Eine gelungene Ernte am Schildstein
von Streiobstwiesenverein am 22.09.2025Apfelernte im Schildstein
„Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ hat angeblich Martin Luther gesagt. Die Gärtnerinnen und Gärtner der Kolonie „Am Schildstein“ sahen vor dem 2. Weltkrieg offensichtlich den Weltuntergang voraus. Sie pflanzten Unmengen an Apfelbäumen in ihren Parzellen. Sommer- Herbst- und Winteräpfel, dazu noch Birnen, Pflaumen und Kirschen. So findet man es noch heute in vielen ihrer Gärten vor. Der Lüneburger Streuobstwiesenverein hat diese Tradition 2010 wieder aufgenommen und viele alte Bäume durch Jungbäume der gleichen Sorte ersetzt. So sind mehrere hundert Obstbäume in den letzten 15 Jahren im Schildstein neu gepflanzt worden. 2025 war ein sehr günstiges Jahr für das Obst. Im trockenen Frühjahr haben die Insekten fast jede Blüte bestäubt. Der später einsetzende Regen hat für eine gute Fruchtentwicklung gesorgt und die Sommersonne brachte Süße und Aroma. Nun freuen sich viele über eine große Ernte. Am Sonnabend, dem 20.09.25, wurde vor dem Schildstein-Vereinsheim vom Lüneburger Streuobstwiesenverein ein Apfelsaftpressen und Mosten angeboten. Schnell bildete sich eine lange Schlange von ganzen Familien mit Schubkarren, Bollerwagen, Taschen und Eimern mit Äpfeln vor der großen Presse. Zunächst wurden die Früchte dort in großen Wannen gewaschen und dann an langen Tischen aufgeschnitten und Beschädigungen entfernt, damit nur das Beste in den Saft kam. Der „Mann von der Presse“ Jens Reck kam durch den Andrang ordentlich ins Schwitzen. Er zerkleinerte mit der Maschine die Äpfel und per Hand wurde dann gepresst. Später wurde der gewonnene Saft erhitzt und in Beutel abgefüllt. Die Kinder hatten eine eigene Presse und haben mit großem Eifer und stundenlang gearbeitet und auch bei den Erwachsenen geholfen. Tik Tok und Smartphone waren vergessen. Zuschauer wunderten sich darüber, dass die Äpfel ganz anders aussahen, als im Supermarkt. Sie waren gestreift, hellgelb, rotviolett, braun berostet, grün, groß, klein, dick, platt, länglich, kugelrund oder eckig. Und sie hießen nicht Gala, Braeburn oder Jonagold sondern Uelzener Rambur, Wohlschmecker aus Vierlanden, James Grieve, Kaiser Wilhelm, Finkenwerder Herbstprinz, Berlepsch, Goldrenette von Blenheim oder Geheimrat Dr. Oldenburg. Und auch der Apfelsaft war köstlich, ganz anders als gewohnt. Als nach vielen Stunden die große Menge an Obst verarbeitet war lud die Vorsitzende Celina Müller mit ihrem Team zu einem Kuchenbuffet ein und es wurde noch eine Zeitlang Erntedank gefeiert. Wer gerne dabei gewesen wäre hat die Möglichkeit, am 05.10.25 von 11:00 – 17:00 Uhr im Bleckeder Schlosshof das Apfelfest des Streuobstwiesenvereins zu besuchen. Mit der großen Saftpresse, Aktionen für Kinder, Apfelsortenbestimmung, Info- und Marktständen. Und man kann dort Apfelbäumchen bestellen. Die werden dann zum Schildstein geliefert. Martin Luther würde es freuen. Dem Weltuntergang etwas entgegensetzen ist besser, als ihn resigniert abzuwarten.
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