Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Das Lüneburger Stadtgespräch „Null & Wichtig“: Hier sind die Verlierer des Jahres 2015

von Jörg DJ Wahnsinn am 09.01.2016




Vor einigen Tagen haben wir an dieser Stelle die Gewinner des Jahres in Lüneburg vorgestellt. Hier sind nun (natürlich wieder aus ganz subjektiver Sicht) unsere Verlierer des Jahres:

Die ROSEN-KÖNIGIN, nicht die Person – sondern das Amt!:

Braucht Lüneburg das wirklich? Seit letztem Jahr gibt es in der Salz-und Hansestadt nun auch eine Rosen-Königin im Reigen der Majestäten von Heide-Königin (das macht ja noch Sinn), Wurzel-, Eis-, Kartoffel-, Grünkohl-und was weiß ich noch für Königinnen. Nun freut sich das junge Mädchen aus Kaltenmoor sicher darüber, dass sie für ein Jahr kostenlos ein Auto nutzen darf. Aber wir haben bis heute leider noch keine plausible Rede von ihr gehört, warum Lüneburg so sehr eine Rosen-Königin benötigt, obwohl unsere Stadt gar keine offizielle „Rosenstadt“ ist.

Denn diesen Titel vergibt die Gesellschaft „Deutscher Rosenfreunde e. V.“ beispielsweise an Orte wie Baden-Baden, Bad Kissingen, Eutin oder Uetersen. Nun wird in der Stadt ja die TV-Soap „Rote Rosen“ gedreht, aber selbst die Produzenten dieser Erfolgs-Serie haben sich öffentlich von dem Amt einer „Rosen-Königin“ distanziert. Und selbst Stadträtin Petra Güntner (SPD) postete auf Facebook: „...braucht Lüneburg nicht, was haben Rosen mit Lüneburg zu tun?“ Der „Sülfmeister“ hat einen historischen Hintergrund, der eng mit unserer Stadt verbunden ist und gehörte ja auch zu den Gewinnern des Jahres. Wenn derjenige, der sich das ideenlose Amt einer Rosen-Königin hat einfallen lassen, wie man so munkelt eines Tages noch Bürgermeister in unserer Stadt werden möchte, dann ist da noch reichlich kreative Luft nach oben. Wir sind gespannt!

Trainer Elard Ostermann und die Fans vom Lüneburger SK :

Am Wochenende präsentierte LSK-Spieler Max Hartmann stolz den Siegerpokal des Friede-Hallen-Cups. Nun darf man gespannt sein, wo denn dieser Silberpokal ausgestellt wird, denn ein Vereinsheim besitzen die Spieler, Mitglieder und Fans vom LSK ja nicht mehr. Und das ist die Crux an der LSK-Situation. Denn seit der Regionalliga-Nord Verein seine Heimat am Wilschenbruch durch Missmanagement verloren hat, sind der LSK und seine treuen Fans heimatlos. Kein Vereinsheim, kein eigener Platz, keine Nachwuchsmannschaften, aus der einmal Spieler für die erste Herren entdeckt und generiert werden können. Trainer Elard Ostermann hat diese Perspektivlosigkeit seines Clubs schon erkannt und seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt gegeben. Zwar zeigt das motivierte LSK-Team auf dem „Dorfplatz“ in Bardowick (der manchmal in dieser Saison nicht einmal gekreidet wurde…), ambitionierten Fußball in der Regionalliga. Aber wer kein Auto hat, hat kaum eine Chance die Spiele des LSK hier live zu sehen, denn eine Busverbindung von der Innenstadt gibt es nicht. Und auch sonst sind die Bedingungen hier nicht gerade auf Regionalliga-Niveau.

