Lüneburg, am Samstag den 20.04.2024

Ein diebisches Familienunternehmen

von Carlo Eggeling am 26.05.2023


Es lief wohl immer ähnlich ab: Der 41-Jährige streifte mit Frau und Tochter durch Discount-Märkte, nahm Senioren in den Blick und soll ihnen dann aus Taschen Portemonnaies und Brieftaschen gestohlen haben. Anschließend soll der Hamburger sich eine rötliche Perücke aufgesetzt, dann zu Bankautomaten gegangen sein und Bargeld von den Konten der Rentner abgehoben haben. Der Schaden geht in die Zehntausende. Jetzt klickten Handschellen: Die Polizei war dem einschlägig bekannten "Familienunternehmen" auf die Spur gekommen. Hausbesuch und Festnahme des Beschuldigten.

Ein großer Erfolg der Uelzener Ermittler, den sie in einer Pressemitteilung verkündeten. "Wir gehen von mindestens 23 Fällen aus", sagt Polizeisprecher Kai Richter. Tatorte langen überall in Norddeutschland: Amelinghausen, Neustadt a.R., Oldenburg, Syke, Bassum, Bad Bodenteich, Cuxhaven, Bad Bevensen, Uelzen, Dannenberg, Gartow, Drochtersen, Winsen (Aller), Lachendorf, Uetze und Nordenham. Die Beamten in Uelzen erkannten den Zusammenhang und übernahmen die Führung.

In Zusammenarbeit mit Ermittlern der Hamburger Polizei sowie einem Spezialhund des Zolls durchsuchten Beamte jetzt zwei Wohnungen in Hamburg sowie ein Auto, mit dem der Mann gerade unterwegs war. Der Fund: mehr als 2.500 Euro, Mobiltelefone und mutmaßliche Kleidung, die der Mann bei den Taten trug -- und die auffällige Perücke mit den rötlichen Haaren. Das Amtsgericht Lüneburg erließ Haftbefehl gegen den Beschuldigten.

Im März hatten die Uelzener Kripo sich an die Öffentlichkeit gewandt und fragte im norddeutschen Raum: "Wer erkennt den Serientaschendieb und Geldabheber mit der mutmaßlich rötlichen Perücke?" Dazu Fotos, die an Bankautomaten entstanden waren. Richter sagt, mit der Aktion hätten die Beamten nicht nur Bürger erreicht, sondern eben auch Kollegen -- das Puzzle setzte sich zusammen mit Hinweise aus Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Oft hatten die Täter wohl leichtes Spiel, da sie zusammen mit Kontokarten auch die dazugehörigen PIN-Nummern erbeuteten. Seit September vergangenen Jahres sollen sie so mindestens 40 000 Euro ergaunert haben. Doch die Ermittler gehen davon aus, dass es mehr Taten gab und der Schaden wesentlich höher sein dürfte. Sie hoffen auf weitere Hinweise und zudem wollen sie die beschlagnahmten Handy auswerten. Die Idee liegt nahe: Anhand der Mobiltelefone können die Fahnder möglicherweise Bewegungsprofile erstellen und so Zusammenhänge erkennen.

Auffälig für die Polizisten: Zwei Discount-Ketten war besonders oft betroffen. Die sollen in den Läden keine Überwachungskameras installiert haben.

Hinweise: 04131 83062215. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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