Lüneburg, am Freitag den 21.11.2025

Ein Magnet für die Innenstadt

von Carlo Eggeling am 21.11.2025


Schlange stehen vor einem Geschäft, das kommt eigentlich nur vor, wenn es etwas (fast) umsonst gibt. Am Donnerstag zeigte Søstrene Grene, dass es noch Magneten geben kann. Wohnaccessoires, Küchen- und Schreibwaren, Spiel- und Bastelartikel, kleine Möbel -- alles mit dem Charme skandinavischer Gemütlichkeit. Das Konzept spricht vor allem Frauen an. Und die standen zu Hunderten auf der Bäckerstraße, sie wollten um 9.59 Uhr bei der Eröffnung dabei sein.

Die Reaktionen aus der Wirtschaft und dem Rathaus zeigen, man sieht einen Impuls für die Lüneburger Innenstadt. Die hat einen Magneten angesichts von 40 bis 50 Leerständen dringend nötig. Was sich füllt, bewegt sich des öfteren zwischen Friseur, Späti, Handy-Laden und noch einer Gastronomie. Diesen Lüneburger Mix findet der Kunde ebenfalls in Lünen und Lüdenscheid. Wer an Hans-Guck-in-die-Luft-Touristen-Gedrängel vorbei blickt, ahnt vermutlich eher, dass es besondere Magneten braucht, um Kunden vom Riesen-Magneten Internethandel zu lösen und tatsächlich in die Stadt zu ziehen.

Die rund 300 Quadratmeter Fläche im Kaufhaus gehören dem Lüneburger Immobilienunternehmer Jürgen Sallier und Partnern. Er und sein Büro haben lange nach dem passenden Mieter gesucht sucht. Die Café-Kette Starbucks war im Gespräch, auch die wäre ein Magnet gewesen. Klappte nicht und nicht schlimm. Nun Søstrene Grene. Das Unternehmen eröffnet seine 100. Filiale -- es betont den Standort Lüneburg.

Immobilien-Unternehmer genießen nicht den besten Ruf. Miet-Hai schwingt oft mit. Dass Investoren Gewinne machen wollen, ist eine Binsenweisheit. Warum auch nicht? Zu Jürgen Sallier gehört allerdings, dass er dem torkelnden Karstadt-Konzern bei der Miete entgegengekommen ist, sprich: Er hat sie gesenkt. Mutmaßlich wären in dem Karree sonst längst die Lichter ausgegangen.

Gemeinsam mit Stadt, Lüneburg-Marketing und Vertretern des Konzerns hat Sallier sich in Kassel das neue Vorzeigehaus des geschrumpften Warenhaus-Riesen angesehen, der nun Galeria-Kaufhof heißt, ein Vorbild auch für Lüneburg. Kleinere Flächen, verändertes Sortiment, veränderter Aufbau. Es ist zumindest eine Chance, ein breites Angebot unter einem Dach zu erhalten.

Seit Jahren wird her und hin erzählt, dass Stadtmarketing und Tourist-Info in das Warenhaus-Ensemble einziehen könnten oder sollen. Es wäre ein Zeichen, dass sich die Stadt als 75-prozentiger Träger der LMG an Vereinbarungen hält und den Standort stärkt.

Bleibt die Hoffnung, dass sich auch andere Lüneburger Immobilienbesitzer bemühen, ein interessantes Angebot in die Stadt holen. Das nutzt ihnen -- selbst bei ein bisschen weniger Pacht -- am Ende selbst. Die Mischung Imbiss, Friseur, Späti und Handy-Laden findet sich eben auch anderswo. Beliebig. Das lässt Mieten und Verkaufspreise sinken.

Zum Vergleich und zur Bedeutung des Karstadt-Hauses ein Bild aus dem Mai 1959, damals eröffnete der Warenhaus-Konzern seine neue Filiale am Marktplatz. Zeitungs-Fotograf Josef Makovec fing das Spektakel ein. Manchmal erlebt eine Stadt historische Momente. Carlo Eggeling

© Fotos: LA / Netz makovec


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