Baustellen mit Folgen
von LNVG am 10.06.2025Großbaustellen der DB InfraGO dürfen nicht zu Lasten von kleineren Projekten gehen, fordert die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG). Und: Erstmals stehen jetzt für alle Linien der Aufgabenträger Region Hannover, Regionalverband Großraum Braunschweig und LNVG die Daten zu Verspätungen, Zugausfällen und fehlenden Waggons auf einer Webseite bereit.
• Nahverkehrszüge in Niedersachsen sind pünktlicher als der Fernverkehr
• LNVG nimmt weitere Linien in ihren Qualitätsmonitor auf
• Schwabl: „DB InfraGO muss mehr Prüf-Personal ausbilden“
Hannover, den 10. Juni 2025. Großbaustellen der DB InfraGO verzögern den Abschluss von kleineren Bahnprojekten. Das beklagt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, nennt als Beispiel die neue Station Marienau bei Hameln. „Der Bau war fertig. Die Eröffnung hat sich aber immer wieder verschoben – und das nur, weil bei der DB InfraGO so genannte Abnahmeprüfer fehlten, das ging über Wochen.“
Schwabl erläutert: „Wir befürchten, dass Personal auf Großprojekte konzentriert wird. Es kann nicht sein, dass Fahrgäste deshalb anderswo vor fertigen Bahnhöfen stehen, die sie nicht benutzen dürfen. Die DB InfraGO muss mehr Abnahmeprüfer ausbilden.“ Auch andere Fachkräfte würden fehlen, zum Beispiel Ingenieure und Verwaltungskräfte, die den Ablauf von Projekten vorantreiben. Und: „DB InfraGO muss die Baustellen besser planen. Die veranschlagte Zeit muss realistisch sein und die Fahrpläne der verbleibenden Züge müssen verlässlich geplant sein.“
Pünktlichkeit im Nahverkehr besser als bei Fernzügen
Schwabl nimmt Bund und DB InfraGO auch mit Blick auf die Pünktlichkeit bei Nahverkehrszügen in die Pflicht. 2024 waren 84 Prozent der Züge im Gebiet der LNVG pünktlich (weniger als fünf Minuten Verspätung). „Das ist im roten Bereich“, so Schwabl. Der Pünktlichkeits-Wert für das LNVG-Gebiet im Jahr 2023, 86 Prozent, hat noch im gelben Bereich gelegen. Schwabl sagt: „Hier setzt sich ein langsamer Trend nach unten fort.“
Für Verspätungen seien die Bahnunternehmen meist nicht verantwortlich. Häufige Ursachen sind Streiks, Personenunfälle oder das Wetter. Schwabl: „Was sich aber beeinflussen lässt, ist der Zustand der Bahnstrecken. Immer wieder entstehen Verspätungen wegen Störungen an Weichen und Signalen. DB InfraGO muss die Infrastruktur dringend schnell in Schuss bringen – und dabei geht es nicht nur um Hauptstrecken, sondern das komplette Netz.“
Auch die Verspätungen von Fernzügen seien für den Nahverkehr ein Problem: „Da kommen Fernzüge aus Süddeutschland, die immer mehr Verspätungen ansammeln – und die bringen dann Nahverkehrszüge in Niedersachsen aus dem Takt. Der Vorrang für unpünktliche Fernzüge führt zu unzuverlässigen Verbindungen im Nahverkehr.“ Laut DB lag die Pünktlichkeit der ICs und ICEs der DB 2024 deutschlandweit im Schnitt bei 62,5 Prozent.
Weniger plötzliche Zugausfälle in 2024
Positiv: Der Anteil ungeplant ausgefallener Züge im Gebiet der LNVG hat sich 2024 verbessert. Er lag noch bei rund drei Prozent und damit rund einen Punkt niedriger als 2023. Solche plötzlichen Ausfälle sind für Fahrgäste besonders ärgerlich, da sie sich nicht darauf einstellen können.
Schwabl: „Noch immer sind fehlende Lokführerinnen und Lokführer eine der Hauptursachen. Am Personal-Thema müssen die Bahnunternehmen weiter arbeiten. Von den unerwartet ausgefallenen Zügen ist rund jeder vierte wegen eines Streiks nicht gefahren.“ Unverändert bei rund 98 Prozent liegt der Wert für die „Zugbildung“. Das heißt, nur rund zwei Prozent aller Fahrten waren mit zu kurzen Zügen unterwegs.
Alle Daten im Internet
Erstmals stehen jetzt für alle Regionalexpress-, Regionalbahn und S-Bahn-Linien der Aufgabenträger in Niedersachsen die Daten zu Verspätungen, Zugausfällen und fehlenden Waggons auf einer Webseite bereit. Die Informationen stammen von den Aufgabenträgern Regionalverband Großraum Braunschweig, Region Hannover und Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen. Die Seite wird quartalsweise aktualisiert.
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