Lüneburg, am Donnerstag den 05.06.2025

AIDS — zu Unrecht vergessen +++ ein Gespräch mit dem König und Gefolge

von Carlo Eggeling am 30.11.2023


Aids, was war das noch mal? Kommt nur noch selten vor in den Medien außer am Welt-Aidstag am 1. Dezember. Medizin kann inzwischen helfen beim Leben und Überleben mit der Krankheit. Als die tödliche Gefahr vor vier Jahrzehnten erkannt wurde, war das ganz anders. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel schrieb im Sommer 1983 von der "Homosexuellen-Seuche". Was Unsinn war, denn die Krankheit traf nicht nur Schwule, sondern auch Heteros, die Viren übertragen sich nicht allein beim Sex, sondern auch über Blut. Damals begann ein großes Sterben, gerade in den USA, aber die Krankheit breitete sich aus. Weltweit.

"Für uns als Gruppe ist das Thema heute nicht mehr so wichtig", sagt Alex Tesmer. Lüneburgs schwuler Heidekönig und seine Mitstreiter Dirk Ahrens und Arne Schoenwald verweisen auf die Erfolge der Medizin. Sie betonen, was heute Standard ist: Die Immunschwächekrankheit betrifft eben nicht nur Homosexuelle, sie kann alle treffen. Selbst wer sich angesteckt hat, kann die Attacke gegen den Körper gut in Schach halten: "Menschen, die in Therapie und eingestellt sind, sind auch nicht mehr ansteckend." Ahrens ergänzt: "Sie sind durch Tests laufend unter Kontrolle, damit sind sie safe." Doch die drei Lüneburger warnen gleichwohl vor einer "falschen Sicherheit".

Am 1. Dezember erinnern man weltweit an Aids. Auch an der Ilmenau. Daher Zeit für eine kurze Bilanz, bei einem Kaffee und Tee im "Capitol". Die drei engagieren sich für die Belange der queeren Gemeinschaft. Als Alex II. fährt Tesmer mit seinem Team zu vielen Festen, wenn irgendwo eine Wurzel-, Heide- oder Weinkönigin gekürt wird, sind die Jungs aus der Heide oftmals dabei. Dass Schwulsein ganz normal ist, sei bei den Menschen weitgehend angekommen. Doch das Thema Sex und Risiken klammerten die meisten aus.



Dabei ist es aktuell. Denn Krankheiten, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, nehmen zu. So haben sich laut Robert-Koch-Institut beispielsweise etwa 300.000 Menschen mit Chlamydien angesteckt. Chlamydien sind Bakterien, die Entzündungen verursachen: am häufigsten in den Schleimhäuten von Harnröhre, Gebärmutterhals und Enddarm. Aber auch Syphillis und Tripper breiten sich aus. Es bleibt also bei der Ermahnung, die Bundesgesundheitsamt und Aids-Hilfe seit Jahrzehnten unter das Volk bringen: Kondom benutzen. Das schützt am besten vor Übertragungen.



Gleichwohl weiß, wer sich bei Kontaktbörsen umschaut, dass viele Suchende Sex ohne Kondom wollen und bieten. "Da heißt es dann, ich nehme Prep", sagt Alex. Zum einen sei das oftmals nur eine Behauptung, zum anderen schützte das Medikament eben nicht nicht vor anderen Krankheiten. PrEP ist die Abkürzung für „Prä-Expositions-Prophylaxe“, auf Deutsch: Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt. Der Stoff sollte zwei, drei Tage vor einem Kontakt eingenommen werden, um Schutz zu bieten. So die Theorie. Doch die Männer sagen auch, nicht jeder vertrage das Medikament, daher sei Vorsicht geboten. Und: Wenn die Lust besonders groß sei, denke nicht jeder an die Prophylaxe.



Interessant sei, dass in der queeren Gemeinschaft recht offen über das Thema gesprochen werde und man sich dort der Gefahren bewusst sei. Auch weil es in vielen Beziehung dazu gehört, neben dem festen Partner mit anderen Sex zu haben. Bei den Heteros, also der Mann-Frau-Beziehung sei es anders: Fremdgehen sei zwar weit verbreitet, werde aber kaum thematisiert. Und eben auch nicht der Schutz. Die drei sind sich einig: Egal wie man orientiert sei, es gehe um "Verantwortungsbewusstsein" für sich selbst, gerade aber anderen gegenüber.

Großes Lob spendet das Trio Dr. Gisela Gille, die pensionierte Ärztin, die lange für das Lüneburger Gesundheitsamt arbeitete, biete noch immer Sprechstunden und Aufklärung zum Thema an. Sie ist ist zu erreichen im Gesundheitsamt, Am Graalwall 4, Zimmer 7a, jeden Dienstag von 14 bis 17 Uhr.

Die Lüneburger Gemeinschaft. Weiß um die Gefahren, aber eben auch um die Erfolge im Kampf gegen HIV und Aids. Deshalb feiert das Team rund um den Schwulen Heidekönig und Queen Mum Dirk Ahrens am Samstag, 2. Dezember, 22 Uhr zu einer Christmas-Party im Keller und dem September Auf dem Kauf. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen König Alex mit Queen Mum Dirk Ahrens und Adjutant Eric Böttcher im vergangenen Sommer.

Die Grafiken steuert Arne Schoenwald bei.

© Fotos: ca / Schwuler Heidekönig


Kommentare Kommentare

Kommentar von Andreas
am 30.11.2023 um 20:46:05 Uhr
Gute und wichtige Arbeit!!
Danke !


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