Lüneburg, am Samstag den 23.08.2025

Der Mann, der Mauern fühlt — Hans-Jürgen Lewandowski feiert

von Carlo Eggeling am 23.08.2025


Ein Mann, der Lüneburgs Schönheit erhält. Hans-Jürgen Lewandowski

In lockerer Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor -- Lüneburger Gesichter (78)


Seine Spuren finden Leute vom Bau überall in der Stadt: Im Giebel des ehemaligen Fruchthofs Habig an der Ecke Grapengießerstraße/ Schlägertwiete zeigen zwei dreidimensional gemauerte Rosetten höchste Baukunst, an der Nicolaikirche, am Visculenhof und am Hotel Wyndberg, an der Rosenstraße findet sich sein Können in Häusern und Fassaden. Hans-Jürgen Lewandowski gehört zu denen, die Lüneburgs Schönheit bewahren und erhalten. Heute feiert der Maurer zwei Geburtstage, er wird 71 Jahre alt, und er arbeitet seit 44 Jahren für das Baugeschäft Mahnke.

Rente? Glücklicherweise nicht, sagen seine Chefs, Bauleiter Gunthard Stübiger und Inhaber Gerd-Rainer Mahnke. Zwar wechselte Lewandowski vor ein paar Jahren in den Ruhestand, doch er "jobbt" weiter auf dem Bau. "Sein Erfahrungsschatz ist gewaltig, wir sind froh für jedes Jahr, das er uns sein Wissen zur Verfügung stellt", sagt Stübiger. Es klingt nach Magie, wenn der Bau-Ingenieur von seinem Kollegen spricht, nein, fast schwärmt: "Er schaut sich eine Wand an, weiß, aus welcher Zeit sie stammt, wie sie gemauert ist, wo und wie man sie abfangen kann."

Mahnke hat sich spezialisiert auf Altbauten, auf Sanierung und Restaurierung. "Bei herausragenden Bauvorhaben nehme ich ihn von Anfang an mit", sagt Stübiger. Eben weil der Senior "ein Händchen" und ein Auge besitzt für schwierige Bauten. Mal gibt es es kein Fundament, mal soll eine Mauer weg und muss beispielsweise mit einer Drehsteife unterfangen werden. Er habe trotz seines Studiums "keinen akademischen Dünkel", vom Wissen des Maurers ohne Meistertitel zu profitieren: "Das ergänzt sich." Es sei für manchen Bauherrn und Architekten gewöhnungsbedürftig: "Hans-Jürgen ist vom alten Schlag, der redet unverblümt." Doch wenn die Kunden seine Arbeit und Leistung sähen, wüssten sie, es war die richtige Wahl.

Aufgewachsen an der Wallstraße begann Lewandowski seine Ausbildung 1970 bei Paul Rickert, danach ging es als Geselle zu Kathmann nach Melbeck, die Bundeswehr rief, Dienst auf einem Zerstörer der Marine. Rückkehr nach Lüneburg und Arbeit bei Mahnke. Das ist nun auf den Tag 44 Jahre her.


Wer ihn trifft, trifft einen zufriedenen Menschen, einen, der weiß, dass Arbeit -- anders als der Zeitgeist oft murmelt -- nicht nur Last ist, sondern bedeutet, etwas zu schaffen und sich an den Ergebnissen zu freuen. Als er neulich im Museum mit seinem Kollegen Jörg Meyer das Portal der abgebrochenen ehemaligen Möllering-Villa in Häcklingen für eine Ausstellung zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Lüneburg wieder auferstehen ließ, erzählte er von Handgriffen, von gedrehten Tausteinen, von der Bedeutung der Steine, die manchmal mehr als nur Steine sind. Stolz, Begeisterung, Zufriedenheit.

Nicht alles lief gut in seinem Leben, wie kann es anders sein in sieben Jahrzehnten? Lewandowskis Frau starb, als er in Rente gehen wollte. Auch wenn er ein Familienmensch sei, sagt Bauleiter Stübiger, lebe Lewandowski bei Mahnke ein wenig wie mit einer "Zusatz-Familie". Seine Kollegen schätzten den Maurer, der vielen immer noch zeigen kann, dass Mauern eine schnelle Angelegenheit sein kann.

Das harte Leben auf dem Bau hinterlässt Spuren. Wind, Wetter, Anpacken. All das ist nicht spurlos an dem Rentner im Unruhestand vorbeigegangen. Trotzdem. Wenn Lewandowski in seiner Kluft mit blütenweißem Hemd und kräftigem Händedruck vor einem steht, weiß man, der weiß, wovon er spricht. Seinen Geschichten von Lüneburg, das auch wegen ihm sein Antlitz zeigt, alt, stolz, selbstbewusst und schön, hört man gern zu. Möge er die Rente noch etwas verschieben können.

Herzlichen Glückwunsch, Hans-Jürgen Lewandowski und Danke. Carlo Eggeling

© Fotos: ca / mahnke


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