Lüneburg, am Mittwoch den 30.04.2025

Die Wärme des Dorfplatzes

von Carlo Eggeling am 29.04.2025


Es klingt nach vergangener Zeit, aber es soll Zukunft bedeuten: der Dorfplatz. So empfindet Antje Stoffregen das Paul-Gerhardt-Haus in Neu Hagen. Für die Diakonin ein Ort, an dem Jung und Alt zusammen und ins Gespräch kommen, von- und miteinander lernen, essen, feiern, Zeit verbringen, ein bisschen Zuhause. Die Kirche zwischen Bleckeder und Dahlenburger Landstraße wandelt sich. Umbauten. Räumlich, inhaltlich. Der Dorfplatz zieht daher um: Vom 1. Juli geht es im ehemaligen Godehus am Schützenplatz weiter.

Antje Stoffregen hat mit den Aktiven aus der Gemeinde geplant, wie das Leben dort weitergehen soll. Auf rund 600 Quadratmeter Fläche soll die Ladentheke erhalten bleiben, es soll Raum für ein Café, fürs Lesen, für Hausaufgaben, für eine Holz- und Fahrradwerkstatt geben. Die Kindertafel mit ihrem Mittagstisch und der schulischen Betreuung läuft weiter. Ein Treffpunkt für die vielen, die zwischen altem Lucia-Gelände und Körner-Kaserne leben, soll der neue Dorfplatz bleiben und werden.

Das alte Schützenhaus, in dem der lange Jahre der Bio-Kost-Laden seine Waren anbot, soll auch zu einem Lernort werden, oder besser zu einer Erfahrungsort. "Kinder lernen anders", sagt Antje Stoffregen. Sei es in den auf Abstand haltenden Corona-Zeiten sehr schulisch zugegangen, solle Wissen nun praktischer vermittelt werden.

So bleibt die Theke des Ladens erhalten, das Café soll sie nutzen. Für das kleine Lokal braucht es Kuchen. Das Backen wird zur Mathestunde: Wie viel Butter, Mehl und Zucker braucht es? Was kosten zwei Kaffee und ein Stück Sandtorte? In der Fahrradwerkstatt geht es selbstredend handwerklich zu. Dazu kommen Bewegungsangebote. Die Diakonin weiß, nicht nur die Jungen lernen, auch die Erwachsenen gehen mit einem Gewinn nach Hause.

Zurück zum Bauen. Am Schützenplatz schaffen Handwerker beispielsweise zusätzliche Türen als Notausgänge. Dazu müssen die einzelnen Bereiche abgetrennt und eingerichtet werden. Der Umzug steht an. Daher schließt die Paul-Gerhardt-Gemeinde vom 19. bis 27. Juni die Türen. Vom 30. Juni bis zum 4. Juli laufen die ersten Treffen am Schützenplatz. Danach brechen die Sommerferien an, sie dauern bis zum 14. August. Die Baugenehmigung sei vergangenes Jahr beantragt worden, die Gemeinde rechnet damit, im Sommer grünes Licht zu erhalten.

In der Kirche regieren dann die Handwerker. Wie berichtet, hat die Gemeinde ein Konzept erarbeitet, dass aus Kirchenraum und Gebäude ein Zentrum wird, in dem die verschiedenen Angebot laufen können, also Kindertafel mit Hausaufgabenhilfe, ein Mittagstisch, Sprachkurse, Gesprächskreise und und und. Zudem wandelt sich der ehemalige Pastorentrakt, dort entstehen sechs Wohnungen. Sie sollen ebenso zur Finanzierung der künftigen Arbeit beitragen, wie eben auch Besprechungsräume und Büros, die man vermieten möchte.

Auf 3,4 Millionen Euro schätzen die Verantwortlichen die Kosten, einen Puffer haben man eingeplant. Doch eigentlich wollte man in der Gemeinde bleiben, kein Ausweichquartier beziehen während der Bauphase. Doch es wäre zu laut. Auch zusätzlicher Brandschutz geht ins Geld. Antje Stoffregen sagt, die Gemeinde habe einen eigenen Anteil aufgebracht, kirchliche Organisationen gäben Bares, dazu diverse Stiftungen, auch städtische, denn Paul Gerhardt erledigt letztlich auch einen Teil Sozialarbeit für die Stadt.

Aktuell fehlen Antje Stoffregen und ihren Mitstreitern rund 200 000 Euro. Doch sie hofft, dass es noch mehr private Spender gibt, die beispielsweise eine Sozial-Aktie kaufen für jeweils 100 Euro -- die Rendite ist eben das Gefühl zu helfen.

Darin liegt die Grundmotivation im Stadtteil: 120 Ehrenamtliche engagieren sich, es kommen Menschen aus vielen Nationen, die etwa Deutsch lernen, aber eben auch von sich und ihrer alten Heimat erzählen. 20 Plätze bietet die Kindertafel, aber es kommen mehr Mädchen und Jungen, da nicht alle jeden Tag dabei sind. In den Lernraum kommen zudem Schüler der Klassenstufen fünf bis sieben, die Unterstützung finden. Das Café nutzen regelmäßig 50 bis 80 Anwohner, mehr als zwei Dutzend kommen zum Mittagstisch.

Wer mehr erfahren möchte geht auf die Internetseite des Paul-Gerhardt-Hauses. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen Antje Stoffregen, das Gemeindehaus und das ehemalige Godehus.

© Fotos: ca


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