Lüneburg, am Montag den 18.08.2025

Es geht in die Renaissance

von Carlo Eggeling am 02.12.2022



Britta Schulz macht beim ALA mit. Am Wochenende veranstaltet der Verein seinen historischen Christmarkt an der Michaeliskirche

Lüneburger Gesichter (39)
In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Jahrhunderte alte Backsteine, derbe Holzbänke, Kerzen schimmern unten im Kapitelsaal an der Michaeliskirche -- eine romantische Zeitreise. Am Donnerstagabend ist kaum ein Platz in dem Gewölbe frei. Gut zwanzig Freunde und Mitglieder des ALA haben sich verabredet zum Maroni-Abend: Sie ritzen Esskastanien an, die an diesem Wochenende auf dem Christmarkt an Ständen geröstet werden. Eine Tradition, aber etwas Neues für Britta Schulz. Sie leitet seit August das Büro des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt und findet es selbstverständlich, das große Fest mitvorzubereiten.

Am ersten Wochenende im Dezember lässt der Verein die Zeit der Renaissance, also das Leben um das Jahr 1500, in den Gassen der Altstadt aufleben. Alte Handwerkstechniken locken Besucher an, dazu der Duft von Glühwein und eben den Maronis. Stände mit Wolle, Mützen, Geschmiedetem, die Stadtwache zieht in leuchtendem Wams durch die gedrängten Besuchermassen. Wenn es dunkel wird, funzeln altertümliche Lampen.

Wenn man so will, ist auch Britta Schulz auf einer Zeitreise. Sie hat vier Jahrzehnte in Lüneburg und Hamburg in Reisebüros gearbeitet, die Rente ist in Sicht, nun soll es anders werden. "Ich habe eine Ausbildung zur Stadtführerin mitgemacht, da bekommt Kontakt zum ALA, erzählt sie. Denn einige ihrer "Mitschülerinnen" engagieren sich ebenfalls im Verein.

In Echem geboren, jetzt in Brietlingen zu Hause, gehörte Lüneburg immer zu ihrem Leben dazu. "Da ist man schon als Kind hingefahren zum Einkaufen, dann um zu Feiern etwa bei Stint- und Stadtfesten." Um etwas in der Freizeit zu unternehmen, sind natürlich auch Angebote an der Ilmenau eine gute Wahl.

"Ich kenne Lüneburg, aber ich lerne es jetzt noch einmal ganz anders kennen", sagt die 62-Jährige. Geschichtliche Zusammenhänge, dazu Blicke in Winkel und Ecken, an denen sie vorher vorbeilief, begleiten sie nun anders. Und sie bringt "ihr Lüneburg" nun Gästen nahe.

Jeden Mittwoch sitzt sie zwei Stunden im ALA-Büro, gern auch mal länger: "Das ist dann Ehrenamt." Das geht ein wenig ineinander über. Es gibt Aus- und Eintritte in den Verein, die sie bearbeitet. Gleichzeitig ist sie Börse und eine Art Scharnier: Viele, die historische Häuser restaurieren, fragen, ob im Speicher des ALA alte Fenster, Tausteine oder Türen liegen, die sie nutzen können, um ihrem Gebäude alten Charme zu verleihen. Gleichzeitig gibt es andere, die solche Schätze loswerden wollen, wenn sie Gebäude abreißen oder neu gestalten. Dazu kommt der Info-Brief des ALA, der an rund 600 Mitglieder versendet wird. Gut zu tun.

Der "Neuen" im Büro gefällt ihre Rolle bestens. "Ich kann jetzt hinter die Kulissen gucken und merke, was da alles dranhängt und wie viele ehrenamtlich mitmachen." Natürlich arbeitet sie mit Vereinsvorsitzender Inga Whiton zusammen, die in den vergangenen Jahren neue Wege einschlägt -- in Abstimmung mit ihrem Vorstand. Die müssen die Aktiven auch gehen, um Nachwuchs zu finden, denn die meisten sind schon im Rentenalter, die viel Zeit und Kraft investieren, um Lüneburger Geschichte lebendig zu halten und aufleben zu lassen mit der Alten Handwerkerstraße und dem Christmarkt.

Wie gut sie das machen und warum es lohnt, Aufgaben zu übernehmen, zeigt sich am Sonnabend und Sonntag, von 12 bis 19 Uhr beziehungsweise von 11 bis 17 Uhr im Schatten von St. Michaelis. Dann ist auch Britta Schulz dabei. Sie lächelt: "Als Gast. Es ist einfach schön." Und ein Genuss nach den Corona-Jahren, in denen vieles nicht ging. Carlo Eggeling

Das Foto (ca) zeigt Britta Schulz im Kapitelsaal.

© Fotos: ca


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