Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Bekanntes, nun aber im Detail

von Carlo Eggeling am 28.09.2023


Man kann Geld sparen, doch künstlerisch und kulturell steht der Region ein gewaltiger Verlust bevor. Das ergibt sich aus dem Gutachten der Experten von actori, das inzwischen in interessierten Kreisen kursiert. Bekanntlich kämpft das Theater um seine Existenz. Stadt und Kreis haben eine Analyse beauftragt, die inzwischen der Politik bekannt ist. Das Ergebnis war vorhersehbar, das stand für Kenner der Szene bereits im vergangenen Herbst fest: Das Haus arbeitet wirtschaftlich hervorragend, besser als vergleichbare Häuser, der größte Kostenfaktor ist das Orchester. Man könnte es verkleinern, ganz streichen und zusätzlich die Sparte Musiktheater auflösen.



In Schieflage ist das Ensemble am Robert-Stolz-Platz geraten, weil Tarifsteigerungen seit Jahren nicht durch Zuschüsse aufgefangen wurden. Das Land hat seinen Beitrag eingefroren. Alles in allem macht das für Intendant HaJo Fouquet und seinen Nachfolger Friedrich von Mansberg ein jährliches Minus von einer Million Euro aus. Das Haus ist ein Drei-Sparten-Haus. Eine könnte verschwinden -- so das mögliche Szenario.



Nun also die Analyse, laut Insidern kostet sie einen "fünfstelligen Betrag im oberen Bereich", die einordnet, wo man steht. Ein Punkt: Eine bessere Digitalisierung beim Ticketverkauf kann ein paar Tausender sparen. Peanuts. Denn bei den Ausgaben liegen die Lüneburger im Vergleich mit anderen Theatern deutlich günstiger, machen die Autoren an 14 Punkten deutlich. Zwei Beispiele: bei der Verwaltung um 43 Prozent, beim Orchester um 40 Prozent.



Würde man das Orchester von rund 30 Köpfen auf 19 verkleinern, spart man zwar langfrist, muss aber Abfindungen und Weiterbeschäftigungen gegenrechnen, die sich aus Verträge ergeben. Die Ausgaben schlagen mit rund 1,5 Millionen Euro zu Buche, bei einer kompletten Abwicklung mit viereinhalb Millionen.

Die Autoren von actori warnen gleichzeitig vor dem hohen künstlerischen Verlust, der sich auf das Theater, aber auch auf die Region auswirken würde, Kooperationen mit Schulen zum Beispiel. Wörtlich heißt es: "Die Einstellung des Musiktheaters führt zum stärksten Eingriff in die Identität des Theaters – Kulturfokus der Region kann sich verschieben. Die Auswirkungen auf die Kulturszene der Region entsprechen denen der Orchesterschließungen und werden zusätzlich durch den Wegfall der Sängerinnen und Sänger verstärkt. Auch hier ist mit einem verringerten Angebot (künstlerisch sowie pädagogisch) in der Region zu rechnen. Diese Reduktion hat wiederum Einfluss auf die Sichtbarkeit des Theaters."



Klar ist am Ende: Wer das Musiktheater und Orchester in welcher Form auch immer zusammenstreicht, verändert das gesamte Haus, weil die Sparten ineinandergreifen. Man mag hier und da sparen, der Kultur der Region steht allerdings ein gewaltiges Minus bevor -- für ihre Identität. Alle betonen, sich für das Haus einsetzen zu wollen. Über Parteigrenzen hinweg sind die Akteure gefordert, sich in Hannover für dauerhaft mehr Zuschüsse einzusetzen -- auch für die anderen kommunalen Theater wie etwa in Göttingen.

Aber auch Stadt und Kreis müssen sich fragen, wie sie unterstützen können. Die politische Diskussion geht sicher weiter. Einige haben klar gemacht, dass für sie keine der drei Optionen des Gutachtens infrage kommen, sondern eine vierte: Der Status quo muss bleiben. Carlo Eggeling

Das Foto entstand beim Theaterfest

© Fotos: ca


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Kommentar von K. Holzmann, Landkreis Lüneburg
am 29.09.2023 um 18:03:14 Uhr
Der Abschlussbericht der Berater ist für Interessierten hier als Download abrufbar: https://www.landkreis-lueneburg.de/theater
Er wurde heute Vormittag bei einer Pressekonferenz vorgestellt, zu der auch lueneburgaktuell eingeladen war.


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