Drei Monate elektronische Patientenakte: Licht und Schatten
von Kassenärztliche Vereinigung am 01.08.2025HANNOVER (kvn-pr/dh). Seit Ende April läuft die freiwillige „Hochlaufphase“ für die
elektronische Patientenakte (ePA) in den Arztpraxen. Nach drei Monaten fällt die Bilanz der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) durchmischt aus. 76 Prozent der niedersächsischen Arztpraxen haben das ePA-Modul installiert. Etwa die Hälfte davon nutzt aktuell die ePA. Die meisten Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS) haben mit dem vergangenen Update das neue ePa-Modul bereitgestellt. „Trotzdem kann knapp ein Viertel der Praxen die ePa noch nicht nutzen. Einige PVS-Hersteller sind noch nicht so weit“, so die Zwischenbilanz der Vorständin der KVN, Nicole Löhr, heute in Hannover. „In Anbetracht der für Oktober anstehenden ePA-Nutzungsverpflichtung für Praxen gibt dies Anlass zur Sorge. Alle Praxen müssten spätestens jetzt die Gelegenheit haben, die ePA in ihrem Arbeitsalltag zu testen. Viele anfängliche Schwierigkeiten zeigen sich tatsächlich erst im Einsatz in der Praxis. Unter dem Strich hängt die Umsetzung stark vom jeweiligen PVS-Modul ab“, sagte Löhr.
Die KVN-Vorständin appelliert an die Praxen, die technisch „ePA-ready“ sind, die ePa jetzt aktiv in ihren Praxisalltag zu integrieren und Rückmeldung an die Hersteller der PVS zu geben, wenn noch Verbesserungen notwendig sind. Den anderen Praxen empfiehlt Löhr, im eigenen PVS nachzuschauen, ob das ePA-Modul aktiviert werden muss. Bei einigen Systemen sei dies erforderlich. Haben Praxen noch kein ePa-Modul erhalten, sollten die Ärztinnen und Ärzte ihre PVS-Hersteller kontaktieren und nachfragen, wann das Softwaremodul ausgeliefert wird. „Praxen, die die ePA bereits in ihren Praxisalltag integriert haben, heben insbesondere die elektronische Medikationsliste positiv hervor. Sie ist das erste Element, das einen echten Mehrwert für die Praxen bietet“, so Löhr. Kritik gebe es jedoch an der Handhabung der Metadaten, etwa beim Einstellen von Befunden und Arztbriefen oder bei der Suche von medizinischen Dokumenten. „Neben dem Überblick über die Medikation des Patienten bietet die ePA für den Praxisalltag noch keinen direkten Mehrwert. Dazu sind die vorhandenen Daten noch zu rudimentär. Dies wird sich aber in Zukunft ändern“, sagte die KVN-Vorständin. Löhr weiter: „Wichtig ist die zügige Anbindung des stationären Sektors. Gerade bei der Entlassung aus dem Krankenhaus kommen wichtige Informationen für die ambulante Weiterbehandlung oft spät bei den Praxen an. Hier hat die ePa das Potential, die Versorgung merklich zu verbessern.“
Auch die Patientinnen und Patienten sind nach Auffassung der Digitalisierungsexpertin nicht gut
informiert. Löhr appellierte an die Krankenkassen, die Versicherten besser über die ePA aufzuklären. Praxen rät sie, ihre Patientinnen und Patienten bei Fragen an die Krankenkassen zu verweisen.
Eine große Herausforderung ist Löhr zufolge auch die Stabilität der Telematikinfrastruktur. Technische Ausfälle seien nicht selten. Dies beeinträchtige die Akzeptanz der ePA und der weiteren TI Anwendungen erheblich. „Die Störungen wirken sich direkt auf die Abläufe in den Praxen und damit auf die Versorgung aus. Eine verlässliche Verfügbarkeit ist die Grundvoraussetzung für die weitere Digitalisierung“, so
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.