Lüneburg, am Mittwoch den 21.05.2025

Bernstein-Kunst aus der Späteiszeit

von Landesamt am 19.05.2025


Das Jeetzeltal im Landkreis Lüchow-Dannenberg hat schon vor Jahren spektakuläre Funde geliefert: der Bernsteinelch von Weitsche gilt als ältestes Kunstobjekt Norddeutschlands. Nun setzt ein dänisch-deut- sches Archäologenteam die Untersuchungen an einer Fundstelle bei Grabow fort, die vor Jahren von Ste- phan Veil aus Hannover entdeckt wurde. Die Fundstelle ist ein Schlüsselfundplatz für das Verständnis der Späteiszeit in Niedersachsen und zugleich die älteste bekannte Bernsteinwerkstatt. Vor 24.000 Jahren war der Ostseeraum von Gletschern bedeckt und erst vor etwa 14.700 Jahren kehrten erste späteiszeitliche Sammler-Jäger in den Norden zurück. Vor 14.000 Jahren breiteten sich Birken- und Kiefernwälder aus, in denen Tiere wie Elch, Ur und Riesenhirsch lebten. Im Tal der Jeetzel im Landkreis Lüchow-Dannenberg hat Klaus Breest über Jahre zahlreiche Funde dieser Zeit entdeckt. Unter den Stein- geräten erkannte er typische Federmesser, die als Pfeilspitzen dienten und dieser Zeit ihren Namen geben (Federmessergruppen). Spätestens als er Fragmente einer Bernsteinfigur von einer Fundstelle bei Weitsche im Landesmuseum Hannover vorstellte, war Stephan Veil die große Bedeutung der Fundregion klar. Mit umfangreichen Grabungen gelang es ihm schließlich, auch den Kopf der Figur zu bergen. Der Bernsteinelch von Weitsche ist die älteste Skulptur Niedersachsens und ein Schlüsselfund zum Verständnis der frühen Kunst im Norden. Zumeist sind die Funde bereits vom Pflug in ihrem Schichtverband gestört, doch in einem Niederungsgebiet von Grabow konnten ungestörte Fundstellen entdeckt werden. Das Areal bietet hervorragende Möglichkeiten, die späteiszeitliche Umwelt zu erforschen. Zudem zeigen Bernsteinfragmente unter den Funden, dass dieses Material wiederholt an den Plätzen bearbeitet wurde. Das Niedersächsische Landes- amt für Denkmalpflege setzt in Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus und dem Landesmuseum Hannover nun die Grabungen an dieser Stelle fort. »Grabow ist als späteiszeitlicher Fundplatz lange zu wenig beachtet worden, obwohl er ein enormes Po- tenzial bietet«, sagt Felix Riede von der Universität Aarhus. »Hier gingen die Menschen nicht nur der Jagd und ihrem Alltagsleben nach, sondern aus Bernstein schnitzten sie Figuren und Anhänger, die vermutlich wichtige Statussymbole waren.« Die Arbeiten finden im Rahmen des vom Land Niedersachsen geförderten Verbundprojektes Klimawan- del und früher Mensch im Norden statt (www.ccehn.de). »Die Späteiszeit ist eine Phase dramatischer Klimaveränderungen und die Fundstellen im Jeetzeltal liefern wichtige Informationen, um den natürli- chen Klima- und Landschaftswandel vor 14.000 Jahren zu erforschen«, meint Projektkoordinator Thomas Terberger. Neben der Suche nach neuen Artefakten wird das Team auch Bodenproben nehmen, um mit neusten Methoden die Landschaft, die Ernährung und das tägliche Leben der späteiszeitlichen Menschen zu rekonstruieren. Die beiden Forscher sind sich einig, dass die Funde aus dem Wendland für die älteste Kunst im Norden eine Schlüsselrolle einnehmen, denn mit ihrer Hilfe konnten auch dänische Bernsteinfiguren der Späteis- zeit zugeordnet werden. Bernstein war sicher schon vor 14.000 Jahren ein wichtiges Material, um Identi- tät, Zugehörigkeit und soziale Bindungen auszudrücken. Das Grabungsteam knüpft also an ein 14.000 Jahre altes Netzwerk an. Die Arbeiten werden vom Land Niedersachsen und der dänischen Stiftung Dronning Margrethe II’s Arkæologiske Fond finanziell gefördert.

© Fotos: Landesamt


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