Lüneburg, am Dienstag den 10.06.2025

Dringend in Seniorenwohnungen investieren

von Pestel-Institut am 11.03.2025


Die Pressemitteilung:
Pestel-Institut legt Untersuchung zum Senioren-Wohnen im Kreis Lüneburg vor:
„Kreis Lüneburg rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu: 2045 werden 10.600 Seniorenwohnungen gebraucht“
Warnung an Politik: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert“

Der Kreis Lüneburg kommt in die Jahre – und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet: Die
Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden im Landkreis Lüneburg rund 11.100 Menschen
mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt nämlich rund 47.200. Das geht aus einer Regional-
Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat.
Die Wissenschaftler warnen dabei: „Der Wohnungsmarkt im Kreis Lüneburg ist mit der neuen
Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt
Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten
Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt:
Der Kreis Lüneburg rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Matthias Günther.
Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 87.500 Haushalte im
Landkreis Lüneburg. In 32 Prozent davon leben Senioren. „Bereits heute braucht der Kreis Lüneburg rund
6.400 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen
gibt der Wohnungsmarkt im Kreis Lüneburg bei weitem nicht her“, sagt Matthias Günther. Und für 2045 ermittelt
die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen sogar einen deutlichen Anstieg: So wird der
Landkreis Lüneburg in zwanzig Jahren für rund 10.600 Seniorenhaushalte Wohnungen brauchen, die zum
Leben im Alter passen.
Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. „Denn ein Großteil der altersgerechten
Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer
Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator
klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, sagt Matthias Günther.
Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte
Wohnungen im Kreis Lüneburg zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu
politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das
Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit
Jahren ignoriert“, sagt Günther.

Das müsse sich jetzt dringend ändern, fordert Katharina Metzger. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes
Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim Pestel-
Institut in Auftrag gegeben hat. An die Adresse der Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus
Niedersachsen richtet Katharina Metzger einen eindringlichen Appell: „Das Wohnen muss bei den
Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub.
Es ist wichtig, dass die CDU und die SPD im Kreis Lüneburg dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ deutlich nach
Berlin funken.“
Eine künftige schwarz-rote Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur
entdecken und nutzen: „Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen
müssen – auch im Kreis Lüneburg. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr
Sozialwohnungen“, so die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels.
Die neue Bundesregierung müsse die Brisanz, die die Wohnungsnot habe, dringend erkennen: „Wer schlecht
wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die
er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust. Das alles ist sozialer und letztlich auch demokratischer
Sprengstoff“, warnt Katharina Metzer.
Der Bund habe den Neubau von Wohnungen zu wenig und außerdem auch noch falsch gefördert: „Statt wenige
Gebäude mit übertriebener Klimaschutztechnik zu fördern, muss der Bund künftig deutlich mehr Geld für mehr
Wohnungen in die Hand nehmen, die dann auch barrierearm sein müssen. Was er bislang in das Senioren-
Wohnen investiert hat, ist nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein“, so Metzger.
Gemeinsam mit den Wissenschaftlern vom Pestel-Institut warnt der Baustoff-Fachhandel eine von Friedrich
Merz geführte Bundesregierung davor, beim Wohnungsbau die politische „Weiter-so-Taste“ zu drücken: „Wenn
sich die Wohnungsbau-Krise weiter zuspitzt, wird das auch im Kreis Lüneburg einen erheblichen Verlust von
Arbeitsplätzen auf dem Bau bedeuten. Dabei geht es um die Jobs von Bauarbeitern, die im Kreis Lüneburg
dringend gebraucht werden – für den Neubau und für das Sanieren von Wohnungen“, sagt Matthias Günther.
Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen vor
allem auch die rund 16.900 Haushalte im Landkreis Lüneburg im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden
wohnen: „Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen für ihr
Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen. Dabei ist das
Bad das A und O.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen.
Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: „Bei vielen Baby-Boomern gab es
immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum
Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Baby-Boomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. Ihre
Miete können sie sich damit nicht mehr leisten – sie wird zur ‚K.o.-Miete‘. In Zukunft werden also deutlich mehr
Menschen als heute im Kreis Lüneburg auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach
über dem Kopf zu haben“, so die Prognose von Pestel-Institutsleiter Günther.
Die Untersuchung nimmt auch das Mieter-Portemonnaie der Senioren ins Visier: So liegt die durchschnittliche
Kaltmiete im Landkreis Lüneburg aktuell bei rund 7,80 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 68 Prozent der
Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, leben sogar günstiger: Rund 6.100 Haushalte im Landkreis
Lüneburg, in denen Ältere leben, zahlen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit weniger als die
Durchschnittsmiete.
„Noch jedenfalls“, sagt Ökonom Matthias Günther. Denn das werde sich deutlich ändern, wenn der Staat nicht
bereit sei, den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen
kräftig zu unterstützen. Dabei warnt der Wissenschaftler: „Eine Wohnung altersgerecht zu machen, kostet Geld
und schraubt die Miete nach oben. Aber eine höhere Miete können sich viele Ältere einfach nicht leisten. Und
erst recht nicht die Kosten für eine seniorengerechte Sanierung ihrer Wohnung.“
Dabei sei es für die öffentlichen Kassen in der Regel sogar deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu
schaffen: „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz
stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte
Wohnung zu schaffen“, so Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.
presse|mitteilung
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Wenn Rollator auf Treppe trifft: Der Kreis Lüneburg
braucht mehr Seniorenwohnungen. Ein Job, auf den
Bauarbeiter warten. Aber die Politik muss es wollen:
Die CDU und die SPD im Kreis Lüneburg sollen
dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ jetzt nach Berlin
funken.
Foto: Nils F. Hillebrand

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Es fehlen Seniorenwohnungen. Der Baustoff-Fachhandel
warnt: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Der
Wohnungsbau gehört schon deshalb ganz oben auf die
‚schwarz-rote To-do-Liste‘ der neuen Bundesregierung. Allen
voran: mehr Sozialwohnungen, mehr bezahlbare Wohnungen
und vor allem auch mehr Seniorenwohnungen“, so
Verbandspräsidentin Katharina Metzger.
Foto: Tobias Seifert

© Fotos: Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB)


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