Lüneburg, am Freitag den 03.10.2025

Angst vorm Aufwachen

von Carlo Eggeling am 09.11.2024


Meine Woche
Die gute alte Zeit ist jetzt

Man könnte glauben, die Welt tanzt auf einem Vulkan, USA, Berliner Ampel. Dauernachrichten im Fernsehen, Experten erklären uns, was kommen könnte, um hinterher zu wissen, warum es eben nicht so gekommen ist. Das, was einen Experten ausmacht.

Wie schön, dass es Verlässliches gibt. Im Rathaus hat die Marketinggesellschaft das Programm der Weihnachtsstadt vorgestellt, mit viel Begeisterung, doch ein Blick auf Programm und Konzept zeigt, Wiederholungen müssen nicht schlecht sein. Dann die Debatte, ob die Hindenburgstraße weiter nach dem Reichspräsidenten benannt bleiben soll, der Hitler zum Reichskanzler machte. Alles Für und Wider dutzendfach gehört. Man kann mitschnarchen. Die Politik müsste entscheiden. Vielleicht sollte sie sich zunächst fragen, warum sie dem Militär des Ersten Weltkriegs bislang nicht die 1918 verliehene Lüneburg-Ehrenbürgerschaft aberkannt hat.

Die Ruhe der Provinz hat ein Gutes in aller Aufgeregtheit der Welt.

Wer künftig morgens aufwacht, den könnte die Frage umtreiben, was hat sich Donald Trump inzwischen wieder ausgedacht? Welche vermeintliche Sicherheit ist keine mehr, mit welchem Despoten pfeift der amerikanische Präsident nun auf Werte der Demokratie? Bleibt das westliche Bündnis stabil? Dann die Groteske an der Spree. Regieren in Berlin demnächst Leute, die einen Kurs haben, der gegenhält? Schaffen sie es, in und mit Europa ein Gegengewicht aufzubauen? Eine Gemeinschaft, die sich verteidigen kann?

Man wünscht sich Politiker, die erkennen, dass in den Vereinigten Staaten angesichts der thematischen Flaute der Demokratin Kamala Harris in Sachen Wirtschaft sogar die für Trump gestimmt haben, für die er höchstwahrscheinlich wenig tut: Frauen, schwarze männliche Wähler, Latinos. Parallelen liegen nahe.

Denn in Deutschland erleben wir, dass vielen den dumpfen Meckerpötten ohne wirkliches Konzept von AfD und Frau Wagenknecht folgen, die gemeinsam eine Verbindung von National und Sozialismus hinbekommen könnten. Bei der Verharmlosung von Putin ist man heute nicht weit voneinander entfernt. Wer weiß, was da droht, wenn man an den Berliner Straßenbahnstreik von 1932 gegen das Absenken von Löhnen denkt, da haben Kommunisten und Faschisten gemeinsame Sache gemacht.

Wie erreicht die Politik Menschen? Wie schaffen das Medien? Die klassischen wie Zeitungen, ARD und ZDF verlieren zunehmend an Bedeutung. Auf neuen Kanälen im Netz gilt eher der Komiker Gerhard Polt: "Wir haben keinerlei Meinung, aber die dürfen wir überall und frei äußern." Neu denken und anpacken. Könnte sein, dass wir sonst in ein paar Jahren an Polts Vorgänger aus dem vergangenen Jahrhundert denken, Karl Valentin: "Heute ist die gute alte Zeit von morgen."

Zu düster sein hilft auch nichts. Heute vor 35 Jahren fegte eine friedliche Revolution die Mauer hinweg. Etwas Neues begann, weil Menschen mutig waren. Bleiben wir heiter, es ist Wochenende und der Weltuntergang fällt aus. Wie gut. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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