Lüneburg, am Dienstag den 22.10.2024

Das Heide-Schlösschen darf bleiben — eine Lösung

von Carlo Eggeling am 10.07.2024


Der Streit hatte es in viele Medien geschafft, gelacht wurde über eine Posse, für die ein skurriler Streit zwischen Amelinghausen und dem Landkreis Lüneburg die Bühne bot: der Bau eines Unterstandes am Kronsberg. Nun räumen die Verwaltungschefs das Thema ab -- was bei etwas weniger Muskelspiel durchaus früher möglich gewesen wäre. Das "Heide-Schlösschen" darf bleiben, allerdings ein bisschen anders.

Zur Erinnerung: Die Landjugend hatte das Holzhaus an einem Wochenende hochgezogen als Ersatz für eine marode Bude, die verschwand. Ein paar Meter entfernt, größer, massiver und vor allem umstritten: Baugenehmigung nötig oder nicht. Ein Anonymus hatte eine Anzeige erstattet, beim Landkreis schrillten alle ökologischen Alarmglocken, spezieller Boden und Rasen seien in höchster Gefahr. Das war dem Normal-Spaziergänger nicht klar, zumal das hochsensible Areal beim Heideblütenfest schon mal als Parkplatz diente. Trotz allem schallte -- frei nach Karl Marx -- der brennende Ruf durchs Land: "Insekten aller Länder vereinigt Euch!"

Weil das schallende Gelächter so schmerzte, man aber irgendwie nicht zurückkrabbeln wollte und konnte, fanden Krisengespräche statt. Im Kreishaus hieß es: No parasan -- sie kommen nicht durch. Denn wo kommen wir hin, wenn statt angezweifelten Regelwerks ein bisschen Kulanz gelten könnte? In Amelinghausen hatte man sich ebenfalls hinter Barrikaden verschanzt mit dem gleichen Motto: Sie kommen nicht durch.

Am Ende haben Landrat Jens Böther und Samgemeindebürgermeister Christoph Palesch einen Kompromiss gefunden, der zwar immer noch seltsam anmutet, wenn man etwa ein paar Bretter entfernen und einige Meter Sand-Gras-Gemisch einzäunen muss, aber was soll's. Ein Vierteljahrhundert soll das Mahnmal der Farce stehen bleiben dürfen. Mal sehen, ob dann ein Hahn danach kräht.

Anerkennung jedenfalls für die Lösung. Bleibt zu hoffen, dass beim Heideblütenfest ein Foto geschossen wird, dass Böther und Palesch beim Anstoßen mit einem Glas Heidschnuckenmilch zeigt. Ein Bier ginge auch. Respekt jedenfalls dafür, wie man sich als Chef ohne großes Tamtam zu seinen und nicht vor seine Mitarbeiter stellt -- die verdeckt man nämlich, wenn man sich ungemein wichtig nimmt. Carlo Eggeling

Die Pressemitteilung aus dem Kreishaus:

Die umstrittene Hütte am Kronsberg darf trotz fehlender Baugenehmigung stehen bleiben – mit kleinen baulichen Veränderungen. Im Frühjahr hatten Landrat Jens Böther und Samtgemeindebürgermeister und Gemeindedirektor Christoph Palesch einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Jetzt wurde eine Vereinbarung über die Duldung von beiden Seiten unterzeichnet. Damit ist es amtlich: Die Hütte kann bleiben.

„Die Hütte ist natürlich eine tolle Leistung der Landjugend, die sie in einer 24-Stunden-Aktion gebaut hat. Leider gab und gibt es dafür keine rechtliche Grundlage. Deshalb bin ich froh, dass wir diese gemeinsame Lösung gefunden haben“, so Landrat Jens Böther.

Auch Samtgemeindebürgermeister und Gemeindedirektor Christoph Palesch begrüßt die Einigung: „Natürlich hätten wir uns als Gemeinde Amelinghausen gewünscht, dass unsere rechtliche Auffassung in Gänze durchdringt, der nun gefundene Kompromiss ist aber ein guter, der weitere rechtliche Verfahren verhindert. Ich freue mich, insbesondere für die Landjugend Amelinghausen, dass die Schutzhütte erhalten bleiben kann.“

Durch die Vereinbarung werden alle offenen Rechtsstreitigkeiten beigelegt. Unter anderem nimmt die Gemeinde Amelinghausen ihre Widersprüche in den laufenden Verfahren zurück und der Landkreis Lüneburg verpflichtet sich im Gegenzug, die Hütte bis zu 25 Jahre lang zu dulden.

Dafür wird die Schutzhütte umgebaut: Die Außenanlagen, vor allem die gepflasterten Bereiche, Tische und Bänke sowie die Hecke werden entfernt. Auch in der Hütte wird die Pflasterung entfernt. Die Wetterseite der Hütte bleibt geschlossen, zwei Seiten werden geöffnet. Ein Zaun soll künftig die Rasenfläche vor dem Betreten schützen. Um die beschädigten Biotope auszugleichen, errichtet die Gemeinde zudem ein Ersatzbiotop.

Der gefundene Kompromiss erhält die Hütte, schützt aber auch die Natur in dem Landschaftsschutzgebiet, in dem sie steht. „Damit legen wir einen seit einem Jahr währenden Behördenstreit dauerhaft bei“, erklärt Landrat Jens Böther. Christoph Palesch stimmt ihm zu: „Die Bürgerinnen und Bürger verlangen von uns zu Recht praxisnahe Lösungen und ohne dabei auf jedes Detail der Vereinbarung schauen zu wollen, ist uns dies hier gelungen.“

Beide Verwaltungschefs hatten sich gemeinsam vorgenommen, das Thema noch vor dem diesjährigen Heideblütenfest aus der Welt zu schaffen. Auch der Kreistag und der Gemeinderat Amelinghausen hatten für einen gemeinsamen Konsens geworben. Dieses Ziel ist mit der heute getroffenen Vereinbarung erreicht worden.

© Fotos: Amelinghausen/ca


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