Lüneburg, am Sonntag den 14.12.2025

Das Problem der rollenden Riegel

von Carlo Eggeling am 12.12.2025


Tausende strömten am vergangenen Wochenende in die Altstadt, drängten sich durch die Gassen und an den Ständen. Ein Anwohner übt im Nachgang Kritik am Sicherheitskonzept des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt sowie an der Stadt. Er habe beobachtet, dass am Samstagmittag ein Rettungswagen mehrere Minuten lang warten musste, um den gesicherten Bereich über die Görgesstraße in Richtung Kalkberg zu verlassen. Wie auch bei anderen Veranstaltungen sollte ein quergestelltes Auto die Straße wie ein Riegel verschließen. Allerdings muss ein Riegel zur Seite geschoben werden können. Eben das habe nicht geklappt. Es stellt sich die Frage, ob die Auto-Lösung überhaupt sinnvoll ist, schon beim Stadtfest hatte es Schwierigkeiten gegeben.

Auf Nachfrage in der Leitstelle von Rettungsdienst und Feuerwehr heißt es von dort, dass die Kollegen keinen solchen Fall gemeldet hätten. Es habe aber ein Problem gegeben, weil Anrufer bei einem Notfall unterschiedliche Punkte genannten hätten, zu dem die Helfer kommen sollten. Zudem sei das Mobilfunknetz überlastet gewesen.

ALA Mitvorstand Reiner Netwall sagt, er habe nichts von dem so geschilderten Vorfall gehört. Er habe aber einen Krankenwagen gesehen, der über diesen Bereich abgefahren sei. Zudem habe sich ein Zugang zum Markt in der Nähe befunden, dort standen Stadtwachen, die Zugang zu einer Schlüsselbox hatten: "Die hätten den Wagen wegfahren können." Zudem sei das Konzept mit Feuerwehr und Stadt abgestimmt gewesen.

Man sei für Veränderungen offen, doch sollte ein Sicherheitsdienst verpflichtet werden müssen, bedeute dies Kosten, sagt Netwall. Der ALA, getragen nur von Ehrenamtlichen, finanziere seine Spenden für den Erhalt alter Gebäude und deren Kostbarkeiten über die Einnahmen aus den Märkten: "Es wird dann zu einem Rechenexempel."

Der Anwohner übt Kritik an der Stadt, er stellt nach einem Gespräch mit Verantwortlichen im Rathaus infrage, ob das Ordnungsamt die Gegebenheiten überprüft habe. Zudem gehe es generell um die Frage der Sicherheit. Wie kämen Menschen bei einer Panik aus dem Gedränge, wenn Straßen versperrt wären. Es müsse die gesamte Zeit jemand in einem Fahrzeug sitzen, um sofort reagieren zu können.

Im Rathaus betont Erster Stadtrat Markus Moßmann, dass der Markt eine Veranstaltung des ALA sei, es habe entsprechende Abstimmungen mit Ordnungsamt, Feuerwehr und Rettungsdiensten gegeben: Zu den Auflage habe gehört, "dass die vier Fahrzeuge, die als Sperren dienten, im Einsatz- oder Bedarfsfall sofort zu entfernen sind. Besonders das Fahrzeug an der Görgesstraße/Johann-Sebastian-Bach-Platz musste während der gesamten Veranstaltung besetzt sein, da dieser Standort den Hauptanfahrtsweg für Feuerwehr und Rettungsdienste darstellt". Die Verwaltung gehe "den Abläufen des vergangenen Wochenendes nach und prüft, inwiefern das Sicherheitskonzept des ALA für kommende Veranstaltungen möglicherweise noch angepasst werden müsste".

Zur Erinnerung: Beim Stadtfest hatte die Feuerwehr Schwierigkeiten, vom Sand zum Glockenhaus zu gelangen. Dort hatte eine Brandmeldeanlage ausgelöst. Ein quergestellter Transporter stand so ungünstig, dass der Fahrer der Drehleiter nicht in die Glockenstraße abbiegen konnte. Es dauert mehr als eine Viertelstunde, bis der Besitzer des Wagens eintraf. Er hatte sein Auto in Zusammenarbeit mit der Lüneburg Marketing zur Verfügung gestellt -- als Blockade. An anderen Stellen, etwa an der Waagestraße wurde ebenfalls so verfahren.

Offen möchte keiner Stellung nehmen, aber so wohl aus Kreisen von Veranstaltern, als auch aus Politik, Verwaltung und Polizei ist zu hören, dass zwar jede Menge Energie und Aufwand in Konzepte samt immer mehr Betonwürfeln gesteckt werde, das alles aber überschaubar Sinn mache. Wenn jemand wie vor Monaten auf dem sogenannten Lüneburger Gleis 13/14 im Hamburger Hauptbahnhof ein Messer zücke und wahllos Menschen verletzte, sei man machtlos.

Mancher stellt sich die Frage, weshalb man Wochenmarkt oder Kneipenmeilen, in denen im Sommer Hunderte sitzen, nicht schütze. Warum sollte ein Verwirrter nur im Dezember verwirrt sein? Auch die Überlegung zu Kosten stellt sich. In Hamburg haben sich die Schausteller gewehrt, für das Sicherheitskonzept auf dem Dom noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen. Sie müssten das an die Kunden weitergeben. Die Politik konnte das verstehen.

So bleibt bei einigen Akteur der Eindruck, man mache vieles um im Zweifelsfall, wenn doch etwas passiert, dokumentieren zu können, wir haben doch alles getan. Hat man allerdings im Nachhinein nie. Carlo Eggeling

© Fotos: ca / Leser


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