Cannabis-Legalisierung - Flucht oder Segen?
von Landkreis Harburg am 25.10.2024Entkriminalisierung von Nutzern oder Verharmlosung von Drogen? Der Joint am Abend – Entspannung oder Einstieg in eine Drogenkarriere? Seit einem guten halben Jahr sind der Anbau und Besitz von Cannabis zum persönlichen Gebrauch nicht mehr strafbar. Doch was bedeutet das für psychisch kranke Menschen? Genau darum geht es bei zwei Trialog-Veranstaltungen des Sozialpsychiatrischen Verbundes im Landkreis Harburg. Betroffene, Angehörige sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in psychiatrischen Einrichtungen können sich bei den Veranstaltungen „Legalisierung von Cannabis – Fluch und Segen für psychisch erkrankte Menschen?“ in Winsen und Buchholz aus verschiedenen Perspektiven über Erfahrungen und Hilfsmöglichkeiten austauschen. „In unserem bewährten Format des Trialogs wollen wir im Austausch zwischen Psychiatrieerfahrenen, Angehörigen und Menschen, die in der Psychiatrie arbeiten, über dieses Thema diskutieren, auf Erfahrungen unserer Gesprächsteilnehmer hören und eigene Erlebnisse einbringen“, erläutert Dr. Peter Schlegel, Leiter des Sozialpsychiatrischen Diensts des Landkreises Harburg.
Dafür gibt es zwei Termine: am 14. November in der Seniorenbegegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm-Baastrup-Platz 4 in Buchholz, sowie am 21. November in Winsen im Gemeindehaus von St. Marien (Rathausstraße 3). Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 18.30 Uhr, die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Rückfragen sind beim Sozialpsychiatrischen Dienst, Telefon 04171 – 693517 und 04181 – 201980, möglich.
Seit dem 1. April ist in Deutschland Erwachsenen beispielsweise erlaubt, bis zu 25 Gramm getrocknetes Cannabis zu besitzen oder bei sich zu haben. Auch das Rauchen eines Joints ist legal. Der Verabschiedung des Gesetzes zu dieser Teillegalisierung von Cannabis waren intensive öffentliche Diskussionen vorausgegangen. Befürworter sahen unter anderem eine Eindämmung der organisierten Kriminalität, auf der anderen Seite haben kinderärztliche und nervenärztliche Fachverbände besonders auf Gefahren für junge Menschen gewarnt – unter Hinweis auf die noch nicht abgeschlossene Entwicklung des Gehirns bei jungen Erwachsenen und die Gefahr cannabisinduzierter psychischer Erkrankungen wie Psychosen.
Bei den Trialog-Veranstaltungen soll die politische und gesellschaftliche Diskussion nicht noch einmal geführt werden. Vielmehr geht es um persönliche Erfahrungen mit dem Thema. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilen eigene Wahrnehmungen und Sichtweisen. „Der Anfang mit dem Drogenkonsum ist schnell gemacht, aber das Ende kann man nie absehen“, warnt Leo Hillebrand vom Arbeitskreis Trialog aus der Vorbereitungsgruppe.
Die Trialog-Veranstaltungen bieten psychiatrieerfahrenen Betroffenen, ihren Angehörigen und Menschen, die in der Psychiatrie arbeiten, zweimal im Jahr ein Forum für den offenen und persönlichen Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe. Es geht vor allem um den Austausch unterschiedlicher Betrachtungsweisen, die sich ergeben, wenn man aus verschiedenen Perspektiven auf etwas schaut. Es kommt darauf an, sich gegenseitig zu akzeptieren und zu respektieren, voneinander zu lernen und gemeinsam eine ganzheitliche Sichtweise zu gewinnen. Das Gesprächsformat entstand Anfang der 1990er-Jahre und hat sich in der psychiatrischen Landschaft mittlerweile fest etabliert.
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