Lüneburg, am Donnerstag den 01.05.2025

Die Pferde-Frau

von Carlo Eggeling am 09.06.2024


Lüneburger Gesichter (60)

Traumjob

Leonie Moritz wurde mit Pferden groß. Eigentlich war ihr immer klar, ihre Arbeit muss etwas mit den Tieren zu tun haben. Sie wurde Sattlerin und machte sich selbstständig. Mit 22

Manchmal geht man einen Umweg, um zu merken, wo das Ziel liegt: Bei Leonie Moritz führte der Weg über die Scharnebecker Verwaltung. "Ich habe da meine Ausbildung gemacht, drei Jahre lang", sagt die Wendhausenerin. "Ich wusste schon in der ersten Woche, das ist nichts für mich." Sie hielt durch -- und rasselte durch: "Ich hätte ein halbes Jahr nach Braunschweig gemusst, um die Prüfung zu wiederholen." Nee, das war's nicht. Ein paar Monaten jobben im Reitsportgeschäft, dann stand fest, was sie will, mit Pferden arbeiten: "Reiten war immer meine Leidenschaft."

Da war ihr schnell klar, was für Reiter ein Thema ist, der Sitz auf dem Pferd. Sie durchlief eine neue Ausbildung an der privaten "Fachschule für Osteopathisch geschulte Sattelanpasser", um sich selbstständig zu machen. Das ist sie seit eineinhalb Jahren, und sie ist erfolgreich. Ganz schön beeindruckend für eine 23-Jährige.

Sie strahlt, als wir im Garten auf Hof Meyer in Wendhausen zusammensitzen, ein Blick über sanft geschwungene Felder und Äcker, vorbei an Gattern, auf denen Pferde weiden. Elf Tiere haben sie dort. "Ich habe eher reiten als laufen können", erzählt sie. Aufgewachsen mit fünf Schwestern und einem Bruder auf dem Dorf, gehörten Pferde zum Leben dazu. Heute lebt sie auf dem Hof ihrer Schwester Ricarda und ihres Schwagers Henning. Die beiden hätten sie sehr unterstützt, die Lehr- und Studienzeit auch finanziell hinzubekommen, um sich eine kleine Werkstatt einrichten zu können.

Dafür gehört es Leonie dazu, Ställe auszumisten und mitanzupacken. "Ich habe einen Kredit bei der N-Bank aufgenommen", sagt sie. Die Bank des Landes unterstützt Existenzgründer. Am Anfang sei sie mit einem Fiat 500 zu den ersten Kunden gefahren, zu klein, wie auch der Kombi der folgte, jetzt fährt sie mit einem Kleinbus los. Werkzeug an Bord, Sättel dabei. Sie steuert Reiter in einem Umkreis von rund 150 Kilometern an, mal bei Gifhorn, mal bei Stade, mal hinter Hamburg.

Ein Sattel muss Pferd und Reiter passen. Das ist nicht einfach. "Ich gucke auf Fotos, wie ist das Pferd gebaut, breit, schmal, hängt der Rücken? Wie groß ist der Reiter, was wiegt er?" Ein neuer Sattel koste zwischen 2000 und 6000 Euro, es gebe aber auch gebrauchte Modelle. Die kann sie mit Watte entsprechend auf- und umpolstern, so dass der Sitz passt. Ist ein Sattel neu, müsse oft nach ein paar Wochen noch einmal nachgebessert werden, weil sich die Polsterung verschiebt.

"Ich besuche Seminare bei verschiedenen Herstellern, um zu sehen, wie das Grundmodell gebaut ist", sagt die Handwerkerin. Es geht aber um einiges dramatischer: "In der Uni Leipzig war ich bei den Tiermedizinern dabei, als ein totes Pferd seziert wurde. Wir haben bei der Fortbildung gesehen, wie sich Muskeln bewegen, wie ein Sattel aufliegt." Auch wenn sie schlucken musste, das Wissen hilft ihr.

Neben der praktischen Arbeit kommen Buchführung, Kostenvoranschläge, Terminabsprachen, Steuern dazu. Was eben im Büro eines kleinen Unternehmen erledigt werden muss. "Manchmal liege ich abends im Bett und frage mich, war das alles richtig? Kann ich den Kredit zurückzahlen, habe ich genug Kunden? Dann bin ich draußen bei den Pferden und den Leuten und weiß, ich habe es richtig gemacht."

Sie strahlt wieder. Sie zeigt ihre Werkstatt, die Pferde, die gleich angelaufen kommen, all das draußen in Wendhausen, wo es an diesem sonnigen Tag zum Niederknien schön ist. Aber man sieht auch, wie viel Arbeit das alles bedeutet. Leonie Moritz lächelt: "Cool, wie man wachsen kann. Ich sehe, was ich tue, ich bin selbstständig, ich sehe, was ich verdiene, und ich bekomme das Lob der Kunden direkt." Sie sagt noch einmal. "Ich habe alles richtig gemacht." Umwege können sich lohnen. Carlo Eggeling

Wer mehr erfahren möchte, guckt im Internet: sattelanpassungen-moritz.de

Bildunterschriften: Leonie und ihre Familie lassen elf Pferde auf den Weiden bei Wendhausen grasen. "Moppi" gefällt es das Leben gut.

Mit ihrem Werkzeug und Watte passt Leonie Moritz den Sattel an. Beim Grundmodell berät sie Reiter, welches ideal zum Tier passt.

Der Stall ist frisch ausgemistet, die Tieren lassen es sich draußen auf der Weide gutgehen.

Leonies Tage beginnen früh: Anpacken auf dem Hof, ausreiten, von 13 Uhr an macht sie Kundentermine, denn die meisten arbeiten am Vormittag. Ich muss flexibel sein."

Der Text steht auch im aktuellen Quadrat-Heft.

© Fotos: ca


Kommentare Kommentare


Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.



Kommentar posten Kommentar posten

Ihr Name*:

Ihre E-Mailadresse*:
Bleibt geheim und wird nicht angezeigt

Ihr Kommentar:



Lüneburg Aktuell auf Facebook