Er lächelt so schön
von Carlo Eggeling am 22.10.2025Fussys wunderbares Lächeln
Seit bald sechs Jahrzehnten mit Hans-Otto Trapp in der Lüneburger Gastronomie mit. Nach Gastspielen in Timmendorf und auf Sylt ist er zurück. Wir wissen, warum er Fussy heißt
Lüneburger Gesichter (80) — In lockerer Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor
Es ist dieses unglaubliche Lächeln. Als wenn ein Licht angeht, warm, einnehmend, ein wenig spöttisch, dieses "Komm`, lass und die Welt nicht zu ernst nehmen". Ein Versprechen, es wird ein guter Abend. Fussy Trapp. Seit bald sechs Jahrzehnten arbeitet er immer wieder in der Lüneburger Kneipenwelt. Eine Welt, in der es ganz gut tut, sie nicht zu ernst zu nehmen. Er war lange Jahre weg, jetzt steht er wieder zweimal die Woche in der Mälzer Mühle hinterm Tresen und zapft.
Wer älter ist, erinnert sich an Zeiten, als der Stintmarkt scheckig war, als "Bundis", Studenten und Schüler auf der Straße ihr Bier aus Plastikbechern tranken. Nicht so touristenglatt wie heute, so austauschbar, egal, ob man in Lokal A oder B sitzt mit Speisekarten, die man auch in Lüdenscheid oder Lünen findet. Die jungen Leute, die heute in der Mälzer Mühle kellnern, kennen das nicht, aber sie wissen, der Mann mit diesem Lächeln ist ein Guter.
Fussy übernimmt später den Zehner Trinkgeld, aber ich soll ihn der Kollegin zustecken. Sei besser so. Ach, Fussy. Wir sitzen bei Rhabarber-Schole und Kaffee an der Ilmenau. Über uns Platanen geschnitten wie ein Dach. Entspannt. Neben dem Lächeln geht Lachen, immer wieder.
Ende der 1970er gab es ein paar Kneipen am Stint. 1980 übernahm Fussy das Flip. Gemüsefrikadellen, Bier. Irgendwann kam mal einer rein mit einem Pferd, der Gaul bekam einen Eimer Bier am Tresen. Party.
Die Meile feierte Stint-Feste, organisiert von den Wirten, ihr Kopf war Manni Vogt, der nebenan das Schallander bewirtschaftete. Mit Manni war Fussy zusammen zur Schule gegangen, sie spielten gemeinsam bei Eintracht und dem LSK Fußball. Zehntausende kamen, als der Stint tanzte wie ein Fisch im Wasser, ein paar Bühnen mit Musik, Luftmatratzen- und Schweinetrogrennen auf der Ilmenau. Alfred Heger vermittelte als selbsternannter Admiral Hochzeiten. Alfred, aus dem Rheinland zum Studium nach Lüneburg gekommen und verstorben, wohnte sechs Jahre mit Fussy über dem Flip. Alfred gab es immer mit einem Bierglas, auch wenn er draußen an seinen Ausarbeitungen für die Hochschule saß. Fussy: "Zum Mietvertrag gehörten zwei Fass Bier."
Die Nächte waren lang, Fussy war mittendrin und fragte sich, warum eigentlich. "Ich bin nach Griechenland, um runterzukommen." Er weiß, dass es kitschig klingt, aber er hat dort das entdeckt, was schon vorher klar war: "Ich habe einen Wirt getroffen. Der sagte, du musst den Gästen die Freude geben, bei dir gewesen zu sein." Wohnzimmer und Freunde. So sei es dort gewesen: "Es trägt mich bis heute."
Als "Gastgeber" sehe er sich. So war es im Flip, das er nach zehn Jahren verließ, so war es im Schröderhof an der Schröderstraße, in dem Anwälte, Handwerker, Ärzte, Geschäftsleute und der ein und andere Tunichtgut feierten; Studenten kamen dazu: "Die glaubten, so etwas gibt es doch gar nicht." Und feierten mit den anderen und alleine mit großen Gelagen.
