Lüneburg, am Mittwoch den 02.07.2025

Die Stimmung wird aggressiver

von Carlo Eggeling am 30.06.2025


Gefühlt waren sie weiter. Schwul. Na und? Doch die Stimmung wandle sich, sind sich Nils Feigel und Dirk Ahrens einig. "Ich überlege schon, wo ich mit einem Partner Hand in Hand gehe", sagt Nils. Blicke, Getuschel: "Es passiert öfter als in der Vergangenheit." Dirk ergänzt: "Da greifen auch Hass und Hetze der AfD. Was teilweise im Netz steht ist schlimm." Dirk Ahrens gehört zum Team um den Schwulen Heidekönig, Nils Feigel ist einer der Organisatoren der Pride und des Christopher Street Day am Freitag, 4. Juli, 16 Uhr im Clamart-Park. Es sei nötig, auf die Straße zu gehen. Die queere Gemeinschaft, also die, die anders lieben und sich anders definieren, zeigt sich bunt und klar in ihren Anliegen.

Je nach Schätzung sind fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung gleichgeschlechtlich veranlagt. Dazu kommen Menschen, die quasi im falschen Geschlecht leben und das ändern wollen, oder die sich beispielsweise als asexuell definieren. Allein die Zahlen zeigen, Anderssein ist nicht unnormal wie viele denken.

Akzeptieren können das manche nicht. Auf Kanälen im Internet werde man beleidigt. "Es ist anders als vor einiger Zeit, heute steht der Klarname darunter", weiß Nils Feigel. Es sei "salonfähig" geworden, andere zu beschimpfen. Es geht weiter. Nicht nur in Großstädten komme es zur Gewalt gegen Homosexuelle. Die beiden erinnern an Jugendliche, die im vergangenen November in Kaltenmoor zwei Schwule in einen Hinterhalt gelockt und zusammengeschlagen haben.

Widersinnigerweise spiele auch die in Teilen als rechtsextrem geltende AfD eine Rolle bei Verunglimpfungen. Die beiden sprechen von Parteichefin Alice Weidel, die mit einer farbigen Frau in einer Gemeinschaft lebe. Das nehme man in der Partei hin, gleichzeitig gebe es Parteimitglieder, die Menschen, die anders leben verunglimpfen.

Dirk Ahrens, der selber Schwuler Heidekönig war und nun als „Queen Mum“ seine Nachfolger begleitet, fährt mit König Eric Böttcher und anderen zu Festen, bei denen Heide-, Wurzel-, Weinköniginnen auf die Bühne gehen. Basisarbeit, um zu zeigen, dass es völlig egal ist, was jemand hinter seiner Schlafzimmertür mache. Da sie zu immer mehr Feiern landauf landab eingeladen werden, beweist es auch, dass es neben Anfeindungen die gibt, die Toleranz leben.

Der Christopher Street Day und die Pride seien wichtig, um "zu zeigen, du stehst nicht allein", sagt Nils Feigel. Aber es gehe auch um den Alltag, es reiche nicht, die Regenbogenflagge zu schwenken, man müsse "Rückgrat zeigen, auch in der Familie, um Positionen infrage zu stellen". Das Eintreten für Akzeptanz ist eine dauerhafte Aufgabe.

Am Freitag rechnen die Veranstalter mit rund 300 Teilnehmern, mit dabei sein sollen Bürgermeisterin Jule Grunau, die Gleichstellungsbeauftragten von Stadt und Kreis und weitere Redner. Vom Clamartpark, Start 16 Uhr, geht es in einem Demozug durch die Innenstadt bis zur Konzertmuschel im Kurpark. Gerade im Bereich Rote Straße und Am Sande kann es je nach Teilnehmerzahl auch kurzzeitige Behinderungen des öffentlichen Nahverkehrs geben. Im Streckenverlauf wird die Polizei an einigen Stellen den Verkehr stoppen, um den Aufzug in Richtung Kurpark zu leiten.
Carlo Eggeling

Das Foto zeigt Dirk Ahrens und Nils Feigel.

© Fotos: ca


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