Lüneburg, am Mittwoch den 19.11.2025

Ein Blick hinter die Bauplanen und ein Ausblick

von Carlo Eggeling am 19.11.2025


Es ist eins der ambitioniertesten Bauvorhaben in der Innenstadt -- und eins der teuersten: 35 Millionen Euro kalkuliert die Industrie- und Handelskammer für Umbau und Erweiterungen am Sand. Zwei Botschaften gab es bei einem Informationstreffen der IHK am Dienstagabend im Ausweichquartier Volgershall, voraussichtlich könne man den Kostenrahmen von 35 Millionen Euro halten und die Handwerker schaffen es, mit allem im Jahr 2027 fertig zu werden. Allerdings hätten sich Verzögerungen ergeben, so dass man in beiden Fällen am vorhandenen Puffer knabbere.

Die Kammer lädt regelmäßig zu Treffen ein, um Anwohner zu informieren und sich deren Sorgen anzuhören. Im Mai waren die Beteiligten zum letzten Mal zusammengekommen. Für das Architektenbüro Andreas Heller nahm der Projektverantwortliche Lüder Meyer Stellung, für die Kammer Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert, Projektbeauftragter Alexander Dietz und als "Ehrenamtlicher" Vize-Präsident Dr. Rüdiger Kühl. Thomas Waldner übernahm die Moderation.

Das Bauvorhaben ist komplex, es kam zu zahlreichen Überraschungen – zügig musste die IHK einen Kostensprung von 25 auf 35 Millionen Euro einräumen. in der Vergangenheit hatte sich beispielsweise herausgestellt, dass tragende Balken massiv angegriffen waren. Aktuell geht es unter anderem darum, Mikro-Anker zu setzen, also Stahlstäbe, die in die Konstruktion eingebracht werden, um die Traglast zu verbessern. Überdies finden Arbeiter hinter Abdeckungen historisches Mauerwerk, Bögen und Pilaster, also Pfeiler, die erhalten werden sollen und müssen. Um jahrhundertealtes Bauen und Moderne zu vereinen, setzen Fachleute etwa keine Stahlträger, sondern Holzbalken, die Decken tragen sollen.

Mit Fotos dokumentierten die IHK-Verantwortlichen eindrucksvoll, welche bauhistorischen Schätze sie erhalten. Dass alles mehr Geld kostet, kann selbst der Laie erkennen.

Verzögerungen erklären die Verantwortlichen eben aus unerwarteten Bedingungen. So soll in den Komplex ein Kran gesetzt werden, um die Bauarbeiten zu begleiten. Der sollte längst stehen, nun kommt er im kommenden Jahr, wahrscheinlich im März. Man nehme Rücksicht auf die Weihnachtsstadt Lüneburg, zudem solle auch der Baulärm geringer ausfallen, im Gebäude werde kein schweres Gerät eingesetzt.

Wirte und Kaufleute, die über Jahre Einbußen und Beeinträchtigungen hinnehmen müssen, haben Wünsche. Der Bauzaun an der Heiligengeiststraße wuchs jetzt -- und damit deutlich später -- quasi in die Mitte des Straßenzugs. Anlieger fragen, ob eine andere Befestigung der Elemente möglich sei. Beleuchtung wäre vorteilhaft, da nicht nur aus der Kammer kein Licht mehr falle, sondern zudem das ehemalige McDonalds-Gebäude und das Kutscherstube leer und dunkel stünden. Mälzer-Wirt Holger Klemz berichtete, dass an seiner Hauswand eine Laterne abgefahren worden sei.



Zudem hätten Anlieger gern einen Hinweis darauf, dass es „Leben hinter der Baustelle“ gibt: Am Abend blickt der Passant vom Sand links neben der Kammer auf ein Loch. In eine ähnliche Richtung ging die Anregung Andre Elfers vom Modegeschäft Hold: Bei der Anmutung eines neuen Elements der Bauplanen an der Grapengießerstraße möge man ein Motiv wählen, was über die Weihnachtszeit hinaus reiche.

Vertreter der Kammer führten an, dass die Gestaltung des Bauzauns mit der städtischen Denkmalpflege abgestimmt sei. Die Anregung: Es dürfte für die Stadt von Interesse sein, wenn Geschäfte erkennbar und erreichbar blieben, da sie unter anderem Gewerbesteuern zahlen. Entsprechende Hinweise hab es an der Dauerbaustelle Artlenburger Landstraße auf Adendorfer Geschäfte an der B209. Vize-Präsident Kühl sagte zu, dass man sich um Lösungen bemühen wolle. Das erkannte die Anlieger an, bislang seien Anregungen gut aufgenommen worden.

Dass die Baustelle neben Staub und Lkw-Verkehr deutliche Auswirkungen hat, spürt vor allem die Gasthaus-Brauerei Mälzer, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert zu den erfolgreichsten und beliebtesten Lokalen zählt: Im vergangenen Sommer mussten die Kneipiers auf ihre Außengastronomie auf dem Sand verzichten, für die kommende Saison fallen auch Tische und Stühle an der Heiligengeiststraße weg. Alles in allem gut 100 Plätze. Einen finanziellen Ausgleich dafür erhalten sie nicht. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen Stationen der Bauarbeiten in der IHK. Das Architektenbüro Andreas Heller stellt die Aufnahmen zur Verfügung.

© Fotos: ca / IHK / Heller


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