Lüneburg, am Mittwoch den 07.05.2025

Ein Polizist sagt Tschüs

von Carlo Eggeling am 27.04.2023


Lüneburger Gesichter (46)
In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Der Mann mit dem Lächeln
Innenstadt-Kob Thomas Fischer geht in Pension

Das ist geblieben, wer als Kob durch die Lüneburger Innenstadt streift, versteht sich auch als Sozialarbeiter. Das ist so, seit Axel Bartsch 1978 als erster Kontaktbeamter anfing, ihm Wolfgang Scholz folgte und schließlich Thomas Fischer das Amt übernahm. Drei Kollegen in bald 45 Jahren, das spricht dafür, dass der Job Spaß macht. Und die "Kundschaft" zufrieden ist. 16 Jahre war die Innenstadt Fischers Revier. Nun geht er in Pension.

"Tom" ist nicht nur ein vertrauter Ansprechpartner im Kern der Stadt, sondern auch in der Polizei bekannt wie "ein bunter Hund", wie Lüneburgers Polizeichefin Stefanie Lerche sagt. Klar, dass es einen besonderen Abschied für ihn gab: Mit Blaulicht kam ein Schwung "Ehemaliger" jetzt bei einer Werbeveranstaltung der Polizei Auf der Hude vorgefahren, um dem Hauptkommissar Tschüs zu sagen. Selbstverständlich war auch Bartsch gekommen, der Mann der ersten Stunde. Kob Andreas Kremeik und seine Mitstreiter hatten die kleine Feier organisiert.

Dienstlich ist die Laufbahn von Thomas Herbert Fischer schnell erzählt: 1978 begann er bei der Polizei, wie die meisten ging er danach zur Bereitschaftspolizei, er versah seinen Dienst im Schichtdienst auf der Wache, absolvierte ein Studium zum Kommissar. Als es um die Nachfolge des gesundheitlich angeschlagenen und inzwischen verstorbenen Wolfgang Scholz ging, fragte ihn sein Chef, ob er nicht Kob werden wolle. "Das ging von einen Tag auf den anderen", erinnert sich Fischer. Er wollte. Und blieb.

Das sei eine gute Entscheidung gewesen, sagt der 62-Jährige. Auch für die Polizei. Denn Tom ist ein freundlicher zugewandter Mann. Das wissen die, denen es nicht gut geht. Wenn er durch den Clamart-Park und aktuell durch den Park vorm Museum geht, reden die Junkies mit ihm, erzählen, wo es ein Problem gibt, dass sie sich von Fischers Kollegen bei Kontrollen zu hart angefasst fühlen. Er lächelt, wie so oft, und sagt: "Das ist eben auch Sozialarbeit." So hat es vor vier Jahrzehnten auch Bartsch beschrieben.

Kob bedeutet die nette Seite der Polizei zu sein: Schulwegsicherung für die St.-Ursula- und die Heiligengeistschule, Fahrräder kodieren, auf der Streife Touristen einen Weg erklären, sich von einer Geschäftsfrau Probleme mit irgendeiner Verwaltungsentscheidung schildern zu lassen.

Selbstverständlich hat Polizei selbst im Wohlfühlmodus etwas mit Straftaten zu tun. Die Kobs kennen ihre Stadtteile, wenn die Kripo jemanden sucht, stehen sogenannte Aufenthaltsermittlungen an. Oder das Befragen von Anwohnern nach einem Einbruch: Wer hat etwas gesehen? "Dann reden wir mit Nachbarn und Hausmeistern, um rauszubekommen, wo jemand abgeblieben ist, was jemand beobachtet hat." Freundlichkeit erobert Herzen -- und bringt Ergebnisse.

Warum Fischer so viele Polizisten aus ganz Niedersachsen und darüber hinaus kennt, hat mit einem anderen Posten zu tun: Er gehört zur Verpflegungseinheit. Bei Demonstrationen, etwa wenn der Castor rollte, machte er mit anderen die Beamten satt. "Ich habe den Service mitorganisiert." Nicht nur das. Seine Mandelhörnchen gelten als legendär. Das haben sich auch die gemerkt, die sich einst im Einsatz freuten, sich mit einem heißen Kaffee etwas aufwärmen zu können und heute goldene Sterne tragen -- einige wie Vize-Polizeipräsident Jens Eggersglüß sind zu seinem Abschied gekommen. Einige erzählen, dass sie Tom eigentlich nur mit einem Lächeln kennen.

Mehr als 20 000 Schritte am Tag, zig durchgelaufene Sohlen, unzählige Gespräche. Der Job eben. Privat mit seiner Frau Heike ein eleganter Tänzer. In ihrem Stadtteil ist die Familie seit Jahrzehnten eng verwachsen und gern gesehen. Der Ruhestand werde nicht langweilig, sagt Tom. Ganz aufhören ist eh nicht sein Ding: Bei der Verkehrswacht engagiert er sich weiter, wie einige der Pensionäre. Polizei bleibt ein bisschen Familie.

Fischer ist aktuell der dritte Kob, der seinen Posten räumt. Eine Kollegin hat gekündigt, ein anderer wechselt zu einer Spezialeinheit. Demnächst sollen die Nachfolger vorgestellt werden. In der Innenstadt übernimmt Kerstin Sievers das Amt, sie ist bereits einige Runden mit Fischer mitgelaufen. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen Tom Fischers Abschied. Für die Polizei macht Ute Bösch die passenden Bilder. Selbstverständlich charmant. Und so muss sich Fischer zur Gaudi entsprechend in Kochjacke allen zu Füßen legen.

© Fotos: ca


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