Lüneburg, am Freitag den 19.04.2024

Baustelle bleibt Baustelle — Stadt will einiges nachbessern

von Carlo Eggeling am 23.05.2023


Man könnte sagen: "Wir haben nicht an alles gedacht." Doch aus dem Rathaus kam gestern eine Pressemitteilung, die es anders ausdrückt, Tenor: "Wir sind, wie geplant, mittendrin." LA hatte am Wochenende und die Landeszeitung heute, zwei Tage später, das Thema aufgegriffen: Der Behindertenbeirat kritisiert die Umbauten am Glockenhof, sie seien nicht, wie verkündet, barrierefrei erfolgt. Heute rückten vier Vertreter der Verwaltung zum Ortstermin mit der Vorsitzendes des Behindertenbeirats für Stadt und Kreis, Daniela Laudan, an. Ergebnis: Einiges muss nachgebessert werden.

Wie berichtet, hatte der Beirat moniert, dass die Bauverwaltung ihn entgegen der Richtlinien des Landes nicht in die Planungen eingebunden hatte. Sowohl Daniela Laudan, als auch das SPD-Ratsmitglied Jörg Kohlstedt, von Beruf Architekt, hatten die Umbauten kritisiert: Stufen an einer eigentlich barrierefreien Bühne, eine Absturzgefahr an einer Rampe, die Bäckerstraße und den Platz verbinden soll, fehlende Marken für Sehbehinderte.

Auch CDU-Ratsherr Chris-Tobias Gerlach hatte bereits vor dem Wochenende mahnende Hinweise gesendet, direkt an Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch. Er habe den Platz mit zwei Bekannten besucht, die körperlich eingeschränkt seien. Die Mail benennt, was fehlt: "Die Erkennbarkeit der Treppen/ Stufen an der Rampe (oberer und unter Bereich sowie seitlich) ist, aus einem Rollstuhl heraus kaum bzw. nicht gegeben, so dass es zu Stürzen kommen könnte. Es sind keine Markierungen für blinde Menschen angebracht, so dass sich auch hieraus ein Gefährdungspotential an den oben genannten Stellen ergibt."

Die Pressemitteilung der Stadt von Montag liest sich dazu so, zu Wort kommt die Chefin des Tiefbaubereichs, Uta Hesebeck: "Die Zuwegung ist den Richtlinien gemäß korrekt gebaut." Dennoch sei die Erkennbarkeit der Stufen nicht so gegeben, wie erwartet. Kurz: Alles richtig gemacht, aber irgendwie ging's doch daneben.

Daniela Laudan erklärt nach dem Lokaltermin am Dienstagnachmittag auf Anfrage: "Es war ein lösungsorientiertes Treffen." Das mag auch daran gelegen haben, dass Uta Hesebeck unter anderem von einem Kollegen begleitet wurde, der selber im Rollstuhl sitzt. Die Lösungen könnten dann so aussehen: An die kritische Rampe kommt noch ein Stück Mauer, um Abstürze zu verhindern, ins Pflaster werden "taktile Elemente" eingelassen, etwa aus Metall, die Menschen mit Sehbehinderungen eine Orientierung ermöglichen.

Alle Ideen und Nachbesserungen sollen kommende Woche mit Daniela Laudan besprochen werden. Mutmaßlich, um nicht erneut Fehler zu machen.

Auch wenn die Oberbürgermeisterin vor eineinhalb Wochen die Einweihung des Platzes gefeiert hatte, war es eher ein Zwischenfest. Das ergibt sich schon aus der Meldung der Stadt:

>>"Die Bepflanzungen stehen noch aus, das soll zeitnah starten", sagt Uta Hesebeck, Fachbereichsleiterin Tiefbau und Grün. Geplant ist hier, die Beete mit Stauden und Bäumen zu bepflanzen. Auch das Wasserspiel und die Lampen fehlen noch – der Einbau erfolgt mit der Lieferung des Wasserspiels voraussichtlich ab Juli. Schon früher sollen die Fahrradständer vor dem Glockenhaus montiert werden. „Es war uns wichtig, dass Café und Geschäfte wieder komplett zugänglich sind und Veranstaltungen schon stattfinden können“, erklärt Hesebeck, warum die Einweihung trotz ausstehender Arbeiten bereits stattgefunden hat. Für die Restarbeiten hatte die Stadt stets bis August gerechnet, dann endet der Förderzeitraum für das Projekt.<<

Wie berichtet, hatten die Geschäftsleute am Platz beklagt, dass die Bauarbeiten sieben Monate dauerten, sie sich abgeschnitten gefühlt und Umsatzeinbrüche verzeichnet hatten. Hilferufe in Richtung Rathaus, beispielsweise die Beschilderung zu verbessern und angesichts langer Pausen mal Arbeiter zu schicken, um aus dem eher kleinen Platz zu einer Baustelle mit Fortschritten zu machen, verhallten aus Sicht der Betroffenen weitgehend.

Dass das Wasserspiel erst in zwei Monaten plätschern soll, ringt Geschäftsfrau Nicole Naujoks nur noch ein müdes Lächeln ab: "Da fehlen angeblich Teile. Wie lange laufen Planungen und Bauarbeiten? Und da schafft man es nicht pünktlich zu sein?"

An Bauarbeiten sind sie am Glockenhof gewohnt, und die dauern an. Der Bereich von der Glockenstraße muss noch hergerichtet werden, die Restarbeiten, um Barrierefreiheit zu erreichen, kommen Es liegt es nahe, im Herbst noch ein Fest zu feiern, Motto: hoffentlich fertig. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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