Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Der Kollege, der ziemlich schnell war

von Carlo Eggeling am 29.12.2022


Der Blaulicht-Mann

Burkhard Blank war zwei Jahrzehnte Polizeireporter. Schon vor Jahren wurde es stiller um ihn. Jetzt ist er gestorben


Wenn etwas Schlimmes passierte, wusste Burkhard Blank immer schnell Bescheid. Schneller, als es der Polizei lieb war. Ruck zuck war er mit seiner Kamera vor Ort. Mord und Totschlag, Brände, Unfälle, die über das Übliche hinausgingen. Als freier Mitarbeiter einer großen Hamburger Boulevardzeitung, war ihm klar, was da gefragt war: Dramatisches. Auch der LZ gab er den ein und anderen Tipp, gegen ein Honorar. Wir haben uns Anfang der 1990er Jahre kennengelernt. BB war zwanzig Jahre lang ein Trüffelschwein in Sachen Blaulicht. Später wurde es ruhiger um ihn. Kurz vor Weihnachten ist er im Alter von 75 Jahren gestorben.


Man kann bei Sex and Crime die Nase rümpfen, weil es angeblich um niedere Instinkte geht, die befriedigt werden. Mag sein. Dafür interessieren allerdings ziemlich viele. Und je nachdem, wie man es anpackt, zeigen Kriminalität und ihre Folgen Schicksale, ein Stück Gesellschaftsgeschichte. Klar, Burkhard blickte sicher etwas illusionsloser, praktischer und pekuniärer auf die Welt. Er kam aus Kaltenmoor, lebte dort Jahrzehnte, über und durch seinen Stadtteil kannte er viele. Die Hochhäuser blieben und bleiben für manchen eine Durchlaufstation, der Kontakt blieb. So öffnete sich manche Tür, die für andere verschlossen blieb.


Ich weiß noch sehr genau, wie es vor langen Jahren an Heiligabend in der Goseburg brannte. Ein Kind kam ums Leben. Die Eltern konnten dem Kleinen nicht helfen. Das Feuer war im ersten Stock ausgebrochen, sie saßen unten. Zu spät bemerkten sie die Flammen. Ein, zwei Tage später saßen Burkhard, ein LZ-Fotograf und ich mit den Eltern zusammen. Der Vater erklärte, wie verzweifelt er versucht hatte, dem Kind zu helfen. Er schaffte es nicht, weil er wegen des Feuers nicht die Treppe hochkam. Es war eine Befreiung, das schildern zu können: alles gegeben zu haben, gescheitert zu sein und voller Trauer. Ohne Burkhard hätte ich die Geschichte ich nicht erzählen können.

Illegale Autorennen, Auseinandersetzungen in Kaltenmoor, schlimme Unfälle. Burkhard sammelte Infos, Redakteure schrieben in Hamburg das Stück dazu. Andere Artikel als meine. Burkhard, der Quereinsteiger ohne journalistische Ausbildung, der anderen nahe kam, war umstritten, ja. Ich mochte ihn, weil er auch ein großes Herz besaß, Verständnis für Opfer und ihre Familien.

Burkhard lebte mit seiner Annegret zuerst oben in einem Hochhaus an der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße. Der Hochsitz und die Leidenschaft für Funkgeräte waren sicher hilfreich, um gut Bescheid zu wissen. Als der Digitalfunk kam, änderte das manches, der Verschlüsselung kann man nicht einfach lauschen. Auch für BB änderte sich die Welt. Er war nicht mehr so gefragt in Hamburg. Das machte ihn traurig. Dazu kamen Krankheiten. Lunge, Herz, ein Kampf. Nein, nicht nur einer.

Aufgeben ging nicht. Seine Frau arbeitete für ein Reinigungsunternehmen, Burkhard schließlich auch. Sie zogen um in eine kleinere Wohnung, natürlich in Kaltenmoor. Immer wenn man sie dort oben oder in der Stadt traf, wirkten sie als Einheit, zwei, die sich haben. Das war ein gutes Gefühl.

Annegret bleibt zurück. Mit viel Unterstützung ihrer Tochter, die sie mit in die Beziehung brachte, und des Schwiegersohns: "Die Kinder sind für mich da." Sie ist dankbar, dass sie mit Burkhard im Februar vergangenen Jahres noch eine Schiffstour nach Rotterdam machen konnte: "Vier Tage. Ein Geschenk der Kinder." Burkhard und sie hätten das sehr genossen, ein großes Glück. Eine Erinnerung die bleibt, die hilft, beim Alleinbleiben.

Die Familie nimmt nächste Woche Abschied von Burkhard Blank. Der war kein Prominenter, aber einer, der zur Stadt gehörte und half, über sie zu erzählen. Auf ganz verschiedene Weise. Wie das so ist. Mach's gut, Kollege. Carlo Eggeling

© Fotos: Familie Blank


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