Und so wird der LSK wohl auch im nächsten Jahr wieder mit einer „Söldnertruppe“ antreten. Weil gute Spieler, ebenso wie ihr Trainer, kaum Perspektiven sehen und oftmals den Verein schon nach einer Saison wieder verlassen. Wer soll da bitte schön langfristig planen? Und wie man hört wollen die Bardowicker ihren prominenten Untermieter auch nicht mehr. Ein neuer Vorstand soll nun her, der will aber vor der Mitgliederversammlung nicht seinen Namen nennen. Na das wird ja eine demokratische Wahl… Der LSK braucht dringend eine neue Heimat um wieder Lüneburgs „Vorzeigeverein Nummer 1“ zu werden. Gerald Kayser – das wird nicht leicht! Und noch ein persönlicher Wunsch: Hoffentlich gibt es im „Bardowicker Stadion“ bald mal wieder das leckere „Dachs-Bier“ aus Klein Sommerbeck…

Der Stint-Besucher am Wochenende (nachts):

„Der Stint ist sicher!“, sagt Polizei-Sprecher Kai Richter in unserem „Polizei-Report-Video“ zum Jahresende. Trotzdem musste er zugeben, dass gerade an Wochenenden die beliebte Touristen-Meile sich immer mehr zu einer „Schläger-Meile“ entwickelt. Erschreckend, dass dabei die Zahl der so genannten „schweren Körperverletzungen“ steigt. Also, Straftaten bei denen Waffen benutzt werden. Und so titelte die Landeszeitung am Montag, das dieser Lüneburger Bezirk am Alten Kran am Wochenende ein „Kampfgebiet“ für die Polizei ist.

Vor allem in dem berüchtigten „Bermuda Dreieck“ (drei Kneipen) kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen, was nicht neu ist. Neu sind aber die Aggression und die „Qualität“ der Gewalt, sogar gegenüber Polizisten.

In Großstädten wie Amsterdam, London oder auf der Hamburger Reeperbahn hat eine Videoüberwachung die Zahl der Straftaten erheblich reduziert. Das könnte auch in Lüneburg am Stint helfen und nicht nur die Schlägereien sondern auch die zunehmenden Taschen-und Trickdiebstähle eindämmen. Da ist jetzt mal die Politik gefordert! Wenn es zutrifft, was manche behaupten, dass Alkohol aggressiv macht und kiffen entspannt, dann ist es nicht verwunderlich warum montags im Polizeireport Lüneburg so gut wie nie Schlägereien aus dem „Jekyll & Hyde“ am anderen Ende der Innenstadt vermeldet werden…

Die westliche Altstadt – Lüneburgs vergessene Perle!:

Was Brooklyn für New York, Bermondsey und Peckham für London oder das Schanzenviertel für Hamburg, ist die westliche Altstadt für Lüneburg. Denn hier gibt es eine stetig wachsende Gemeinde mit vielen kreativen Shop-Ideen. Ganz gleich ob Künstler-Galerie, Schmuckdesigner, Antiquitätenhändler wie der weit über Lüneburg hinaus bekannte Joachim Fahrenkrug oder schicke Friseurläden – das Viertel boomt. Nur bekommt es keiner mit, denn für viele Touristen endet das historische Lüneburg am Ende der Grapengießerstraße. Ein Blick auf die Bausünde der Passage an der Neuen Sülze auf der gegenüberliegenden Straßenseite und die Touristen drehen massenweise um.

Dabei hat Lüneburgs vergessene Perle wirklich viel zu bieten, viele der Giebelhäuser wurden in liebevoller Handarbeit prachtvoll renoviert. Weinhändler und Goldschmiede haben sich in diesem kreativen Viertel neu angesiedelt.

Hier ist ganz sicher das Stadtmarketing gefordert, damit dieser Stadtteil touristisch nicht stirbt und mit ihm die zahlreichen neuen, bunten Läden. Vielleicht sollte man auch die Schilder (warum hat man die eigentlich entfernt), die auf diesen wunderschönen Stadtteil Lüneburgs hinweisen, einfach wieder aufstellen…

Das Schröder Straßen-Fest:

Ach, was waren das für Zeiten als die ganze Schröderstraße noch zu Hits von Michael Jackson, Jürgen Drews und dem legendären „Ich bin ein Lüneburger…“ tanzte. Bis zu 8000 Lüneburger feierten ausgelassen und friedlich in ihrer Gastro-Meile. Weinfeste, Modenschauen, Koch-Events in Weiß – die Wirte haben sich immer etwas einfallen lassen. Und das war klasse!