So war es später im LSK-Heim in Wilschenbruch, wo sie wie im Schröderhof Laub-Feste mit Livemusik zelebrierten. Irgendwie hat jeder, der in diesen Zeiten unterwegs war, sein Bier bei Fussy getrunken. Er kennt alle, alle kennen ihn. Es ging an die Lüner Straße, KalleTrapp hieß der Laden, den er mit einem Bekannten betrieb. Lief nicht so gut, "auch weil es keine Außengastro gab". Fussy hatte sich in dieser Zeit von Wodka-Apfel verabschiedet, nippte dünne Rosé-Schorle und die Erkenntnis: "Es muss was anderes sein." Kein Alkohol und eine Kneipe.
Er vermietete im Sommer Tretboote in Schröder's Garten, der damals zum Mälzer gehörte. Er verkaufte eine Zeitlang Bratwurst am Wochenmarkt. Das Leben war nicht immer einfach. Er habe gut verdient, aber eben viel in die Läden investiert. Ins Leben ebenfalls. Nie überkandidelt, aber Spaß machte es schon. Auch mit den zauberhaften Frauen, mit denen er lange zusammen war. Er lächelt wieder. Es leuchtet.
Ein Freund rief, er kam. Sechs Jahre vermietete er Fahrräder oben in Timmendorf, dann ähnlich lange in einem Nobel-Hotel auf Sylt. Manager, Politiker, Minister, Schauspieler. "Mit ein paar schreibe ich immer noch." Das ist kein Angeben, mit Fussy ist man schnell per Du und am Schnacken. Nun wieder Lüneburg.
Drei Fragen zum Schluss. Wie bist du in die Gastro gekommen? Mit 15 habe er im Star-Palast und im Blow up hinterm Bahnhof gekellnert. "Da gab es das erste Bier und die erste Zigarette. Ich musste notgedrungen eine Lehre anfangen nach der Realschule." In Hamburg habe er dann Reederei- und Speditionskaufmann gelernt. "Eingestellt hat mich der Chef, er strich mir mit der Hand über den Kopf: 'Der sieht aus wie Thomas Fritsch, den nehmen wir.'" Thomas Fritsch, Schauspieler, Filou und ein wahnsinnig charmantes Lächeln. Filou war Fussy auch, durchzechnte Nächte, aber erfolgreich. Mehr als zehn Jahre machte er in Hamburg Geschäfte: "Ich war so gar Abteilungsleiter."
Warum immer Lüneburg? "Meine Heimat, mein Herz, ich habe immer meine Wohnung behalten, um nach Hause zu kommen. Hier ist meine Wärme.
Und warum Fussy? Der kleine Hans-Otto Trapp ging mit seiner Mutter ins Altstadt-Kino. Da saß ein Nachbarsjunge ebenfalls mit Mama. Auf der Leinwand spielte der Komiker Fuzzy Al St. John. "Der Junge sagte danach, du siehst aus wie Fuzzy. Das blieb, auf dem Bolzplatz, überall. Ich war sechs, sieben damals." Al St. John lächelt ein ähnliches Lächeln.
Die zweite Schorle ist ausgetrunken. Ich kann gar nicht alles erzählen. Fussy, mein Freund, danke für Dich und Dein Lächeln, das mich mehr als 40 Jahren begleitet. Das nächste Mal übernehme ich Rechnung und Trinkgeld. Carlo Eggeling
Fotos:
Fussy in seinem neuen Revier. In der Mälzer Mühle zapft er zweimal die Woche. Es ist fast eine Rückkehr zu den Wurzeln, den in den 1980 Jahren betrieb er als "Gastgeber" das Café Filp am Stint.
Der Beitrag ist auch bei Quadrat erschienen.
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