Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Eine Ode an die Freude

von Christiane Bleumer am 12.03.2017


Ein beeindruckendes Bild: In riesiger Besetzung hat sich der Chor im neuen Audimax aufgestellt.

Das war eine würdige Einweihungsveranstaltung. Im Audimax des neuen Libeskind-Baus der Leuphana Universität, der erst wenige Stunden vorher feierlich eröffnet worden war, wurde gestern (11. März 2017) ein monumentales Werk aufgeführt. Die Hansestadt Lüneburg hatte die erste öffentliche Veranstaltung in dem neuen beeindruckenden Gebäude organisiert. Eine gute Gelegenheit auch für die vielen interessierten Lüneburger, die das von US-Architekt Daniel Libeskind Gebäude besuchen und einmal von innen auf sich wirken lassen wollten.

Und was konnte besser passen als Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie, die mit ihrer Ode an die Freude schon immer eine große symbolische Bedeutung hatte. Thomas Dorsch und seine Lüneburger Symphoniker hatten die Bühne des Theaters Lüneburg mit der im Vergleich dazu riesigen Audimax Bühne getauscht. Hinter einen ein sechsreihiges Podest, um alle Sänger unterzubringen, die aus Japan, China, Deutschland und den USA an der Aufführung mitwirkten. Dazu kamen die ebenfalls international besetzten vier Solisten. Stimmgewaltig und beeindruckend wurde den Besuchern ein faszinierendes Werk der Musikgeschichte geboten, aber auch aufgezeigt, welche vielfältigen Mögichkeiten in diesem neuen Audimax stecken.

Doch nicht nur der Ort war etwas ganz Besonderes - auch das Konzert selbst und die Riege der Mitwirkenden spiegeln wieder, wie wichtig gerade für die Japaner die Neunte Symphonie ist. Das Werk ist in der japanischen Geschichte tief verankert und stellt seither einen Dreh- und Angelpunkt für einen wachsenden internationalen Austausch dar. Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Naruto, Toshiaki Kamei, ist Ehrenvorsitzender der "Japanischen Vereinigung zum Singen der Neunten" - in ganz Japan gibt es regelmäßig Aufführungen der Neunten mit mehreren Hundert und sogar bis zu 10.000 Chorsängern.

Erstmals in Asien aufgeführt wurde das Stück von deutschen Kriegsgefangenen am 1. Juni 1918 - sie waren im ersten Weltkrieg in japanische Gefangenschaft geraten, zum Ende des Krieges stand ihre Heimkehr nach Deutschland an, darum auch die Bezeichnung Heimkehrkonzert.

Das damalige japanische Kriegsgefangenenlager Bando lag im heutigen Naruto. Kamei schreibt dazu in einem Brief an die Hansestadt: "Infolge des Kontaktes zwischen den Kriegsgefangenen und den um das Lager lebenden Menschen entstand ein vielfältiger Austausch, über den viel Wissen und Kultur aus Deutschland in die Gegend gelangte." Auch die Partnerschaft zwischen den Städten Naruto und Lüneburg knüpft unmittelbar an diese Geschichte an. Im weiteren Verlauf der Geschichte entstand über die Konzerte ein internationaler Austausch: Bereits 2001 hatten die Freunde aus Naruto in Lüneburg eine deutsch-japanische Aufführung organisiert. Für 2018, zum 100-jährigen der Erstaufführung, ist in Naruto ein großes Jubiläumskonzert geplant. Auch dieses wird Thomas Dorsch dirigieren.

© Fotos: Bleumer


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