Die nächste Drehung zu einer grünen Personalie
von Lüneburg aktuell am 10.10.2025Die Personalie der Nicht-mehr-Grünen Andrea Kabasci, die trotz Parteiaustritt weiter in der Grünen Ratsfraktion sitzt, dreht die nächste Pirouette. Die Politikerin hat ihr Parteibuch nach eigener Aussage im April zurückgegeben. Weder sie noch ihre Partei haben das mitgeteilt. Ungewöhnlich für eine Partei, die lokal angetreten ist mit der Botschaft, auf Transparenz zu setzen -- und daher ein Thema, über das Lüneburg aktuell am Donnerstag berichtet hat. Offiziell nachgefragt hat LA im Rathaus und beim Fraktionschef der Grünen, Ulrich Blanck.
Nun sieht die Pressestelle im Rathaus Anlass für ein Statment: "Klarstellung der Pressestelle der Hansestadt: Wir hatten die Anfrage der LZ zu Frau Kabasci deutlich früher als deine Anfrage. Die Pressestelle reicht generell keine Themen an Redaktionen weiter. Die Pressestelle beantwortet Anfragen von Pressevertreter:innen." Das Rathaus nennt Zeiten, Anfrage LZ 11.08 Uhr, Anfrage LA 15.07 Uhr.
Hier wird etwas klargestellt, was gar nicht Inhalt des Berichts war, denn die Pressestelle nennt der Text nicht, der Beitrag: "Nach der Anfrage von LA an Blanck und das Rathaus berichtet nun die LZ über das Thema. Wer auch immer die Anfrage so schnell an die Redaktion durchgereicht hat, scheint durchaus eine Brisanz im Thema zu sehen."
Zum Ablauf. LA hatte einen Tipp bekommen. Daraufhin gab es am Mittwoch ein kurzes Gespräch mit einem grünen Ratsherrn, der unwissend tat, obwohl die Fraktion sehr wohl davon von der Sache wusste. Die LZ berichtet heute so: "Kabasci selber sagt dazu: 'Ich habe die anderen Fraktionen nicht informiert. Mein Austritt aus der Partei hat keinen Einfluss auf meine Arbeit im Rat. Nur diese ist von öffentlichem Interesse.' Lediglich die eigene Gruppe – und damit auch Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch als Grünen-Mitglied – seien in Kenntnis gesetzt worden." Nach diesem Gespräch gab es Anfragen beim Fraktionschef und im Rathaus.
Nach LA-Recherchen reichte bereits die Nachfrage am Mittwoch, um eine gewisse Unruhe innerhalb der Grünen auszulösen. Die Mechanik der Politik funktioniert dann simpel: Wir drehen es, sodass wir halbwegs gut aus der Sache herauskommen. Also reicht ein Parteifreund, einige arbeiten inzwischen bekanntlich an Schaltstellen im Rathaus, das Thema weiter, um es möglichst positiv zu "verkaufen". Schwupps, ruft man dann: „Erster!“ und hat die Sache vermeintlich im Griff.
Noch einmal, die Pressestelle ist im Beitrag nicht genannt, wenn man sich dort gemeint fühlt, ist das eine Sache der Interpretation. Die Redaktion von LA
Das ist der Beitrag in Gänze:
Die Personalie Andrea Kabasci ist eigentlich keine für die Grünen — und plötzlich doch
Sie sitzt für die Grünen im Rat, doch sie hat ihr Parteibuch zurückgegeben, bleibt aber weiterhin Mitglied der grünen Ratsfraktion -- entsprechende LA-Informationen bestätigt Fraktionschef Ulrich Blanck. Andrea Kabasci sei aufgrund der Asylpolitik der Bundes-Grünen im vergangenen Jahr -- da saßen sie noch in der Regierung in Berlin -- aus der Partei ausgetreten.
Auf die Frage, ob dies nicht für den Bürger interessant sein könnte, der wissen möchte, wer für ihn Politik macht, antwortet Blanck: "Ich sehe nichts Dramatisches darin und keinen Anlass für eine Pressemitteilung. Auch in der Vergangenheit hatten wir in der Fraktion Mitglieder, die ohne Parteibuch bei uns waren." Zudem vertrete Andrea Kabasci weiterhin die Positionen der Grünen in der Lokalpolitik, da bestehe kein Dissens. "Sie hat mein vollstes Vertrauen und arbeitet weiter für uns in Ausschüssen mit."
Interessant: Nach der Anfrage von LA an Blanck und das Rathaus berichtet nun die LZ über das Thema. Wer auch immer die Anfrage so schnell an die Redaktion durchgereicht hat, scheint durchaus eine Brisanz im Thema zu sehen. Frau Kabasci äußert sich in der LZ ausführlich über ihre Gründe und erklärt, dass sie ihr Parteibuch bereits im April zurückgegeben habe.
So entspannt, wie Blanck scheinen das nicht alle in der Fraktion zu vertreten. Die direkte Ansprache und Nachfrage an ein grünes Fraktionsmitglieds auf dem Wochenmarkt,erbachte eine merkwürdige Reaktion: Er könne nichts dazu sagen, werde sich in der Fraktion erkundigen. Der Mann wirkte verunsichert.
Die ehemalige Grüne sitzt unter anderem im Verwaltungsausschuss und ist Vorsitzende des Kulturausschusses.
Auch im Rathaus sieht man kein Problem im Austritt und des Verschweigens der neuen Gegebenheiten. Die Antwort der Pressestelle, die Oberbürgermeisterin habe Bescheid gewusst: "Claudia Kalisch hat als Mitglied der Partei natürlich Kenntnis über den Austritt. Veränderungen bei der Parteizugehörigkeit eines Ratsmitglieds haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Ratsmandat oder die Zugehörigkeit zu einer Fraktion. Es besteht daher keine Verpflichtung, dies der Verwaltung mitzuteilen. Anzuzeigen wäre der Oberbürgermeisterin lediglich eine Veränderung bei der Fraktionsmitgliedschaft. Eine solche Anzeige liegt nicht vor."
Wie schön, dass dieses an sich doch nebensächliche Thema plötzlich so viel Beachtung findet. Carlo Eggeling
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