Lüneburg, am Mittwoch den 02.07.2025

Ein Fest der Monarchie

von Carlo Eggeling am 04.02.2024


Zwei Prinzen wollen König werden, Alex II. dankt ab. Am 10. Februar hebt die queere Gemeinschaft eine neue Majestät auf den Thron. Seit dem Jahr 2000 gibt es die Tradition des Schwulen Heidekönigs. Inzwischen steht eine Gruppe um Dirk Ahrens hinter der Aktion, er war selber König und begleitet das Projekt nun als Queen Mum.

Es geht um Spaß, aber auch darum, für die Anliegen derer zu werben, die anders lieben als die meisten und die sich eine eigene Definition ihres Geschlechts geben. Neben dem schrillen Charme von Christopher Streets Days pflegen die Aktiven eine royal-bürgerliche Geschichte: Inzwischen sind die in die Gemeinschaft der Königshäuser aufgenommen, so sind sie dabei, wenn Wurzel-, Kartoffel, Wein- oder Heideköniginnen einladen. Sie stehen auf der Gästeliste der Landesregierung bei illustren Treffen etwa dem Sommerfest der Landesregierung in Berlin.

Denn bei aller Offenheit, die inzwischen weite Teile der Gesellschaft haben, treffen sie eben auch auf Vorurteile und Vorbehalte. Erreicht habe man vieles, etwa die gleichgeschlechtliche Ehe oder eine andere Einstellung zu Kindern, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben. Doch es bleibe noch vieles zu tun.

In Lüneburg sind sie inzwischen angekommen: Die Stadt stellt für die Wahl des Schwulen Heidekönigs ihren festlichsten Raum zur Verfügung: den Fürstensaal im Rathaus. 199 Personen dürfen kommen, mehr gehe aus Sicherheitsgründen nicht, sagt Ahrens. Von 17 Uhr an ist Einlass, von 18 Uhr an beginnt die Moderation, die Leonie Laryea, ehemalige Heidekönigin in Amelinghausen, und Queen Mum, Dirk, samt Spielen übernehmen. Gegen 20 Uhr soll feststehen, wie der künftige Regent heißt. Anschließend feiern sie im Kunstsaal an der Marie-Curie-Straße im Lüne-Park weiter. Beginn soll um 21.30 Uhr sein. Eintritt im Rathaus: 6 Euro, bei der Party 9 Euro, Beides zusammen ist für 12 Euro zu haben.

Adam Hasan lebt seit 2016 in Deutschland, seit 2022 besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft, in diesem Jahr bekannte er sich auch offen zu seiner Homosexualität. "Ich weiß es, seitdem ich 13 bin", sagt er. "Ich habe versucht, mit einer Frau zusammenzusein -- es geht nicht." Es war ein schwerer Schritt für ihn, in seiner alten Heimat Syrien werde man für gleichgeschlechtliche Neigungen ausgegrenzt. Eben das erlebe er auch in seiner Familie.

Seine Eltern hielten seine Sexualität für krankhaft, sie werde im muslimischen Kulturkreis nicht akzeptiert. Und damit sei er nicht allein, sagt der Pflegefachmann. Für seine Eltern und Geschwister sei sein Leben eine Schande. Daher will sich Adam Hasan dafür einsetzen, dass "Menschen mit Migrationshintergrund schwul zu sein akzeptieren. Wir müssen uns nicht verstecken. Ich verletzte niemanden." Gespräche, Veranstaltungen im Mosaique und Auftritte in den digitalen Medien findet er wichtig.

Und natürlich das Konzept für das auch schon der König auf Abruf, Alexander Tesmer, einstand: viele Auftritte, um für die Gemeinschaft zu werben und einzutreten.

Das will auch Shayne Biechele. Er ist der erste schwule Transmann, der sich um das Amt bewirbt. "Ich wurde in die Rolle der Frau gedrängt", sagt der 43-Jährige, der bei Clenze im Wendland zu Hause ist. Er durchlaufe eine Therapie, auch Operationen stünden an, um künftig als Mann zu leben: "Es geht mir darum nicht nur Schwulsein zu zeigen, sondern auch andere Aspekte." Die Gemeinschaft habe viel erreicht, Ehe für alle, ein Gesetz für Gleichstellung, "aber es ist noch so viel zu tun". Denn noch lange sei es nicht selbstverständlich, seine Identität zu wählen.

Der alte Vorname ist weg, soll nicht mehr genannt werden, nun Shayne: "Das ist ein irischer Name, den kann man weiblich und männlich nutzen." Ein Baustein für eine neue Selbstdefinition. Dazu gehört aber auch ein Stück des alten Lebens, denn um seine Kinder will sich der Kandidat kümmern: "Das geht vor."

Trotzdem ist es selbstverständlich, sich für die Anliegen der Szenezu engagieren. Schon jetzt sei er im Wendland, im nahen Salzwedel, in Lüneburg und Hamburg aktiv. Statt als Rechtsanwaltsfachangestellte, will Shayne künftig als Queer-Berater arbeiten: "Ich mache gerade die Ausbildung." Carlo Eggeling

© Fotos: Queere Gemeinschaft Alex II. geht, Shayne und Adam wollen ihm folgen.


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