Die Montagsflut
von Winfried Machel am 08.09.2025Kleine Bühne, große Meinung
Die Montagsflut
Montagmorgen in Lüneburg. Der erste Weg führt zum Briefkasten – und der sieht aus, als hätte jemand eine Druckerei darin explodieren lassen. Expert, Penny, Edeka, Drogerien, Möbelhäuser. Hochglanzseiten, Sonderangebote, Rabattschlachten. Alles, was das Herz nicht begehrt.
Die Wahrheit ist: Diese Zettelwirtschaft landet in neun von zehn Fällen direkt im Papiermüll. Aus der Druckerpresse, in den Briefkasten, weiter in die Tonne. Nachhaltigkeit? Davon bleibt nur das schlechte Gewissen, wenn man wieder kiloweise Werbemüll zum Container schleppt.
Man könnte meinen, in einer Stadt, die gern über Klimaschutz, Ressourcenschonung und Umweltbewusstsein spricht, gäbe es längst eine Lösung. Aber nein – die Werbemaschine läuft weiter, als hätten wir das Jahr 1995. Und selbst der „Bitte keine Werbung“-Aufkleber wird oft behandelt wie ein freundlicher Gruß – den man getrost ignorieren kann.
Man fragt sich: Wer kontrolliert das eigentlich? Und warum nicht? Vielleicht, weil Werbung eine heilige Kuh ist, die man nicht antastet?
Es wäre so einfach: Ein digitales System, ein Abo-Modell, eine App. Wer Prospekte will, bekommt sie – alle anderen bleiben verschont. Aber solange diese Idee in den Schubladen verstaubt, bleibt der Montag, was er ist: der Tag der Papierschlacht.
Und die Frage der Woche an die Verwaltung: Warum dürfen Lüneburgs Briefkästen eigentlich weiter als kostenlose Altpapiertonnen missbraucht werden?
Kommentare
am 09.09.2025 um 01:00:58 Uhr
am 09.09.2025 um 06:31:47 Uhr
Viele Ältere haben kein Smartphone, kein Internet, kein Vertrauen in Apps. Für sie sind Papierprospekte **lebensnotwendig**, um Haushaltswaren vergleichen und sparen zu können. Ein digitales Abo-Modell schließt sie aus – und führt zu **sozialer Ungerechtigkeit**.
Nachhaltigkeit darf nicht nur ökologisch gedacht werden, sondern muss auch **soziale Teilhabe** berücksichtigen. Statt die analogen Medien abzuschaffen, braucht es:
- **Strenge Kontrolle** des Werbeeinwurfs („Keine Werbung“-Aufkleber müssen gelten!),
- **Umweltfreundlicher Druck** und Recycling,
- **Digitale Angebote als Ergänzung – nicht Ersatz**,
- Und **freiwillige, niederschwellige Medienbildung** für alle Generationen.
Die Lösung heißt nicht: „Alles digital!“
Sondern: **Niemand darf zurückgelassen werden – weder von der Technik, noch von der Gesellschaft.**
am 10.09.2025 um 13:58:47 Uhr
ich mag die Papierwerbung. Trotz Marktguru, Kaufda und den diversen Apps der Supermärkte bevorzuge ich das Papier - die Familienmitglieder können bei interessanten Artikeln einfach ein Segelohr knicken. Bei Apps muss man Screenshots austauschen- viel zu aufwendig :-)
Supermärkte ohne Papierprospekt finden bei uns deutlich weniger Beachtung.
am 11.09.2025 um 14:12:15 Uhr
Trotzdem wirst du ja wohl nichts dagegen haben, wenn jeder, der - wie Herr Machel - unter der grellen Papierflut leidet, einen Aufkleber mit der rechtlich verbindlichen und strafbewehrten Aufforderung "BITTE KEINE WERBUNG!" gut sichtbar auf seinem eigenen Briefkasten appliziert.
Im Übrigen ist vom *Heidebiker* zum Thema in allen Hinsichten alles, was nötig ist, geschrieben worden.
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