Eine Baugenehmigung dauert und ohne die Bahn scheint es nicht zu gehen
von Carlo Eggeling am 08.08.2023In manchen Punkten scheinen Landkreis und Bahn besonders gründlich, warum, erschließt sich Bau-Ingenieur Martin Hannemann nicht so rech. Der möchte in Adendorf bauen. Doch das ist nicht so einfach. Vor gut drei Monaten habe er seinen Bauantrag gestellt. Die Gemeinde Adendorf habe alles zügig geprüft und die Anträge und Papiere an den Landkreis weitergereicht. "Vom Landkreis habe ich erst einmal nichts gehört", sagte Hannemann, der ein Planungsbüro betreibt und ständig mit Behörden zu tun hat. Er habe in der Verwaltung angerufen -- und bekam Post, mit der er nicht gerechnet hatte: von der Bahn. Im Kreishaus findet man, alles gehe seien ordentlichen Gang.
Sein Grundstück liegt am Bahndamm 12. Die Adresse sagt es, es liegen Schienen in der Nähe, die Linie Lüneburg - Lauenburg - Lübeck. Die DB Immobilien Abteilung Baurecht II fordert den Adendorfer schriftlich auf: "Durch das Vorhaben dürfen die Sicherheit und die Leichtigkeit des Eisenbahnverkehrs auf der angrenzenden Bahnstrecke nicht gefährdet oder gestört werden." Acht Wochen vor Beginn der Arbeiten sei eine "Baudurchführungsvereinbarung (BDV) mit der DB Netz AG abzuschießen".
Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich: Schon im Anschreiben der Bahn heiße es, das Grundstück liege zwölf Meter vom Gleis entfernt, sagt Hannemann. Damit nicht genug: Dazu kommen eine Straße und ein kleines Waldstück, die Bäume, eng an eng, ragen 15 bis 20 Meter in die Höhe. Hannemanns Antwort an die Bahn: "Ein Überschwenken der Bahnfläche ist aufgrund der vorhandenen Grünfläche mit Bewuchs nicht möglich. Das Bahngelände wird weder betreten noch befahren."
Auch andere Einwände der Bahn wirken wie aus dem Setzkasten von Textbausteinen: Baumaterial und Schutt dürfen nicht auf den Gleisen und daneben gelagert werden, Triebwagenführer dürften nicht durch Leuchten geblendet werden. Gegen "Bremsstäube, elektrische Beeinflussungen durch magnetische Felder" müssten gegebenenfalls Schutzmaßnahmen auf Kosten des Bauherren vorgenommen werden.
Ein Blick vor Ort zeigt, alles sehr theoretische Annahmen, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben. Zwar dürfte man auch bei der Bahn und im Kreishaus über Alltägliches wie Googlemaps und -view verfügen, doch Hannemann hat seinen Schreiben Fotos beigefügt, um die Realität vorzuführen. Vergebens.
Eine Verwaltung arbeitet wie eine Verwaltung arbeitet. Das zeigt die Antwort auf eine Anfrage von LA im Kreishaus: "Die Bearbeitungsgeschwindigkeit eines Bauantrages hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Deutsche Bahn wird als Trägerin öffentlicher Belange miteinbezogen, wenn ein Bauvorhaben in der Nähe ihrer Liegenschaften beantragt wird. Dabei ist unter Umständen nicht die Entfernung zu den Gleisen, sondern zur Grenze des Bahngrundstücks von Belang. Es handelt sich dabei um eine rein präventive Maßnahme, die die Genehmigung nicht verzögert hat. Für gewöhnlich wird die Stellungnahme der Bahn dem Antragssteller als Teil der Baugenehmigung zur Verfügung gestellt."
Das klingt nicht nach Tempo. Dabei hat Ingenieur Hannemann alles ordentlich vorbereitet und mit geprüfter Statik für seinen Bungalow mit Doppelgarage auf dem 830 Quadratmeter großen Grundstück bei der Verwaltung eingereicht. Der 62-Jährige bleibt frustriert zurück: Die Gemeinde Adendorf habe alles geprüft, binnen eines Tages und für richtig befunden. Auf dem Michaeliskloster braucht es länger. Was ihn ärgert: "Es dauert alles, und jeder weiß, wie die Kosten im Moment steigen." Carlo Eggeling
Die Fotos zeigen Martin Hannemann und die Situation in Adendorf.
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am 09.08.2023 um 11:01:38 Uhr