Lüneburg, am Samstag den 02.08.2025

Die Glücksoffensive

von Carlo Eggeling am 21.12.2024


Meine Woche
Glück

Ich war gestern auf dem Weihnachtsmarkt in Straßburg. Kontrollen an vielen Ecken, plötzlich kamen Mannschaftswagen der Polizei mit Blaulicht, Beamte liefen mit Maschinenpistolen im Anschlag durch die proppenvollen engen Straßen, in denen sich Fachwerkhäuser rund um das erhabene Münster kuscheln. Doch die gefühlte Nähe hilft nicht, wenn ein Irrer, ob Islamist oder wie jetzt mutmaßlich in Magdeburg ein AfD-Sympathisant, mörderischen Wahnsinn auslebt.

Straßburg hat es 2018 beim Weihnachtsmarkt erlebt, fünf Tote, elf Verletzte. Der Täter, er soll ein Anhänger des Islamischen Staats gewesen sein, wurde zwei Tage später bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Gestern Nachmittag war es, als ob ein Hauch des Terrors wieder durch das Gewirr des Gassen strich. Wenn man klein im Münster steht, vor Wandteppichen, der Schönheit leuchtender Fenster, vor filigranen Figuren aus Stein, denkt man selbst als Spötter: Gott sei Dank, dürfen wir friedlich zusammenstehen und staunen. Menschen aus zig Nationen, Christen neben Moslems.

Damit sind wir beim Glück. Die Lüneburg Marketing unterstützt die Idee, aus Lüneburg Glücksburg zu machen, also in der Heide nicht an der Ostsee. Mehr Miteinander, mehr Gemeinsinn, das hebe die Stimmung. Das ist aller Ehren wert. So viel Streit in der Welt und gerade an der Ilmenau. Das Gute und neue Geist würden zu wenig gewürdigt, lese ich immer wieder. So viele bemühen sich. Aber mal ehrlich, es sind stets Miesepeter, die nach der Philosophie des düsteren Denkers Friedrich Nietzsche leben: "Wer mit sich unzufrieden ist, ist fortwährend bereit, sich zu rächen."

Gucken wir auf den kommunalen Etat, der fällt noch düsterer aus als Nietzsche. Die Lage kommt an der Ilmenau ähnlich dramatisch daher wie im Landkreis und zig anderen Städten und Gemeinden im Land. Weil wir hier nicht aufs Hörensagen setzen, die Mitteilung der Stadt: "Der Haushaltsplan sieht für 2025 ein Jahresergebnis von minus 46,7 Millionen Euro (2026: minus 59 Millionen Euro) vor."

Glücklicherweise hat sich Kämmerer Matthias Rink etwas ausgedacht, um zu reagieren, die Mehrheit des Rates hat es abgenickt. Noch einmal Zitat Stadt Lüneburg: "In beiden Jahren ist dabei eine hauswirtschaftliche Sperre vorgesehen, die das Ziel verfolgt, die geplanten negativen Jahresergebnisse zu verbessern. Diese liegt 2025 bei 6,5 Millionen Euro, im darauffolgenden Jahr bei 9,2 Millionen Euro." Und: „Die Verwaltung hat der Politik den Vorschlag unterbreitet, dass diese Beträge jeweils im laufenden Jahr einzusparen sind bzw. erwirtschaftet werden müssen“, erklärt Stadtkämmerer Matthias Rink die Bedeutung der hauswirtschaftlichen Sperre. So soll der Blick auf mögliche Einsparpotenziale bei einzelnen Maßnahmen weiter geschärft werden."

Es wäre jetzt total gemein nachzufragen, warum Kassenwart Rink nicht gleich benennt, wo er spart, denn dass die beiden Millionenbeträge dem Rotstift zum Opfer fallen, scheint mehr als wahrscheinlich. Liegt das Ermessen bei Rink oder hat der Rat ein Wort mitzureden? Das sagt die Mitteilung nicht. Ebensowenig, warum der Chefbuchhalter nicht benennt, was geht und was nicht. Wer will zu Weihnachten schon Heulen und Zähneklappern? Zum Glück verschont uns die Rathausführung so mit schlechten Nachrichten.

Bleiben wir heiter. Das gelingt bestens mit einem Blick auf die Lüneburg Marketing Gesellschaft. Die Mitteilung der Stadt dazu: Durch eine neue Gesellschafterstruktur, die der Stadt einen Anteil von 75 Prozent sichert, könne Chefin Gitte Lansmann Fördermittel einwerben. Wir lernen uns durch Feste und Aktionen besser kennen, am Ende ist es so Hawaii-Hemd fröhlich wie bei den Beach Boys: "Good Vibrations".

Zwar gab es bislang außer vier verkaufsoffenen Sonntagen, ein bisschen Stadtfest und Musiknächten kaum Ansätze für Lust auf Stadt, aber das lag nur am Geld. Jetzt sprudeln die Ideen nur. Kommt die Kohle, kommt der Wandel. Das ist wie im im Chemieunterricht: Diamanten sind letztlich der funkelnde Zustand der Kohle.

Schauen wir also wohlgemut in die Zukunft. Weihnachten bietet sich an. Der Heiland kam vor gut 2000 Jahren im Stall zu Bethlehem in die Welt, und mit ihm kam die Hoffnung und das Glück. Beides ist geblieben, auch wenn die Geschichte bekanntlich dreißig Jahre später nicht unbedingt gut für den Herrn Jesus ausging. Manchmal ist es ein Kreuz.

Doch wir lassen uns nicht entmutigen. Zum Glück. Gute Tage. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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