Lüneburg, am Mittwoch den 03.12.2025

Der nächste Griff in die Kasse

von Carlo Eggeling am 01.12.2025


Sie soll nicht nur bei den Fördervereinen der Grundschule und des Gymnasiums in Bleckede in die Kasse gegriffen haben, längst kursieren neue Vorwürfe. Auch aus Unternehmen ist zu hören, dass die 46-Jährige Geld veruntreut haben soll. Heute stand ein Gütetermin am Arbeitsgericht an -- doch die Bleckederin erschien nicht. Damit hatte sie verloren, die Richterin erließ ein sogenanntes Versäumnisurteil. Damit steht aus juristischer Sicht fest: Sie hat den Betrieb aus der Lebensmittelbranche um 2468,78 Euro geprellt.

Dem Vorgesetzten der Frau, der mit einem Anwalt gekommen war, war die Fassungslosigkeit noch immer anzumerken: "Ich bin geschockt, sie war zwei Jahre meine Assistentin." Er sei zunächst sehr zufrieden mit der Mitarbeiterin gewesen. Skeptisch sei er geworden, als er Unterlagen sehen wollte, die Kollegin aber immer wieder einen Grund fand, warum sie die Papiere nicht vorlegen konnte. Dass die Frau nun nicht nur Verhandlung erschien, wundere ihn nicht: "Das ist Verzögerungstaktik." Das kenne er.

Im vergangenen Sommer sei das falsche Spiel schließlich aufgeflogen, samt fristloser Kündigung und Strafanzeige. Unter anderem habe die Assistentin über seine Kreditkarte ein Hotel in Cuxhaven gebucht. Er selber wollte dort aber gar nicht hin. Weil man aber rechtzeitig aufmerksam geworden sei, so der Manager, habe das Unternehmen "das Geld zurückholen können". Es gab weitere Fälle, die wolle er aber nicht benennen.

Wie berichtet, hat sich die Bleckederin in Elternräten und Fördervereinen zweier Schulen in der Elbestadt engagiert. In den Fokus geraten war die Frau, als dort die Kasse geprüft wurde. Anfang des Jahres ging eine "Nachricht vom Förderverein" an Eltern, Schüler und Lehrer. Bei einer "Überprüfung der Vereinskonten wurde festgestellt, dass ein Mitglied des Vorstands Spendengelder in großem Umfang veruntreut hat". Die Konsequenz: "finanzielle Unterstützungen für schulische Projekte" könne man "bis auf Weiteres nicht leisten".

LA hatte vor einem Monat berichtet und bei der Staatsanwaltschaft Lüneburg nachgefragt. Sprecher Jan Christoph Hillmer antwortete: "Eine genaue Schadenshöhe und ein genauer Tatzeitraum ist derzeit noch nicht mitzuteilen. Es ist aber davon auszugehen, dass der Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich anzusiedeln ist und sich die Vorwürfe auf Handlungen aus mehreren Jahren beziehen. Kontoauszüge mehrerer Jahre sind auszuwerten."

Laut Staatsanwalt Hillmer gilt die Beschuldigte als "Kassenverantwortliche". Sie sei "bereits mehrfach einschlägig vorbestraft". Gegen sie bestehe im Zusammenhang mit den geplünderten Vereinskonten "der Verdacht der Untreue, da sie sich in dieser Funktion ihr nicht zustehende Geldbeträge zu eigenen Zwecken verschafft haben soll. Die Ermittlungen, die für die Staatsanwaltschaft durch die PI Lüneburg geführt werden, sind noch nicht abgeschlossen." Es gelte die Unschuldsvermutung, teilt die Staatsanwaltschaft obligatorisch mit, allerdings heißt es von dort auch: "Die Beschuldigte hat sich aussagebereit gezeigt, auch schon Vorwürfe eingeräumt."

Das hatte sie im Arbeitsgerichtsverfahren auch. Allerdings, so fasste es die Richterin zusammen, habe die Mitarbeiterin den Umfang des Schaden als kleiner bezeichnet und eine Aufstellung angekündigt. Die erhielt aber weder das Gericht noch die Firma. Damit legte das Gericht den vom Unternehmen benannten Schaden zugrunde – plus fünf Prozent Zinsen. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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