Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Eine Million Euro aus Berlin für den Hasenburger Grund in Gefahr

von Carlo Eggeling am 13.09.2023


Die Toiletten und Duschen sind in die Jahre gekommen, es mangelt an Umkleiden für die rund 400 Fußballer, die hier kicken. Eigentlich sollte alles längst modernisiert werden. Das Geld stand zur Verfügung. Doch die Bauverwaltung war Jahre lang nicht in der Lage, aus einer Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Das monieren der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete und CDU-Ratsherr Eckhard Pols und MTV-Ehrenpräsident Hartmut Deja. So droht nun eine Million Euro Fördergeld für die Sportanlage Hasenburger Grund verloren zu gehen. 2018 beantragt in Berlin, im Folgejahr genehmigt, Ende 2023 müssten sie verbaut sein.

Im Rathaus verbreitet Sprecher Florian Beye Optimismus. Auf Anfrage sagt er: "Der Förderbescheid sagt aus, dass die Hansestadt das Geld bis zum 31. Dezember 2023 ausgegeben haben muss. Wir setzen alles daran, eine Fristverlängerung zu erwirken." Auch eine Erklärung für die lange Dauer gibt es: "Die Hansestadt möchte das Projekt nicht beerdigen und auch nicht auf die Fördersumme des Bundes verzichten. Allerdings gehört zur Wahrheit, dass der Ersatzneubau auf der Sportanlage Hasenburger Grund in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Gründen mehrmals verschoben werden musste. Fehlende Manpower im Baudezernat ist ein Grund, zahlreiche dringend zu priorisierende Bau-Projekte sind ein weiterer Grund, wie zuletzt die Errichtung von Not- und Gemeinschaftsunterkünften."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bauverwaltung in der Kritik steht. Auch beim Salzmuseum wurden Pläne abgespeckt, ging es darum, bei einer Förderung mit Berlin neue Bedingungen auszuhandeln. Stadtbaurätin Heike Gundermann erklärt immer wieder, dass sie Stellen nicht nachbesetzen kann, es daher schwierig sei, Projekte umzusetzen. Doch während die Stadt -- zu ist es aus der Verwaltung zu hören -- angeblich den nächsten Abgang eines Ingenieurs zu verzeichnen hat, läuft es beim Landkreis anders: Stellen waren vakant, der Ausbau von Schulen verzögerte sich. Doch im Hochbauausschuss des Landkreises verkündete der Fachdienstleiter der Gebäudewirtschaft, Detlef Beyer, vergangene Woche, dass die Jobs inzwischen vergeben seien.

Deja beschreibt, dass er in seiner aktiven Zeit als Präsident mit Alt-OB Ulrich Mädge und Pols als Abgeordnetem den Plan verfolgt habe, die Anlage zu modernisieren. "Einiges wurde damals erledigt", sagt Deja Kanalisation, Wasserzuleitungen und Elektrik habe man erneuert. 300 000 Euro habe die Stadt investiert. Dabei habe der Verein unterstützt, um die Ausgaben geringer zu halten: "Wir haben der Verwaltung wieder unsere Hilfe angeboten, aber die Gegenfinanzierung muss stehen."

Als der Förderantrag gestellt wurde, sei man man von einer Investition von rund zweieinhalb Millionen Euro ausgegangen, erinnert sich Deja. Die Summe sei heute natürlich obsolet, Baukosten seien mutmaßlich um 50 Prozent geklettert.

Diese Einsicht teilt man in der Verwaltung. Sprecher Beye: "Die Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 müsste allein wegen der steigenden Materialkosten definitiv nach oben korrigiert werden. Klar ist zudem, dass das ursprünglich geplante energetische Konzept längst überholt ist, so wurde u.a. der Einbau einer Gasheizung geplant. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Das damalige energetische Konzept bedarf daher einer gründlichen Überarbeitung. Diese Zeit müssen und wollen wir uns als Verwaltung nehmen."

Warum man sich diese Zeit nicht längst genommen hat, bleibt im Dunkeln. Weitere, am Montag gestellte Fragen, konnte die Verwaltung noch nicht beantworten: "Da die Anlage augenscheinlich angegriffen ist, was gedenkt die Stadt in diesem Bereich zu tun? Welche Dezernate bearbeiten das Thema? Mutmaßlich Soziales/Sport und natürlich Bauen. Wie sieht deren Austausch aus? Drohen weitere Fördermittel zu verfallen, da es an Mitarbeitern in der Bauverwaltung mangelt? Wenn ja, wo?"

Diese Sorge treibt offenbar auch den Christdemokraten Pols um: "Einen Parallelfall werden wir mit der Bundesförderung für die Sanierung und Neukonzeption des Deutschen Salzmuseums erleben, wenn nicht bald das überarbeitete Konzept vorliegt und die Arbeiten begonnen werden. Für die Fördersumme von über drei Millionen Euro haben der damalige OB Mädge und mehrere Gesprächsprtner mit den Fördermittelgebern in Berlin geführt."

Pols moniert zudem, dass andere Kommunen "wie Adendorf (Freibad), Radbruch (Bürgerpark/Sportplatz), Lüchow (Hallenbad) die durch (meine) Mithilfe in den letzten Jahren auch Förderungen bekommen haben", Projekte bereits umgesetzt haben beziehungsweise dabei sind: "Nur Lüneburg schafft es nicht! Ich kann nur vermuten, dass eine Überlastung im Bauamt vorliegt oder andere Bauvorhaben als wichtiger eingestuft werden. Dies kann aber kein Grund sein, über Jahre nichts zu tun und sogar Hilfe eines Sportvereins abzulehnen. Was sagt die Stadt eigentlich den jungen Sportlerinnen und Sportlern und deren Eltern? Duscht nach dem Sport besser zu Hause? Alles ein Skandal, wie die Hansestadt dringenden Fördergeldern um geht."

Für Pols die Frage, wie die entsprechenden Ministerien in Berlin und Hannover künftig damit umgehen, wenn Lüneburg erneut Fördermittel beantragt -- um sie später nicht abzurufen. Er darf auf Antworten hoffen. Noch einmal Sprecher Beye: "Sowohl ein aktueller Antrag der CDU als auch eine Anfrage der SPD haben das Projekt zum Thema. Dementsprechend wird sich der Sportausschuss in seiner kommenden Sitzung am 26. September damit befassen." Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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