Champus über den Wolken – und wir zahlen die Zeche
von Winfried Machel am 06.12.2025Es gibt Entscheidungen, die sind so dreist, dass man sie zweimal lesen muss. Zum Beispiel jenen klammheimlichen Bundestagsbeschluss, Abgeordnete wieder in die Business-Class zu heben – schon ab zwei Stunden Flugzeit. Working Class war gestern, jetzt ist wieder Working Champagne.
Dabei hatte man im April noch groß verkündet, dass Volksvertreter kurze Strecken in der Economy-Class zurücklegen sollen. Ein kurzer Moment politischer Enthaltsamkeit – so kurz wie ein Flughafenkaffee. Denn kaum beschlossen, wurde das Ganze still wieder zurückgedreht. So lautlos, dass man fast die Champagnerkorken über den Wolken hörte.
Besonders schön: Niemand sagte etwas. Weder die AfD noch die Die Linke – alle schwiegen brav. Offenbar schmecken die Business-Class-Häppchen parteiübergreifend.
Die „Bild“ rechnete vor: Berlin–Rom 177 Euro in der Holzklasse, rund 500 Euro vorne. Und vorne sitzen jene, die angeblich „arbeitsfähig eingeschränkt“ wären, wenn der Sitz sich nicht vollständig zurücklehnen lässt. Hinten sitzen die Bürger, die das alles bezahlen – ohne Einschränkung der Arbeitsfähigkeit, versteht sich.
Ein Sprecher des Bundestags setzte dem dann die Krone auf: Man brauche die Business-Class, um „vertrauliche Unterlagen zu studieren“, ohne neugierige Blicke. Man stelle sich den Horror vor: Ein Abgeordneter liest im A320 etwas Wichtiges – und jemand aus Reihe 27 C schaut hin. Staatsgefährdung! Also lieber Champagner und Sicherheitsabstand.
So bleibt festzuhalten: Politische Bescheidenheit ist in Deutschland Theorie. Nähe zum Volk nur auf Wahlplakaten. Sparsamkeit nur für die anderen. Und wenn es eng wird – dann eben nicht im Flugzeug.
Denn über den Wolken ist die Freiheit grenzenlos.
Nur die Rechnung landet zuverlässig bei uns.
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