Lüneburg, am Freitag den 29.03.2024

Ein konkretes Utopia

von Carlo Eggeling am 16.03.2023


Am Nebentisch probieren zwei Studenten etwas aus, das gegen Verspannungen und Nackenschmerzen helfen soll. Drei Teile, die aussehen wie ein Gitter, ergeben zusammengesteckt ein Gestell für einen Laptop. Der liegt höher, beim Tippen muss die Schreiberin die den Kopf nicht senken, sie sitzt mit geradem Rücken vorm Bildschirm. Die Idee, die den Alltag bequemer und wohl auch etwas gesünder macht, wurde mit dem 3-D-Drucker sozusagen handfest. Durch das Gitter materialreduziert, dazu aus recyceltem Kunststoff und durch die Produktion vor Ort ohne großen Transport, belastet das Ergebnis die Umwelt recht wenig. Die beiden diskutieren, wie sie die Konstruktion markttauglich bekommen.

Sie sind ein gutes Beispiel dafür, wie im Utopia aus einer Utopie etwas Machbares werden kann. Utopia steht für ein neues Angebot in Lüneburg, ein Gründungszentrum für soziale und nachhaltige Unternehmen. Modern heißt so etwas "Social Impact Lab". Am Freitag, 17. März, 19 Uhr eröffnet das Haus an der Katzenstraße. Davon erzählen die Initiatoren Martin Auer, Kerstin Blumberg und vor allem Corinna Krome, die 2018 neben an das Kulturzentrum Mosaique ins Leben gerufen hat.

Im ehemaligen städtischen Jugendzentrum findet eine wirtschaftliche Entwicklung künftig auf drei Etagen und 500 Quadratmetern Fläche statt. Wer eine Idee hat, etwas ausprobieren möchte, ist willkommen. Die Etage darüber bietet Platz für gut zwei Dutzend Co-Working-Plätze. Also Büroarbeitsplätze auf Zeit. Es sollen auch die eine Chance bekommen, die wenig haben. Im oberen Stockwerk liegen Räume für neu gegründete Unternehmen. Unten im Keller liegen eine Werkstatt und ein 3-D-Drucker -- hier können Unternehmensgründer in spe ausprobieren, ob sie aus einer Vision etwas Konkretes machen können. Im günstigsten Fall entwickeln Gründer aus ihrem Plan ein Geschäftsmodell, das sich finanziell trägt. Die Initiatoren betonen, dass sie die Interessenten begleiten -- auch wenn es nicht klappt.

Corinna Krome und ihre Partner arbeiten mit Kooperationspartnern zusammen, die Start-up-Unternehmen schon länger begleiten: unter anderem die Universität, die Industrie- und Handelskammer sowie die Wirtschaftsförderung sind ebenfalls mit an Bord.

Wichtig ist Corinna Krome, das Mosaique mitzudenken. Den Treffpunkt nutzen viele, die in Lüneburg studieren oder beispielsweise als Flüchtlinge an die Ilmenau gekommen sind. Manche Zuwanderer kommen mit Fähigkeiten und Ideen, die in einer wirtschaftlichen Selbstständigkeit münden können. Eine Zusammenarbeit von Menschen aus aller Welt ist hier selbstverständlich. Schon zwei Tage vor der Eröffnung ist das Haus gut gefüllt, neben Deutsch ist vor allem Englisch zu hören.

Vor eineinhalb Jahren im Kommunalwahlkampf war schwer umstritten, ob die Stadt ihr Jugendzentrum verkaufen und Jugendarbeit auf andere Standorte verteilen kann. Am Ende kam es so. Auch Claudia Kalisch betrachtete es kritisch, nun kommt sie am Freitag als Oberbürgermeisterin, um das Zentrum zu eröffnen.

Hinter dem Utopia steht eine Gesellschaft der Familie Krome. Sie hat von der Stadt vor Jahren Teile des alten Musikschulkomplexes gekauft, später kam das Jugendzentrum hinzu, um sozialen und integrativen Projekten Raum zu geben. Kromes, die eng mit der weltweit tätigen Firma Werum verbunden sind, engagieren sich seit langem sozial. Sie haben die Ubuntu-Stiftung gegründet, die sich selber so beschreibt: "Zweck der Stiftung ist die Förderung von Kunst und Kultur, speziell Musik und Literatur, die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit, der internationalen Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, der Bildung und Erziehung, der Wissenschaft und Forschung, des Umwelt- und Naturschutzes, der Landschaftspflege sowie die Förderung mildtätigen Handelns."

Nun schlägt Corinna Krome ein neues Kapitel auf -- für das Zusammenleben in der Stadt und um Lüneburg Impulse zu geben. Carlo Eggeling

Die Fotos (ca) geben einen Eindruck Druck des Utopia und zeigen Martin Auer, Corinna Krome und Kerstin Blumberg vor dem Modell eines Windrads Solche kleinen Winmühlen könnten künftig in Wohngebieten quasi vor der Haustür Strom erzeugen.

© Fotos: ca


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