Das sichere Kribbeln im Bauch
von Carlo Eggeling am 04.08.2024Kribbeln im Bauch? Aber sicher
Bevor sich die Karussells auf dem Dom drehen, überprüfen Fachleute, ob alles sicher ist. Ortstermin mit dem TÜV am Autoscooter
Ist mit der elektrischen Anlage alles in Ordnung? Sind die Leuchtstoff-Röhren richtig installiert? Steht der Autoscooter stabil? David Heyken und Anton Gröschler vom TÜV Nord nehmen den Autoscooter von Matthias Mantau fast im Wortsinne unter die Lupe. Alle zwei Jahre läuft eine Verlängerungsprüfung, ähnlich wie die Hauptuntersuchung beim Auto, darüber hinaus kommen die Fachleute zu jeder Dom-Eröffnung, um die Sicherheit der sogenannten Fliegenden Bauten zu checken.
Drei Teams seien vor der Dom-Eröffnung unterwegs, berichten der Sachverständige Heyken und "Azubi" Gröschler. Azubi ist eine gewisse Untertreibung, denn der Nachwuchsprüfer hat ein abgeschlossenes Maschinenbaustudium hinter sich, bildet sich nun beim TÜV weiter. Für die Achterbahn Wilde Maus sei ein Experte aus der Zentrale in Essen angereist.
Für Matthias Mantau, der mit seiner Familie aus Bad Bevensen kommt, und seine Mitarbeiter ist der Besuch der Männer vom TÜV Routine. Die Sachverständigen können in einer Art Handbuch nachsehen, wie der Autoscooter quasi aus dem Werk gekommen ist, welche technischen Veränderungen über die Jahre erfolgten, denn natürlich entwickelt sich die Technik weiter, die Betreiber passen ihre Anlagen an.
"Die neuen Wagen können jetzt driften", erklärt Mantau eine der Veränderungen. Wer im Kassenhäuschen sitzt, lässt die Wagen eine Minuten der zweieinhalb Minuten Fahrtzeit so kreisen, dass das Heck wegrutscht. Diesen Effekt kann er ebenso einstellen wie das Tempo: Am Nachmittag, wenn die Familien über den Jahrmarkt streifen, geht es etwas gemächlicher zu, als am Abend, wo Jugendliche ein bisschen Show und Mut zeigen wollen.
Wichtig ist ihm, dass auch Menschen, die körperlich eingeschränkt sind, das kleine Abenteuer auf dem Parcours erleben können. Über Rampen erreichen Rollstuhlfahrer, die Fläche, ein Wagen hat eine besondere Sicherung, die Behinderten einen besseren Schutz bietet.
"Wir schreiben Sicherheit groß", sagt Matthias Mantau und spricht damit auch für seine Kollegen. Denn ihnen ist bewusst, welche Verantwortung sie haben. Selbstverständlich müssen die 42 Gondeln des Riesenrads so in die 60 Meter hohe Konstruktion eingehängt sein, dass nach menschlichem Ermessen keine abstürzt. Gleiches gilt für die Sessel eines Kettenkarussells oder die Wagen der Achterbahn.
Vier Tage haben vier Mitarbeiter gebraucht, um den Autoscooter aufzubauen, ein harter Job. Gleichwohl geht es hier etwas ruhiger zu als anderswo. Denn auf dem Heiligengeistfeld spielen die Schausteller dreimal im Jahr vier Wochen lang. Die meisten anderen Volksfest im Norden dauern nicht so lang, also müssen die Unternehmen reisen. Das bedeutet, das die Anlagen stark beansprucht sind -- regelmäßige Prüfungen gehören zum Standard.
Matthias Mantau findet es gut, dass die die Kontrolleure kommen, das Kribbeln im Bauch soll eine sichere Sache sein. Er zeigt bei einem Rundgang auf Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die unter anderem Imbiss- und Ausschankbetriebe in den Blick nehmen. Einer hat entdeckt, dass bei einer mobilen Kneipe in einer Lichterkette eine Glühbirne fehlt. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass jemand quasi über Kopf in die Fassung greift, gibt der Kollege dem Wirt einen Hinweis. Sicherheit bis ins Detail. Carlo Eggeling
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