicht so schön, wie man Glauben machen möchte, denn am Sicherheits-, Brand- und Fluchtwegkonzept hängen laut Unterlagen Fragezeichen. Die von der Landjugend gezimmerte Holzhütte bei Amelinghausen als angeblicher Umweltfrevel war vor Monaten ein Dauerlacher weit über die Region hinaus. Beide Projekte nahm Böther seiner für Außendarstellung wenig sensiblen Kreisrätin weg. Zu spät, raunen sie selbst in seiner Partei. Selbstredend lobt die ihn nun zum vorgezogenen Abschied und bedauert, dass er aufhört. Wie man das so macht.

Aus Gemeinden im Landkreis kommt allerdings die Rückmeldung, dass die Kreisverwaltung nicht so verlässlich und innovativ arbeite, wie es wünschenswert wäre. Auf Antworten und Genehmigungen warte man seeeehr lange. Dass Chaos bevorstehen dürfte, wenn nach Vorgaben der Politik zum Jahreswechsel der Busverkehr Sache des Kreises wird, ist aus unterschiedlichen Lagern zu hören. Wie im Januar ein Betriebshof im Lüneburger Hafen in Betrieb gehen soll, für den nicht einmal die Baugenehmigung vorliegt? Statt Moin, guten Morgen liebe Sorgen -- oder positiv bewegt: Wunder brauchen Chancen.

Böther, ein freundlicher, zugewandter und engagierter Mann, beherrscht fachlich sein Handwerk. Das ist nicht jeder in unserem Landstrich gegeben. Er schreibt noch ein Stück Lokalgeschichte mit, doch andere überlegen längst, wie sie und wer die Geschichte weiterdreht. Wer soll im Herbst 2026 für die CDU antreten? Ein, zwei Namen werden genannt. Ähnlich ist es bei der SPD. Dann geht es nicht nur um den Posten des Landrats, in den Kommunen stehen im Herbst 2026 Wahlen an.

Steffen Gärtner, der in Gellersen regiert, hat schon erklärt, er bleibe dort. Der CDU-Mann macht einen guten Job. Für den SPD-Kollegen Christoph Palesch in Amelinghausen gilt dasselbe. Beides gute Leute ist aus verschiedenen Parteien zu hören. Die Zwei haben schönste Aussichten, wiedergewählt zu werden. Warum ins Risiko gehen?

In anderen Gemeinden wie Ilmenau und Bleckede sieht es kaum anders aus. In der Ostheide hört SPDler Norbert Meyer auf. Getuschel: Sozialdemokrat Maik Peyko wird genannt, Christdemokrat und Bürgermeister Karsten Johansson ebenso. Beide kommen aus Neetze.

Doch wie bei der angegriffenen SPD geht es für die CDU um Personal, Konzepte und Strategie für die Region. In der CDU sitzt ein maßgeblicher Schwarzer kritisch mit seiner Partei zu Gericht, es wirke, als ob man "ohne strategischen Plan" vorgehe. Gerade in Lüneburg, wo es um das Amt des OB geht.

Dass neulich Stadtverbandsvorsitzender Heiko Eggers seiner Truppe attestierte, sie besitze ein Konzept, hat selbst bei Konservativen für Lacher gesorgt. Welches? Nicht mal in Eggers widersprüchlichem Ki-inspirierten Text sei das erkennbar gewesen. Wo solle im Stadtrat ein Profil der CDU zu erkennen sein, wenn man so konfliktscheu sei? Lediglich die Landtagsabgeordnete Anna Bauseneick und Burghard Heerbeck fallen regelmäßig mit Inhalten und Positionen auf.

Weil hier angeblich so viel vom Hörensagen stammt, ist es sicher nur ein Gerücht, dass Kämmerer Matthias Rink aufgrund seines schwarzen Parteibuchs die Richtung der Fraktion vorgeben soll. Einige fragen sich: welche, außer, dass der Kämmerer und Kulturchef aus seiner Sicht stets total gute Dinge präsentiere? Seinen Minus-Etat könnte man auseinandernehmen, meinen CDUler, die etwas von Zahlen verstehen -- aber unter Parteifreunden lächle und schweige man. Wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde?

Spekulationen, wer was werden könnte oder sollte. Für den Landrat fällt der Name des SPD-Landtagsabgeordneten Philipp Meyn, der in Lüdershausen und damit auf dem Land zu Hause ist, dazu als Fußballer ein Kumpel. Marco Schulze für die CDU. Der scheiterte zwar als Bundestagskandidat, auf dem Land holte er reichlich Stimmen, in der Stadt hingegen fiel er ab gegen Jakob Blankenburg. Die Stadt bleibt schwierig, zeigen letzte Wahlergebnisse: 20 und mehr Prozente haben die Grünen wohl sicher, die Linke dürfte angesichts der vielen Studenten bei mehr als zehn Prozent landen. Da haben es die Schwarzen schwer und die SPD hat es nicht einfach.

Ach ja, die AfD könnte ebenfalls an zwanzig Prozent heranreichen -- in Kaltenmoor holte sie bereits mehr als 30. Der Amelinghausener Stephan Bothe dürfte für die AfD ins Rennen ums Kreishaus gehen, hat er mir vorhin auf der Bäckerstraße gesagt. Selbstverständlich nur, wenn seine Partei ihn nominiere. Im Kreis und in der Stadt ändert das manches, nicht nur im Ton. Halten alle den Abstand? Eine hin und her schlingernde Bundespolitik in Berlin pustet wie Rückenwind für alle Meckerpötte ohne wirkliche Alternative für Deutschland. Lüneburg kann auch Berlin, lokal wirkt vieles ähnlich entschieden und planvoll wie ein Brummkreisel.

War‘s wieder gemein? So soll es nicht sein. Der Schriftsteller Mark Twain spendet Trost: „Die kleinste Hoffnung ist besser als die schlimmste Befürchtung." Eben. Hoch die Hände, Wochenende. Carlo Eggeling

eine Korrektur: Böther zog 2019 ins Kreishaus ein, nicht 2021, wie zunächst geschrieben. Sorry. 

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare

Kommentar von Willi Behrens
am 10.08.2025 um 11:40:03 Uhr
Genau auf den Punkt gebracht!
Bin sehr gespannt, ob die Politiker sich, im jetzt anstehenden Wahlkampf, um die wirklichen Probleme in der Region kümmern, oder ob sie ihre Energie hauptsächlich dafür verschwenden, die AfD zu verhindern! Ein Unterfangen, was bislang immer nur das Gegenteil bewirkt hat! Ich lasse mich überraschen!


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