Die Asiatische Hornisse breitet sich in Niedersachsen immer stärker aus.
von NLWKN am 18.07.2025Nachdem es in 2023 erstmalig eine Handvoll Nachweise der invasiven, gebietsfremden Art (Vespa velutina) gab, erreichten in 2024 schon über 100 Sichtmeldungen den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN). Imkerinnen und Imker sind in großer Sorge, weil der Eindringling auch heimische Honigbienen zu seinem Nahrungsspektrum zählt. Daher hatten das Umwelt- sowie das Agrarministerium kürzlich die Imkereiverbände sowie das Institut für Bienenkunde in Celle und den NLWKN zu einem Informationsaustausch eingeladen.
Bereits seit 2014 breitet sich die aus Südostasien stammende Hornissenart von Südwesten her hierzulande massiv aus. Seit 2016 ist sie auf der EU-Liste invasiver Arten verzeichnet (EU-VO 1143/2014 vom 22. Oktober 2014). Bisher sind laut NLWKN alle Versuche einer frühzeitigen und vollständigen Beseitigung der Hornissenart trotz großer Anstrengungen in den Ländern wirkungslos blieben. Die Imkerverbände warnen vor einer weiteren Ausbreitung der Hornisse, die in Niedersachsen bisher vor allem westlich der Weser nachgewiesen werden konnte.
Warnung vor Panikmache: Keine „Killer-Hornissen“
Die Vorsitzenden der Landesverbände „Hannoverscher Imker“ bzw. der „Imker Weser-Ems“, Jürgen Frühling und Christian Jockheck, lobten den konstruktiven fachlichen Austausch: „Weder Panikmache vor wirtschaftlichen Schäden noch die Verharmlosung der Gefahr durch die Asiatische Hornisse werden dem Problem gerecht. Wir brauchen einen faktenbasierten Umgang mit dieser invasiven Art.“ Einigkeit bestand darüber, dass die Art auch in Niedersachsen nicht mehr beseitigt werden könne. Die Prävention und Information sei fragwürdigen und kostspieligen Maßnahmen zur Bekämpfung der Art vorzuziehen.
Alle Beteiligten waren sich darüber hinaus einig, dass insbesondere die Imkerschaft vor Ort mit ihrem Fachwissen in der Lage ist, durch Meldung von beobachteten Einzeltieren und Nestern zur fachgerechten Vorbereitung zielgerichteter Managementmaßnahmen beizutragen. Zudem wurde klargestellt: Auch nach der im März 2025 erfolgten Umlistung von Art. 16 („sofortige Beseitigung“) nach Art. 19 („Management“) der EU-VO 1143/2014 ist die Asiatische Hornisse weiterhin eine invasive Art der EU-Liste. Maßnahmen der Beseitigung werden somit weiterhin durchgeführt und keineswegs komplett eingestellt.
Durch die Umlistung ist es nun möglich abzuwägen, welche Maßnahmen der Bekämpfung noch fachlich und finanziell sinnvoll sind. Nicht erfolgsversprechende oder im Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht darstellbare Maßnahmen können nun entfallen. Empfehlungen für sinnvolle und zulässige Maßnahmen sind in einem Management- und Maßnahmenblatt zusammengefasst.
Im Übrigen lassen sich Berichte über „Killer-Hornissen“ durch Fakten und entsprechende wissenschaftliche Studien nicht bestätigen. Eine potentielle Gefahr geht von Insektenstichen für allergisch reagierende Menschen aus. Alle Hornissen zählen zur Familie der Faltenwespen und sind nicht gefährlicher als zum Beispiel Honigbienen. Genauso wie die bei uns heimische und geschützte Europäische Hornisse (Vespa crabro) ist auch die Asiatische Hornisse von Natur aus friedfertig. Menschen werden nicht ohne Grund angegriffen. Hornissen stechen allenfalls zur Verteidigung ihres Nestes.
Gesichtete Exemplare sollen gemeldet werden
Meldungen von gesichteten Asiatischen Hornissen oder Nestfunde sind über die gemeinsame Meldeplattform der Hansestadt Hamburg sowie der Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorkommen und Niedersachsen möglich: https://www.neobiota-nord.de/de/ahlert-nord/
Beobachtete Tiere können – idealerweise mit Fotonachweis – auch direkt an den NLKWN gesendet werden: Invasive-Arten@nlwkn.niedersachsen.de
Hintergrund
Die ca. 2,4 – 3 cm kleine, schwarz-gelb gestreifte, aus Südostasien stammende Hornissenart wurde vermutlich über Importware 2004 nach Frankreich eingeschleppt. In Baden-Württemberg, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen ist sie bereits sehr verbreitet und breitet sich in Europa weiterhin stark aus. Asiatische Hornissen ernähren sich von einer Vielzahl von Insekten, Spinnentieren und Fluginsekten wie Fliegen, aber auch Honigbienen. Ebenfalls wird Nektar von Pflanzen aufgenommen. Honigbienen können zeitweise oder lokal einen Großteil der Nahrung bilden.
Obwohl in den vergangenen zehn Jahren versucht wurde, diese Art vollständig zu beseitigen, gilt sie mittlerweile in Deutschland als etabliert. Die Asiatische Hornisse unterlag als Art nach Artikel 16 der EU-VO Nr. 1143/2014 bisher der „frühen Phase der Invasion“ mit dem Ziel der sofortigen und vollständigen Beseitigung und wurde im März 2025 als Art nach Artikel 19 in „weit verbreitet“ umgestuft. Das bedeutet, dass gemeldete Nester nicht mehr überall sofort beseitigt werden müssen, sondern Maßnahmen nach Prüfung des Einzelfalls durchgeführt werden können.
Eine fachliche Bewertung und Priorisierung von Managementmaßnahmen für alle invasiven, gebietsfremden Arten der Unionsliste erfolgt in Niedersachsen nach einheitlichen Bewertungskriterien durch den NLWKN.
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