Lüneburg, am Mittwoch den 25.06.2025

Ein teures Dornröschen

von Carlo Eggeling am 26.08.2024


Der neulich aufgerufene Preis war ambitioniert: 890 000 Euro für eine augenscheinliche Ruine in der Altstadt. Das Haus an der Görgesstraße 4, vis-à-vis des Eingangs zum Kalkberg, war kurzzeitig auf einem Internetportal im Angebot, inzwischen wurde die Offerte zurückgezogen. Aus der Altstadt ist zu hören, Immobilienfachleute sollen eine Einschätzung abgegeben haben, die einen weit geringeren Preis für realistisch halten.

Es ist eine tragische Geschichte.

Der damalige Eigentümer hatte sich Großes vorgenommen für das Haus an der Verlängerung der Straße Auf der Altstadt: „Ich träume davon, dass es mal das schönste Haus in der ganzen Straße wird." Das war 2002. Mehr als 20 Jahre später gähnt das Gebäude als lebensmüdes Gerippe. Es scheint der Satz zu gelten, den mancher auf dem Bau kennt: "Das hält nur noch aus Gewohnheit." Denn der untere Teil des Hauses fehlt bis auf Balken, die das obere Geschoss tragen. Der Besitzer, der lange zurückgezogen und mit gesundheitlichen Schwierigkeiten in dem verwahrlostem Hausrest lebte, starb im Sommer 2021. Die Familie wollte das Haus erst restaurieren, jetzt steht ein Verkauf an.

Der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt hatte sich zunächst engagiert, als Verwandte des verstorbenen Eigentümers erklärten, sie wollten die Reste des Gebäudes herrichten. ALA-Mitglieder packten beim Aufräumen mit an, berieten über Möglichlkeiten und bei baulichen Fragen -- so wie es seit Jahrzehnten Tradition des Vereins ist. Getan hat sich danach offenbar wenig. Es schaut aus wie vorher, Bäume uns Sträucher zogen ins Erdgeschoss, die Flächen drumherum wurden zum Lagerplatz gescheiterter Träume. Für Anwohner, die es prosaischer sehen, Müll.

Die Stadt konnte über die langen Jahre wohl wenig tun, außer Sicherungsmaßnahmen fordern. Auch bei Häusern gibt es offenbar wie bei dem ehemaligen Eigentümer ein "Recht auf Verwahrlosung" -- erst wenn das Haus zur Gefahr wird, können die Behörden eingreifen. Ob die Überreste zu retten sind, scheint fraglich. Doch die Lage am Eingang des Kalkbergs hat etwas. Platz für einen Neubau? Oder küsst ein Liebhaber das Dornröschen wach? Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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