Seit einigen Jahren gibt es nun den so genannten „Wirte-Krieg“, sicher kein Krieg aber doch handfeste Zerwürfnisse, das hat die Kreativität und die Umsetzung von denen für Lüneburg einzigartigen Events gelähmt.

Die Weihnachtsstadt Lüneburg:

Stillstand ist Rückschritt. Noch lebt sie, unsere Weihnachtsstadt Lüneburg. Die Idee wurde von Marketing und Politik vor einigen Jahren erfolgreich ausgerufen. Erstmalig gab es jetzt von Besuchern in Leserbriefen und Postings in den sozialen Medien auch negative Kritik. Zu Recht? Fakt ist, dass immer weniger Hauseigentümer an der gut gemeinten Aktion „leuchtende Giebelstadt“ teilnehmen.

Warum auch, kommen die Hausbesitzer doch mittlerweile aus Schweden, den Niederlanden, Spanien oder Hamburg. Sie haben Interesse an hohen Mieteinnahmen in den 1A Lagen der Stadt, aber weniger an prachtvoll illuminierten, historischen Häusergiebeln.

Und mal ehrlich, auch bei den Weihnachtsmärkten könnte man noch eine Schippe drauflegen, damit Lüneburg auch in Zukunft zu den beliebtesten Weihnachtsstädten in Deutschland gehört. Die Einführung des Weihnachtsmarkts an der St. Johanneskirche war ein Erfolg und hat den guten Umsätzen der Händler keinen (wie von vielen Schaustellern befürchtet) Abbruch getan. Hier ist das Stadtmarketing mit kreativen Ideen gefragt, um für Lüneburg die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft im Weihnachtsgeschäft zu stellen. Der neue Marketing-Chef ist nun 100 Tage im Amt, deshalb wird er ganz sicher demnächst auch öffentlich für seine Arbeit beurteilt.

Warum also nicht, einen Kunst-Weihnachtsmarkt, einen Pop-Art-Weihnachtsmarkt, einen Märchenwald am Schrangenplatz, einen Kinder-Weihnachtsmarkt, eine Kunsteisbahn am Sand oder am Schrangenplatz zum Schlittschuhlaufen oder beispielsweise einen historischen Weihnachtsmarkt rund um den Alten Kran entwickeln und umsetzen. Das ist neben dem leidigen Thema „Stadtfest“ ganz sicher eine Baustelle des neuen Marketing-Chefs, wenn er seine Position als Kreativposten und nicht als Tourismus-Verwalter sieht.

Die Mieter in Lüneburg:

Unsere Hansestadt ist eine wachsende Stadt. Das können nur wenige Kleinstädte in Deutschland von sich behaupten. Der Nachteil: die Mieten steigen an, sind in einigen Stadtteilen kaum noch bezahlbar. Das gilt für Wohnungen, genauso wie für den Einzelhandel in der Innenstadt.

Wer sich in den einschlägigen Immobilien-Portalen mal reinklickt, sieht dass das Angebot an Mietwohnungen gering ist und Preise von über 1000 € Kaltmiete keine Seltenheit mehr sind. Das wird ganz sicher ein interessantes Wahlkampfthema für die anstehenden Kommunalwahlen am 11. September...

So, auf die Dauer-Verlierer wie eine fehlende Stadthalle für größere Veranstaltungen, der unsinnige „Medienkrieg“ bei Print und Online oder die Situation um eine Sporthalle für unsere erfolgreichen Volleyballer will ich hier nicht näher eingehen. Damit aber das legendäre VAMOS auf dem Uni-Campus nicht zu den Verlierern im nächsten Jahr gehört, denn der Mietvertrag läuft ja zum Jahresende aus und wurde bisher nicht verlängert, hat das Vamos zu einer Petition auf ihrer Homepage (www.vamoskulturhalle.de) aufgerufen. 1935 Unterstützer haben schon für den Erhalt der Kulturhalle unterschrieben. 1415 fehlen noch!

© Fotos: J.Mandt


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