Lüneburg, am Donnerstag den 08.05.2025

AG Lüneburg zu Fuß: Für mehr Barrierefreiheit im Stadtbereich – Teststrecke sorgt für Aha-Erleb

von Fuss e.V. am 06.05.2025



„Eins, zwei, drei – los!“ hieß es neben dem Marktplatz am Sonntag, 4. Mai 2025. Und Jüngere und Ältere starteten mit Rollator, Trolley oder Rollstuhl, um am eigenen Leib zu erfahren, wie sich das Kopfsteinpflaster anfühlt. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, so ein Teilnehmer im Nachhinein. „Wie man da durchgerüttelt wird!“ Die AG Lüneburg zu Fuß fordert mit dieser Aktion mehr Barrierefreiheit im Straßenraum – einen „Neustart Inklusion“.

„Altstadt für Alle!“ – Für Barrierefreiheit im Straßenraum

Foto: J. Korn. Erster Stadtrat Markus Moßmann und Bürgermeisterin Christel John beim Wettrennen auf der Teststrecke. Hier zählte jede Sekunde – und jeder Tropfen Wasser, der verschüttet wurde. Links Ratsmitglied Dr. Michael Perschmann, rechts Eckhard Pols, neuer Wirtschaftslotse der Hansestadt, und CDU-Vorsitzender Wolfgang Goralczyk.

„Altstadt für Alle!“ hieß es am Sonntag, 4. Mai 2025, auf dem Marktplatz in Lüneburg. Anlässlich des 5. Mai, dem Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, hatte die AG Lüneburg zu Fuß eingeladen zum Testlauf: Wie fühlt es sich an, wenn man mit Rollator, Rollstuhl und Einkaufstrolley auf dem Kopfsteinpflaster unterwegs ist? Theoretisch weiß jeder, dass das nicht angenehm ist. Es selbst auszuprobieren, sorgte für ganz besondere Aha-Erlebnisse. 

Markus Moßmann eröffnet mit Christel John und Karin Fischer die Teststrecke

Erster Stadtrat Markus Moßmann eröffnete zunächst die Teststrecke mit einer kleinen Rede. Man sei sich des Problems bewusst, erklärte Moßmann und nannte kommende Schritte, die Verbesserungen bringen sollen. Denn: Barrierefreiheit müsse immer Gegenstand unseres Denken und Handelns sein.

Gemeinsam mit Bürgermeisterin Christel John und der Gleichstellungsbeauftragten Karin Fischer startete er zum Testlauf. Gewertet wurden Schnelligkeit und wieviel Wasser am Ende der Fahrt noch ein einem offenen Behälter übrig war. Um sie herum beobachteten heitere Passant:innen neugierig die Testfahrt. 

Christel John: „Jeder Mensch in der Stadt hat Recht auf Teilhabe am Stadtleben“

Anschließend berichteten die drei von ihren Erfahrungen. Man komme schon bei den ersten Metern an seine Grenzen, stellte Markus Moßmann fest. Man brauche Kraft und es koste immer Mühe; das ständige Rütteln auf dem unebenen Pflaster sei eine große Belastung, so Karin Fischer, die sich als Gleichstellungsbeauftragte auch für die Gleichstellung bei Behinderung einsetzt.

Die Gefahr, dass sich die Räder verhaken, sorge für Unsicherheit und Angst. Sie teile die Forderungen der AG Lüneburg zu Fuß hinsichtlich des Kopfsteinpflasters, erklärte Bürgermeisterin Christel John. „Jeder Mensch in der Stadt hat Recht auf Teilhabe am Stadtleben“, stellte sie klar. 

Gewinner: Jürgen Kipke, Hansestadt Lüneburg

„Mit der Gehhilfe in den Händen merkten die Teilnehmenden plötzlich, dass man auf dem Pflaster wirklich kämpfen muss, um voranzukommen. Selbst die Fittesten hatten große Probleme beim Bewältigen von Kurven“, stellt Erwin Habisch fest. Er ist bei FUSS e.V. und beim ADFC engagiert. „Wir brauchen gute, sichere Wege für alle Verkehrsarten. Das wollen wir mit dieser Aktion deutlich machen.“

Über dreißig Teilnehmer:innen erprobten die Teststrecke. Alle waren von dem Versuch hinterher sichtlich beeindruckt – und überrascht, wie schwierig und anstrengend das war. Gesamtgewinner war Jürgen Kipke vom Fachbereich Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Umwelt und Mobilität der Hansestadt. Er schaffte die Strecke mit dem Einkaufstrolley in 1:58 Minuten und verschüttete dabei nur 350 Milliliter, also ein Drittel des Wassers. Chayenne und Björn erreichten Platz zwei und drei. Herzlichen Glückwünsch!

„Neustart Inklusion“: Barrierefreie Überwege im Straßenraum 

Die AG Lüneburg zu Fuß fordert daher, sogenannten Rolli-Furten einzurichten – Überwege, auf denen man an Kreuzungen und Einmündungen die Pflasterstraßen überqueren kann. „Die NUMP-Untersuchung sieht vor, ein Fußwege-Netz für Lüneburg zu planen, in dem Haupt- und Nebenrouten definiert sind. Ein erster und sinnvoller Schritt wäre es, auf den vorgeschlagenen Hauptrouten solche Überwege anzulegen“, erklärt Julia Born (FUSS e.V.). 

Zur Veranschaulichung hat die AG Lüneburg von zentralen Orten in Lüneburg Fotomontagen geschaffen. Eine kleine Fotoserie zeigt jeweils Vorher-Nachher-Bilder – mit Querungshilfe und ohne. „Damit wollen wir anregen zur Diskussion und zeigen, dass es sehr wohl Mittel und Wege gibt, Lüneburg barrierefreier zu machen“, beschreibt Jonas Korn vom VCD Elbe-Heide. Gefördert wurden die Plakate von der Aktion Mensch – passend zum Motto des Protesttags am 5 Mai: „Neustart Inklusion“.

Information: AG Lüneburg zu Fuß

Die AG Lüneburg zu Fuß ist ein Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen in Lüneburg, darunter ADFC, Behindertenbeirat, Blinden- und Sehbehindertenverband, FUSS e.V., Lebenshilfe und VCD. Sie will dem Fußverkehr in Lüneburg mehr Aufmerksamkeit und Geltung verschaffen, setzt sich für Barrierefreiheit und ein gutes Miteinander im Verkehr ein.

Kontakt: lueneburg@fuss-ev.de Mehr Information: https://www.luenepedia.de/wiki/Lüneburg_zu_Fuß

© Fotos: Fuss e.V.


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