Lüneburg, am Donnerstag den 15.05.2025

Auf Carl-Erich ist Verlass -- ein Oldie der Feuerwehr

von Carlo Eggeling am 13.05.2025


Als Herbert Rademacher am Blitzableiter des Alten Kaufhauses emporklettert, ist es bitterkalt, zwei Tage vor Weihnachten 1959. Der Einbrecher will in das Atelier von Goldschmiedemeister Prof. Herbert Zeitler. Beute will er machen, sagt er später. Die Taschen leer, aber es müsse doch Geschenke zu Weihnachten geben. Auch eine Spedition hat ihren Sitz in dem 88 Meter langen Bau an der Ilmenau. Rademacher findet 250 Mark. So wenig?, Rademacher bebt vor Wut, legt Feuer. Eines der prägendsten Gebäude Lüneburgs steht in Flammen.

Rademacher türmt, die Feuerwehr kommt. Einer der spektakulärsten Einsätze in der Geschichte der Brandbekämpfer. In der Kaufhausstraße wummert die Hitze so heftig, dass der Lack an den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser schmilzt und läuft. Die Feuerwehrmänner sind froh, dass sie das Tanklöschfahrzeug TLF 16 (15/53) einsetzen können, vier Jahre in ihrem Dienst, damals hochmodern, heute einer der dienstältesten "Kameraden" der Feuerwehr. Nur das das Auto und der ewige Feuerwehrmann Dieter Heidorn, er ist einiges über 80, sind in den Reihen der Wehr sozusagen noch Zeitzeugen.

Der "Rundhauber" tat seinen Dienst bis 1993. Seinen 70. Geburtstag feiert die Feuerwehr am Sonntag, 18. Mai, am Internationalen Museumstag an ihrem Museum. Thomas Krause und seine Kameraden aus der Arbeitsgruppe Historik betreuen das Fahrzeug.

Der Oldie trägt den Namen Carl-Erich nach Carl-Erich Cramm, dem Malermeister von der Neuen Sülze. Fahrzeuge wurden nach ihren festen Fahrern benannt. Das erste Kennzeichen, wie üblich im Nachkriegsdeutschland in schwarz, lautete BN 47 – 5533, das bedeutete: Britische Besatzungszone Niedersachsen, 47 für die Stadt Lüneburg, 55 Jahr das Zulassungsjahr, 1956 erfolgte dann die Umstellung auf LG-C 11.

Die Feuerwehr bezog 1955 eine Wache an der Katzenstraße 1, heute hat das Mosaique dort sein Zuhause. An die Kaufhausstraße kehrte der Rundhauber allerdings für eine lange Zeit zurück. Es wirkt wie eine Ironie der Geschichte: Nachdem Feuerteufel Rademacher das historische Kaufhaus niedergebrannt hatte, entstand dort die modernste Feuerwache Niedersachsens. 1966 zogen die Brandbekämpfer ein.

Neue Fahrzeuge kamen, für "Carl-Erich" stand der Umzug in die Wache Oedeme an, dort blieb er bis 1988. Die damaligen Gerätewarte nahmen den alten Herrn auseinander und restaurierten den Magirus Deutz. 1993 wechselte der rote Koloss in den Ruhestand -- doch nicht so ganz, als Reserve blieb er im Fuhrpark erhalten. Und wurde gebraucht: 1999 stand eine Halle beim Autozulieferer Johnson Controls an der Lüner Rennbahn in Flammen, der damalige und inzwischen verstorbene Stadtbrandmeister Bernd Bockelmann konnte sich noch einmal auf die Pumpe an Bord der Veteranen verlassen, 1600 Liter Wasser kann sie pro Minute durchlaufen lassen.

Inzwischen ist "Carl-Erich" Teil des Feuerwehrmuseums. Er begeht jetzt sein 70., klar, dass die AG Historik um Thomas Krause eine Geburtstagsparty ausrichtet: Am 18. Mai organisieren sie ein Oldtimertreffen. Krause: "Zu Besuch kommt auch der Bruder von „Carl-Erich“, die Magirus Drehleiter, die ihr neues Zuhause im Feuerwehrmuseum Kirchlengern gefunden hat. Sowie viele andere sehenswerte Feuerwehroldtimer." Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen Stationen aus dem Leben des "Rundhaubers". Auftritte bei verschiedenen Festen mit Feuerwehrleuten in historischen Uniformen. Dazu kommen Bilder von der Restaurierung 1988/89.

Der Beitrag ist auch im aktuellen Quadrat-Heft erschienen.

© Fotos: Feuerwehr


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