Dem Mörder auf der Spur
von Carlo Eggeling am 27.02.2023Knapp 34 Jahre nach dem Tod Gitta Schnieders sucht die Polizei von heute an mit großem Aufgebot am Tatort nach Spuren. Der Täter brachte die damals 45-Jährige am 10. April 1989 an der sogenannten Drei-Männer-Kiefer zwischen Sprötze und Holm-Seppensen im Landkeis Harburg um. Ihr Mörder stach der Frau ein Messer in den Hals, ein Jogger fand die Leiche. Neben der Frührentnerin wachte ihr schwarzer Pointer-Schäferhund-Mischling, mit dem sie spazierengegangen war.
Polizeisprecherin Julia Graefe bestätigt, dass Kollegen des Landesamtes für Denkmalpflege ein rund 10 Hektar großes Areal in der vergangenen Woche abtrassiert und in rund 30 mal 30 Meter große Einheiten unterteilt haben -- zum Vergleich: alles in allem eine Fläche von rund 14 Fußballfeldern. Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerkes, des Landesforstamtes und von Polizeikräften gehe es erst einmal darum, das Gebiet freizuräumen: "In mehr als 30 Jahren hat sich vieles verändert."
Die Cold-Case-Einheit der Polizeidirektion Lüneburg hat den Fall wieder aufgenommen, im Sommer vergangenen Jahres war die Gruppe unter Leitung von Thilo Speich damit an die Öffentlichkeit gegangen. Von den landesweit rund 370 ungeklärten Tötungsdelikten fallen 63 auf das Gebiet der Polizeidirektion Lüneburg mit ihren acht Landkreisen im Nordosten Niedersachsens. "Wir haben ein Ranking erstellt", hatte Sprecherin Graefe das Vorgehen damals erklärt: Welche "kalten Fälle" werden von lokalen Polizeidienststellen bearbeitet? Wie sieht es mit der Aktenlage aus, finden sich darin Ansätze, an die man früher nicht gedacht hat oder wo sich die technischen Möglichkeiten, Stichwort DNA, verändert haben? Bei Gitta Schnieder haben die Beamten Punkte ausgemacht, an denen sie einhaken wollen. Welche das sind behalten sie für sich.
Zwei Zusammenhänge halten die Ermittler aktuell für wenig wahrscheinlich: Einen Bezug zum mutmaßlichen Göhrde-Mörde Kurt-Werner Wichmann. Der steht im Verdacht, im Sommer 1989 zwei Paare in der Göhrde getötet zu haben. In einem der Autos der Opfer fanden sich auf dem Fahrersitz seine DNA-Spuren. Ein weiteres Opfer war Birgit Meier aus Brietlingen. Sie verschwand 1989, ihre Leiche wurde im September 2017 unter Wichmanns Garage gefunden. Er selber hatte sich 1993 das Leben genommen.
Auch der sogenannte Heidemörder Thomas Holst scheide aus. Holst hatte drei Frauen getötet. Sein letztes Opfer, Laura Holst hatte er 1989 in der Nähe des Ortes abgelegt, an dem Gitta Schnieder gefunden wurde.
Bei beiden Männern vermuten die Ermittler sexuelle Motive für ihre Taten, die sehe man bei Gitta Schnieder nicht, heißt es.
In den kommenden Tagen suchen Spezialisten das Gelände bei Sprötze mit Sonden ab, unterstützt von Archäologen. Die Aktion, bei der aktuell rund 70 Kräfte im Einsatz sind, koste mehrere 10 000 Euro, schätzt Polizeisprecherin Graefe. Man hoffe "tatrelevante Gegenstände" zu finden, eventuell auch das Messer. In der Nacht sichert die Lüneburger Bereitschaftspolizei den eingegrenzten Bereich -- er gilt als Tatort. Carlo Eggeling
Die Fotos zeigen die Suchmaßnahmen.
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.