*Der Griff nach den Sternen – St. Nikolaikirche Turmhalle geöffnet, Hauptschiff gesperrt*
von Hajo Boldt am 07.08.2025LÜNEBURG. Die imposante St. Nikolaikirche im Lüneburger Wasserviertel ist seit Jahrhunderten ein Wahrzeichen der norddeutschen Backsteingotik – und nun selbst in den Fokus des Denkmalschutzes gerückt. Wegen statischer Schäden im Gewölbe des Hauptschiffs bleibt die Kirche bis auf Weiteres für Gottesdienste und Besucher geschlossen. Doch ein erster Schritt in Richtung Wiederöffnung ist geschafft: Die Turmhalle ist nun wieder zugänglich – das erste Sicherungsnetz ist installiert. „Wir müssen im Moment im wahrsten Sinne des Wortes nach den Sternen greifen – nämlich nach unserem Sternengewölbe“, sagt Dirk Hansen, Bundestagsabgeordneter a.D. und heute Mitglied der Kirchenführung. „Einige Rippen des achtzackigen Gewölbes zeigen bedenkliche Risse, wie Drohnenaufnahmen im Innenraum zeigten. Aus Sicherheitsgründen wurde die Kirche daher vorläufig gesperrt.“ Dank eines Sicherungsnetzes im Bereich der Turmhalle kann St. Nicolai nun zumindest die Kirchentür wieder öffnen. Ab sofort ist die Turmvorhalle wie folgt für Besucher geöffnet: Montag – Freitag: 11 bis 17 Uhr Samstag: 11 bis 15 Uhr Ein direkter Zugang zum Kirchenschiff ist aus Sicherheitsgründen weiterhin nicht möglich. Doch durch die geöffnete Turmhalle wird ein eindrucksvoller Blick in den Innenraum der Kirche möglich. Die 1440 vollendete Basilika mit ihrem berühmten Sternengewölbe zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der norddeutschen Backsteingotik. Als Kirche der Schiffer und Salztonnenböttcher war St. Nicolai einst das geistliche Zentrum des Wasserviertels. Der heutige neugotische Turm stammt aus dem Jahr 1895, nachdem der Vorgängerturm 1820 abgerissen worden war. „Die Architektur mit 29 Metern Höhe und nur 6,30 Metern Breite erzeugt ein fast magisches Raumgefühl“, so Hansen weiter. „Gotik bedeutet: den Blick nach oben richten – himmelwärts, lichtdurchflutet, auf der Suche nach Transzendenz. Der Begriff ‘nach den Sternen greifen’ bekommt hier eine ganz konkrete Bedeutung.“ In der Kirche befinden sich zahlreiche Kunstschätze, darunter ein Flügelaltar von Hans Bornemann und Hans Snitger (um 1450) sowie Teile des Altars der ehemaligen Heiligentaler Klosterkirche mit den ältesten erhaltenen Stadtansichten Lüneburgs. Um die aufwendigen Sicherungsmaßnahmen und die spätere Sanierung des Gewölbes finanzieren zu können, bittet die Kirchengemeinde um Unterstützung. Ein zweckgebundenes Spendenkonto ist eingerichtet. Alle, die mithelfen möchten, St. Nicolai für kommende Generationen zu bewahren, wenden sich bitte direkt an das Gemeindebüro oder finden weitere Informationen auf der Website der Kirchengemeinde: www.st-nicolai-lueneburg.de info@st-nicolai-lueneburg.de Jede Spende hilft. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Kommentar von Winfried Machel
Lüneburg Aktuell:
Doch drängt sich nicht auch folgende Frage auf: Ist die Sanierung einer Kirche nicht in erster Linie Aufgabe der Kirche selbst? Verfügt sie wirklich nicht über ausreichende Mittel, um den Erhalt dieses bedeutenden Bauwerks eigenständig zu sichern?
Text/Foto/Video: Hajo Boldt
Kommentare
am 07.08.2025 um 15:03:39 Uhr
vielen Dank für Ihren Artikel, mit dem Sie die Bedeutung der Nicolaikirche und die Notwendigkeit ihrer baldigen Sanierung herausstellen und für Spenden werben. Wo Sie aber am Schluss die Frage stellen, ob die Kirche nicht selbst über die dazu notwendigen finanziellen Mittel verfügen müsste, muss ich Ihnen deutlich widersprechen. Sie hat - dazu bei noch abnehmender Mitgliederzahl - nicht die Mittel, alle denkmalschutzwürdigen Kirchengebäude im Land zu erhalten. In den bald 30 Jahren, in denen ich in Lüneburg lebe, sind Millionen an Baumitteln in die Erhaltung der St. Johannis- und der St. Nikolaikirche geflossen, und die Sanierung der St. Nikolaikirche wird wieder Millionen kosten, nachdem der Turm vor 30 Jahren schon erhebliche Mittel gekostet hat. Man muss dabei bedenken: die Kirche leistet mit den Mitteln, die sie in die Unterhaltung ihrer erhaltenswerten Gebäude steckt, einen erheblichen Beitrag auch für die Öffentlichkeit und die Attraktivität der Stadt Lüneburg. Die alten Kirchen tragen zum Image der Stadt wesentlich bei, wie sie sich auch über Jahrhunderte im Besitz der Stadt befunden haben.
Ich habe heute kurze Zeit auf einer Bank vor der St. Johanniskirche gesessen und dabei beobachtet, wie viele Touristen die Kirche besuchen, ohne dass sie - wie für vergleichbare andere Gebäude - Eintritt bezahlen. Das soll m. E. auch so bleiben. Dazu brauchen wir aber viel ehrenamtliches Engagement und auch das Bewusstsein, dass die Erhaltung solcher herausragenden Kirchen, wie wir sie in Lüneburg haben, eine gemeinschaftliche Aufgabe ist, sonst werden wir es nicht schaffen.
Ich halte darum Ihre letzte Frage, was den Zweck des Artikels betrifft, für kontraproduktiv. Natürlich kann und muss darüber diskutiert werden. Aber wenn man St. Nicolai erhalten will, muss man auch die Öffentlichkeit für dieses Ziel gewinnen.
Aber nochmals vielen Dank für Ihr Engagement, das wir auch brauchen.
Ihr Ch. Wiesenfeldt
am 07.08.2025 um 19:54:57 Uhr